Sport/Tennis

Australien entzieht Djokovic das Visum, Anhörung am Samstag

Titelverteidiger Novak Djokovic droht in Australien die schnelle Ausweisung. Drei Tage vor dem Beginn der Australian Open hat der nationale Einwanderungsminister Alex Hawke das tagelange Warten auf seine mit Spannung erwartete Entscheidung beendet und das Visum des serbischen Tennisprofis in einer persönlichen Entscheidung für ungültig erklärt. Dies sei gut begründet und „im öffentlichen Interesse“, teilte der Minister am Freitag mit.

Danach fand eine Anhörung vor Gericht statt. Die Anwälte von Djokovic beschwerten sich, dass die Entscheidung von Hawke am Freitag so spät verlautbart worden sei. Der 34-jährige Serbe soll am Samstag um 8 Uhr Ortszeit aussagen. Bis dahin darf er sich frei bewegen und Kontakt zu seinen Anwälten haben.

Rückkehr ins Quarantäne-Hotel

Bei der Anhörung werden zwei Vertreter der Einwanderungsbehörde anwesend sein. Danach könnte Djokovic über Nacht auf Sonntag festgenommen und abermals in das Park Hotel gebracht werden, in dem er sich schon einige Tage aufgehalten hatte. Von 10 bis 14 Uhr Ortszeit darf er sich allerdings in der Kanzlei seiner Anwälte aufhalten. Am Sonntag um 9 Uhr Ortszeit geht der Prozess weiter.

Eine Teilnahme des Weltranglisten-Ersten an den am Montag beginnenden Australian Open ist deswegen zwar noch nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich geworden. Nur das Wochenende bleibt dem Rekordsieger, um sich die Chance auf den erhofften Tennis-Meilenstein zu erhalten.

Djokovic hat einen Diplomaten-Pass

Am Freitag tauchten dann Meldungen auf, wonach Djokovic einen diplomatischen Pass von Serbien besitzt. Diesen hat er im April 2011 bekommen, als Serbien allen Mitgliedern des Fed- und Davis-Cup-Teams diplomatische Pässe verlieh. Warum Djokovic diesen nicht bei der Einreise verwendete, oder ob ihm der Pass beim Einspruch hilft, wird zu klären sein.

Djokovic ist nicht gegen das Coronavirus geimpft und deswegen eine umstrittene Person in dem Land, das seit Beginn der Corona-Krise harte Regeln aufgestellt hat. 

 

"Australier haben Opfer erbracht"

Regierungschef Scott Morrison hat die Entscheidung seines Einwanderungsministers begrüßt. „Diese Pandemie war für jeden Australier unglaublich schwierig, aber wir haben zusammengehalten und Leben und Existenzen gerettet. Gemeinsam haben wir eine der niedrigsten Sterblichkeitsraten, die stärkste Wirtschaft und die höchsten Impfraten der Welt erreicht“, teilte Morrison mit und betonte: „Die Australier haben während dieser Pandemie viele Opfer gebracht, und sie erwarten zu Recht, dass das Ergebnis dieser Opfer geschützt wird.“

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Bereits bei der Ankunft in der vergangenen Woche hatten die Behörden Djokovic die Einreise verweigert und die vorgelegten Dokumente für seine medizinische Ausnahmegenehmigung als unzureichend eingestuft. Weil ihm dabei aber nicht genug Zeit zum Reagieren zugestanden wurde, kippte ein Richter das Einreiseverbot im Laufe einer Gerichtsverhandlung am Montag.

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Djokovic bereitete sich seitdem auch auf der Tennis-Anlage am Yarra River auf die Australian Open vor. Am Freitag trainierte die Nummer eins der Weltrangliste schon früher am Tag statt wie ursprünglich geplant erst am Nachmittag. Die Rod-Laver-Arena ist sein Lieblingsplatz, die Australian Open hat der Serbe in den vergangenen Jahren oft dominiert. Am Donnerstag war dem Rekordsieger der Australian Open der Serbe Miomir Kecmanovic als Gegner für die erste Runde zugelost worden. Das Match gegen seinen Landsmann sollte für ihn der erste Schritt zum zehnten Titel in Melbourne sein.

Das Turnier beginnt am Montag

Mit seinem 21. Grand-Slam-Titel will Djokovic ein weiteres Kapitel Tennis-Geschichte schreiben und sich zum alleinigen Rekord-Grand-Slam-Sieger küren. Momentan teilt er sich diese Bestmarke mit Rafael Nadal und dem seit Monaten pausierenden Roger Federer. Der Spanier und der Schweizer haben wie Djokovic jeweils 20 Trophäen bei den vier wichtigsten Turnieren gesammelt.

Dem 34-jährigen Djokovic war in der vergangenen Woche am Flughafen in Melbourne die Einreise nach Australien verweigert worden, weil er nicht gegen das Coronavirus geimpft ist und den Behörden die Dokumentation seiner medizinischen Ausnahmegenehmigung nicht ausreichte. Weil die Grenzbeamten ihm allerdings nicht die vereinbarte Zeit zur Klärung zugestanden hatten, wurde die Entscheidung vor Gericht gekippt. Ein Formalfehler also.

