Dem Einspruch von Djokovic wurde stattgegeben, aber das Verfahren läuft
Dieses Tauziehen nimmt noch kein Ende. Es gibt eine Entscheidung des Richters, aber noch keine Gewissheit für Novak Djokovic. Während der Vater sogar von einer "Verhaftung" sprach, wird in Australiens Regierung beraten, ein Veto einzulegen.
Ein Gericht in Australien hatte die drohende Abschiebung des serbischen Tennis-Stars zuerst um einige Stunden aufgeschoben. Wenige Minuten vor Ablauf eines früheren Gerichtsbeschlusses erhielt Djokovic von Richter Anthony Kelly einen Aufschub bis Montag um 20 Uhr Ortszeit (10.00 Uhr MEZ). Djokovic kämpft vor Gericht darum, nach Australien einreisen zu dürfen. Grenzbeamte hatten ihm die Einreise verweigert, da er nicht die erforderlichen Nachweise vorlegen konnte.
Nach einigen Verzögerungen, weil das Online-System des Gerichts unter der Welle des weltweiten Interesses zusammenbrach, kam die Entscheidung.
Dem Einspruch des serbischen Tennisprofis gegen seine verweigerte Einreise nach Australien ist stattgegeben worden. Das entschied das Gericht in Melbourne.
Der vorerst entscheidende Punkt: Australische Behörden haben einen Formfehler begangen. Djokovic wurde eine Stunde zu früh in Gewahrsam genommen. Annullieren die Behörden in nächster Zeit das Visum erneut, wird die eigentliche Thematik verhandelt: Also die Impfung und ob Djokovics Angaben (neuerliche Infektion im Dezember) stimmen.
Heikel für Djokovic: Laut den von Behörden veröffentlichten Daten ist nun auch offiziell, dass der Serbe von seinem positiven Test noch vor (!) den öffentlichen Auftritten Mitte Dezember ohne Maske wissen musste.
Nächste Runde vor Gericht?
Welche Folgen das für die Teilnahme des Titelverteidigers an den in einer Woche beginnenden Australian Open hat, war zunächst unklar. Denn das zuständige Ministerium wollte sich in der Cause Djokovic noch nicht geschlagen geben.
Die Regierung hatte bereits vor der Verhandlung angekündigt, sie erwäge im Falle einer Aufhebung der Einreiseverweigerung weitere Schritte, um Djokovic weiter das Visum zu verweigern. Das bestätigte der Regierungsanwalt Christopher Tran zum Ende der Verhandlung.
Fix ist: Djokovic durfte das Abschiebehotel, in dem er sich die vergangenen Tage aufgehalten hatte, verlassen und bekam seine persönlichen Dinge und Papiere zurück, wie Richter Kelly anordnete.
Danach soll die Situation eskaliert sein. Laut seinem Vater wurde Novak Djokovic "verhaftet". Das berichtet die Journalistin Ksenija Pavlovic McAteer nach einem Telefonat mit Djokovics Vater. Offizielle Bestätigungen dafür gab es nicht.
Das zuständige Ministerium wird noch heute entscheiden, wie es weitergeht.
Laut australischem Recht könnte dem Titelverteidiger sogar ein Rückkehrverbot für drei Jahre drohen.
Richter zeigt Verständnis
Im ersten Teil der Anhörung am Vormittag hatte der Richter Djokovic bereits einen Hoffnungsschimmer gegeben, dass er doch noch an den Australian Open teilnehmen darf, die am 17. Jänner beginnen. Djokovic habe Beweise für eine medizinische Ausnahmegenehmigung von einem "Professor und einem äußerst qualifizierten Arzt" vorgelegt. "Was hätte dieser Mann noch tun können?", fragte der Richter.
Der 34-jährige Weltranglistenerste, der sich wiederholt kritisch über Corona-Impfungen geäußert hatte, war am Mittwochabend in Melbourne gelandet, nachdem er nach eigenen Angaben eine Ausnahmegenehmigung von den Veranstaltern der Australian Open für eine Einreise ohne Impfnachweis erhalten hatte. Die australischen Grenzbeamten erkannten dies jedoch nicht an und entzogen ihm das Visum.
Djokovics Anwälte wollen eine Rücknahme der Annullierung erreichen. Sie argumentieren, Djokovics Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung sei von zwei unabhängigen medizinischen Gremien genehmigt worden. Als Grund für die Genehmigung führten sie einen positiven Corona-Test des serbischen Spielers vom 16. Dezember an. Sie kritisierten, dass Djokovic nach seiner Ankunft am Flughafen von Melbourne acht Stunden lang weitgehend isoliert und ohne Kontakt zu seinen Rechtsbeiständen festgehalten wurde.
Djokovic ist seit Donnerstag im "Park Hotel" untergebracht, einer umstrittenen Einrichtung, in der die Behörden auch von der Abschiebung bedrohte Migranten festhalten. Er hat jedoch vom Gericht die Erlaubnis erhalten, das Verfahren am Montag von einem anderen, nicht genannten Ort aus zu verfolgen und nach Abschluss der Anhörungen in die Haftanstalt zurückzukehren.