Sportlerwahl: Plötzlich hat Marcel Hirscher starke Konkurrenz
Es wird womöglich schon bald wieder gestritten werden im österreichischen Spitzensport, jedenfalls aber heftig diskutiert. Spätestens am 31. Oktober ist es so weit, wenn die Sportler des Jahres ausgezeichnet werden.
Kaum ein Fußball-Länderspiel, kaum eine Hahnenkamm-Abfahrt sorgt bei den Passivsportlern des Landes für so auf- und angeregte Diskussionen wie die Wahl der stimmberechtigten Medienvertreter. Die einen stört das Übergewicht der Wintersportler mit dem Argument, bei den Disziplinen handle es sich global gesehen um Randerscheinungen; andere monieren die Unvergleichbarkeit der einzelnen Sportarten und der erbrachten Leistungen.
HERREN
2018 Marcel Hirscher (Ski alpin)
2017 Marcel Hirscher (Ski alpin)
2016 Marcel Hirscher (Ski alpin)
2015 Marcel Hirscher (Ski alpin)
2014 David Alaba (Fußball)
2013 David Alaba (Fußball)
2012 Marcel Hirscher (Ski alpin)
2011 Thomas Morgenstern (Skispringen)
2010 Jürgen Melzer (Tennis)
DAMEN
2018 Anna Gasser (Snowboard)
2017 Anna Gasser (Snowboard)
2016 Eva-Maria Brem (Ski alpin)
2015 Anna Fenninger (Ski alpin)
2014 Anna Fenninger (Ski alpin)
2013 Anna Fenninger (Ski alpin)
2012 Marlies Schild (Ski alpin)
2011 Elisabeth Görgl (Ski alpin)
2010 Andrea Fischbacher (Ski alpin)
Mag alles stimmen. Gut möglich auch, dass Marcel Hirscher zum sechsten Mal die Auszeichnungen mit nach Hause nimmt. Ein Sonderpreis für den zurückgetretenen Ski-Giganten ist nicht vorgesehen. Dennoch hat der Salzburger so starke Konkurrenz wie noch nie – und das ausgerechnet aus dem Lager der Sommersportler.
Rechtzeitig zum Start der Wahl am Montag hat sich beispielsweise eine Sportart ins Rampenlicht gespielt, mit der die Österreicher seit jeher etwas fremdeln: Golf. Sowohl Sepp Straka (Vierter auf der US-PGA-Tour in Houston) als auch Matthias Schwab und Bernd Wiesberger mit den Spitzenplätzen vier und eins auf der European Tour in Rom haben am Sonntag ihr jeweils höchstes Preisgeld eingespielt.
Nominiert als Sportler des Jahres ist aus dem Trio nur Wiesberger – das aber aus gutem Grund. Mit seinem dritten Saisonsieg übernahm der Burgenländer kurz vor Schluss nicht nur die Führung in der Saisonwertung, als 22. der Weltrangliste erreichte der 34-Jährige auch ein neues Karrierehoch.
Keine schlechte Position in einer Sportart, in der Spieler aus 26 Ländern die Top 100 formen. Dass so große und stolze Golfnationen wie Schweden, Schottland oder Deutschland (kein Top-100-Spieler) das Nachsehen haben gegenüber Österreichs Nummer eins, sei nicht nur als Randnotiz erwähnt.
Selbiges gilt auch für das Herren-Tennis. Dominic Thiem hat im Gegensatz zu Wiesberger derzeit zwar weniger landesweite Konkurrenz, dafür noch mehr internationale. Gar 25 Nationen bilden auf der ATP-Tour die Top 50. Enormen Zuspruch wird der Niederösterreicher bereits eine Woche vor der Gala erfahren, beim Turnier in der Wiener Stadthalle.
Hirscher, Wiesberger, Thiem – sie alle hätten die Auszeichnungen ob ihrer sportlichen Erfolge verdient, darauf angewiesen sind die drei Sportmillionäre freilich nicht. Ganz im Gegensatz etwa zu den Leichtathleten, für die ein Fachpreis nicht nur Anerkennung bedeutet, sondern oftmals bares Geld wert ist – bei Verhandlungen mit Sponsoren. Noch immer fließt bei ihnen nahezu jeder Cent in den eigenen Sport zurück.
Auf Mitleid sind sie aber nicht aus. Die WM-Dritten Lukas Weißhaidinger (Diskus) und Verena Preiner (Siebenkampf) haben der Elementarsportart zu einem historischen Comeback verholfen. Beide wären eine ausgezeichnete Wahl am 31. Oktober.
Es sind gute Zeiten für Österreichs Sport. Der Winter kann kommen. Der Sommer mit Olympia jedoch auch.