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Nervenkrimi und kurzes Chaos: Speerwerferin Eder holt erste Medaille für Österreich

Am vierten Tag der Paralympics in Paris gab es für Österreich erstmals Grund zum Jubeln. Die sehbehinderte Speerwerferin Natalija Eder sicherte sich im Stade de France in der Klasse F13 die Bronze-Medaille.

Es war nach den Bronze-Medaillen in London 2012 und Rio 2016 das bereits dritte Edelmetall für die 44-Jährige. 2021 in Tokio verpasste sie das Podest als Vierte nur knapp.  "Ich kann es nicht glauben, es war wirklich eine starke Konkurrenz. Jede Medaille ist immer besonderes", sagte Eder. Vor dem finalen Versuch drohte der Speerwerferin dasselbe Schicksal wie in Japan, diesmal behielt sie aber bravourös die Nerven. "Ich habe mir nur gedacht, bitte nicht so wie in Tokio. Ich will das nicht mehr. Es war bis zum Schluss so spannend."

Enges Duell um Platz zwei

Mit bereits 35,40 Metern im ersten Versuch legte die gebürtige Belarussin bereits den Grundstein zum dritten Platz. Danach warf Eder konstant zwischen 33 und 35 Meter, ehe sie den Speer im fünften Versuch auf 36,35 Meter und im letzten sogar auf 37,22 Meter brachte. 

Was am Ende für Bronze reichte, nachdem sie sich mit den beiden unter neutraler Flagge startenden Athletinnen Anna Kulinich-Sorokina (38,10 Meter) und Lizaveta Dabravolskaya (36,71) bis zum Ende einen harten Kampf um das Podest geliefert hatte.

Einen kuriosen Moment gab es dabei im letzten Versuch, nachdem die Russin Kulinich-Sorokina zu früh geworfen hatte, dabei aber auf Saisonbestleistung von 38,10 Metern kam. Kurzzeitig stand ihr Ergebnis für Dabravolskaya zu Buche, die eigentlich an der Reihe gewesen wäre. Die Weite wurde erst zurückgenommen, zählte dann aber doch. 

Gold war dafür deutlich außer Reichweite: Das ging überlegen an die Chinesin Zhao Yuping, die mit 47,06 Metern sogar Weltrekord in der Klasse warf. 

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Störend gute Stimmung

Familie und Freunde fieberten bei dem Saisonhighlight von zuhause aus mit. Im Gegensatz zu vielen anderen Aktiven brachte Eder keinen großen Fan-Anhang nach Paris. "Ich bin eine von wenigen Athletinnen, die niemanden von der Familie dabei braucht", erklärte Eder. "Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn ich weiß, dass meine Familie im Stadion sitzt."

So war die gute Stimmung im mit 80.000 Zuschauern ausverkauften Stade France für die 44-Jährige eher störend als zusätzliche Motivation: "Für mich war es das Schlimmste, was es gab. Ich habe nie Konzentration gehabt, meine Trainerin nicht gehört." Dennoch funktionierte alles super. Der letzte Wurf sei dann auch ein wenig Glück gewesen: "Ich glaube, der liebe Gott hat geholfen."

Nach dem Wettkampf könne sie die Stimmung aber sehrwohl genießen und werde dies im Verlauf des Tages auch noch tun. "Heute wird gefeiert. Das ist hundertprozentig sicher."

Hinweis: Die Pressereise zu den Paralympics in Paris erfolgte auf Einladung und Kosten des Österreichischen Paralympischen Committees.