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Die australische Regierung hatte angekündigt, weitere Schritte in Betracht zu ziehen, um Djokovic das Visum zu entziehen. Der Fall wurde auch für die Politik des Landes zu einer heftigen Belastungsprobe, nachdem Australien viele Monate in harten Lockdowns verbrachte und auch viele Bürger des Landes wegen der scharfen Regeln lange Zeit nicht in ihre Heimat einreisen durften. Die Stimmung in Australien ist - mit Ausnahme der serbischen Community - klar gegen Djokovic.

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10. Dezember: Die Frist für den Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung zur Teilnahme an den Australian Open endet - für Spieler, die nicht gegen das Coronavirus geimpft wurden. Nur vollständig Geimpfte dürfen an den Start gehen.
16. Dezember: Der nicht geimpfte Djokovic nimmt an einer Veranstaltung der serbischen Post in seinem Heimatland teil. Am Abend erfährt er von seiner Infektion. Das positive PCR-Ergebnis steht in Unterlagen, die seine Anwälte später den australischen Behörden vorlegen. Nach den Regeln in Serbien müssen Covid-Positive, die keine schweren Symptome haben, für 14 Tage in häusliche Isolation.
17. Dezember: Djokovic, der eigentlich in Monaco lebt, ist ohne Maske und Abstand Gast auf einer Preisverleihung für junge Tennisspieler in Serbiens Hauptstadt Belgrad.
18. Dezember: Er hat ein Interview mit Foto-Shooting für die französische Sportzeitung „L'Équipe“.
22. Dezember: Djokovic hat einen weiteren Test gemacht. Ergebnis nach eigenen Angaben: negativ.
30. Dezember: Djokovic erhält seinen Anwälten zufolge eine Ausnahmegenehmigung für die Australian Open vom Medizin-Chef des australischen Tennisverbands.
Jahreswechsel 2021/2022: Aufnahmen in sozialen Medien zeigen Djokovic in einem Tennisclub im spanischen Marbella.
5. Januar: Djokovic reist nach Australien. Weil er aus Sicht der Behörden nicht die nötigen Dokumente für eine Ausnahmegenehmigung vorlegt, wird ihm die Einreise verweigert. Er kommt in ein Abschiebehotel.
6. Januar: Auf einer bemerkenswerten Pressekonferenz in Belgrad vergleicht Djokovics Vater seinen Sohn mit Jesus Christus: „Jesus wurde gekreuzigt, ihm wurde alles angetan, und er ertrug es und lebt immer noch unter uns“, so Srdjan Djokovic. „Jetzt versuchen sie Novak auf die gleiche Weise zu kreuzigen und ihm alles anzutun.“
10. Januar: Ein Gericht in Melbourne gibt Djokovics Einspruch statt und lässt ihn einreisen. Er darf sich frei bewegen. Wenige Stunden später steht er auf dem Trainingsplatz.
11. Januar: Es wird bekannt, dass Djokovic in seinem Einreiseformular angegeben hat, er sei in den 14 Tagen vor dem Flug nach Australien nicht gereist.
14. Januar: Der australische Einwanderungsminister Alex Hawke nutzt sein persönliches Recht und erklärt das Visum für Djokovic erneut für ungültig. Der Serbe kann noch Rechtsmittel dagegen einlegen.

Djokovic räumte Fehler ein

Am Mittwoch bestritt Djokovic in den sozialen Netzwerken absichtliche Falschangaben und die Gefährdung anderer Menschen, räumte aber Fehler im Umgang mit seinem positiven Testergebnis ein. Via Instagram wehrte er sich vor allem gegen zwei Vorwürfe: Weder habe er absichtlich eine falsche Angabe gemacht zu seinem Reiseverhalten in den 14 Tagen vor dem Flug ins Gastgeberland der Australian Open, noch habe er im Wissen seines positiven Coronatests im Dezember eine Veranstaltung mit Kindern besucht und sich dort ohne Maske bewegt.

Er räumte aber ein, dass er bei einem Interview mit der französischen Sportzeitung „L'Equipe“ am 18. Dezember bereits von seinem positiven Testergebnis wusste und den Termin dennoch nicht abgesagt habe. „Obwohl ich nach dem Interview nach Hause bin und mich für die vorgeschriebene Dauer in Isolation begeben habe, war das, nach genauerem Nachdenken, eine Fehleinschätzung und ich sehe ein, dass ich diese Verpflichtung hätte verschieben sollen“, schrieb er.

Im Fall Novak Djokovic hat Australiens Einwanderungsminister Alex Hawke seine Entscheidung zum Entzug des Visums mit dem Migration Act des Landes begründet. Laut der Richtlinie von 1958 kann der Einwanderungsminister ein Visum streichen, wenn eine Person ein Risiko - beispielsweise gesundheitlicher Natur - für die australische Bevölkerung darstellt. Die Annullierungsbefugnis ist im Abschnitt 133C(3) des Migrationsgesetzes verankert.

Dem Gesetz zufolge kann Tennisprofi Djokovic nun „außer unter bestimmten Umständen“ drei Jahre lang kein Visum für Australien mehr beantragen. „Zu bestimmten Umständen gehören zwingende Umstände, die die Interessen Australiens betreffen, oder zwingende Umstände, die die Interessen eines australischen Staatsbürgers, eines ständigen Einwohners oder eines berechtigten neuseeländischen Staatsbürgers betreffen“, heißt es auf der Seite des Ministeriums.

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