Rassismus und Corona dominieren den Tennis-Sport
Von Harald Ottawa
Mehr als 20.000 frenetische Fans im Arthur Ashe Stadium, die Tennisbegeisterung schien, als hätte man sie in Flushing Meadows erfunden.
Heuer ist alles anders. Bevor ab Montag die Topstars der Filzkugelwelt bei den US Open zum Service gebeten werden, beherrscht nicht nur der Sport das Drumherum. Zwei Themen waren zuletzt in den USA und damit auch in New York in aller Munde: Corona sowieso, aber auch der Rassismus. Wie gehen die österreichischen Tennisspieler mit diesen Themen um, wie versuchen sie, mit den äußeren Umständen umzugehen?
Osaka macht es vor
Die Japanerin Naomi Osaka, die 2018 die US Open gewann, drohte beim WTA-Turnier in New York am Donnerstag mit Boykott und einem Verzicht auf eine Halbfinalteilnahme, spielte aber doch und erreichte das Finale, in dem sie verletzungsbedingt passen musste. Die Veranstalter trugen den Vorkommnissen Rechnung – und machten aus dem Donnerstag einen spielfreien Tag.
Eine Tatsache, die Herwig Straka, Manager von Dominic Thiem und Mitglied im ATP-Board (Spielergemeinschaft), auch begrüßt. „Es ist gut, dadurch Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken“, sagt der Steirer. Ob es bei den US Open dadurch zu Änderungen des Spielplan kommen könnte? „Das glaube ich nicht.“ Auch Österreichs bester Doppel-Spieler Oliver Marach ist dieser Meinung. „Wenn nichts Krasses passiert, wird nichts passieren.“
Gerade in New York zeigte man, dass Rassismus bei den Eingangstoren Stop machen sollte. Der Centre Court wurde 1997 errichtet und bekam den Namen Arthur Ashe Stadium (das zweitgrößte Stadion heißt übrigens Louis Armstrong Stadium). Benannt nach dem dreifachen Grand-Slam-Champ, der als erster schwarzer Spieler für das US-Daviscup-Team nominiert wurde. „Ich habe oft gegen Arthur Ashe gespielt, wir machten viele Dinge gemeinsam, aber Rassismus war nie ein Thema. Auch, weil wir damals fast alle untereinander noch Freunde waren“, erinnert sich Hans Kary, jahrelang Österreichs Nummer eins und ein Weggefährte von Ashe.
Lärmpegel
Die nach ihm benannte Arena, das größte Tennisstadion der Welt, wird sich in den kommenden zwei Wochen von einer ganz anderen Seite zeigen. Leere Ränge werden in der rund 23.000 Zuschauer fassenden Arena bei den Top-Profis ein anderes Gefühl erzeugen. „Sport lebt generell von den Fans, vor allem beim Tennis und Fußball. In Amerika herrscht auch generell ein höherer Lärmpegel“, sagt Ex-Profi Stefan Koubek. Dominic Thiem, der bereits seit zwei Wochen in New York ist (beim ATP-Turnier scheiterte er früh), könnte bei einer Finalteilnahme bei den US Open einen Monat lange in einer Bubble leben.
Wolhfühl-Faktor
Erlaubt sind nur Aufenthalte im Spielerhotel und auf der Anlage, große Teams darf man nicht mitnehmen. „Es ist gut organisiert. Zwar an der Grenze zum Übertreiben, aber das eben ist Amerika“, weiß Herwig Straka. Lob kommt auch von Doppel-Ass Jürgen Melzer: „Man bemüht sich sehr, auch im Hotel wird alles getan, damit sich die Spieler wohl fühlen.“ Und Kollege Philipp Oswald sagt: „Man hat Platz ohne Ende und muss nirgends warten. Mühsam ist es nur, den ganzen Tag Mundschutz zu tragen. Aber sicher ist sicher."