Olympia-Hoffnung Auböck: Mit Gold im Gepäck auf Medaillenjagd
Mit seinem fulminanten EM-Triumph mit 4,2 Sekunden Vorsprung am 23. Juni in Belgrad hat sich Felix Auböck zur ersten Olympia-Hoffnung in Österreichs Schwimm-Team gemacht.
Die beiden Großereignisse davor war er eher ein Problemkind, nun steht ihm für die Pariser 400 m Kraul (Finale Samstag, 20.42 Uhr) die Zuversicht ins Gesicht geschrieben. Es sind die dritten Spiele Auböcks. 2021 in Tokio trumpfte er mit drei Finalplatzierungen auf, blieb aber ohne die erhoffte Medaille.
Mit seiner EM-Zeit wäre Auböck vor drei Jahren Olympiasieger geworden
Damals, bei den Corona-Spielen, wurde Felix Auböck über 400 m Kraul Vierter, die Winzigkeit von 0,13 Sek. hinter Bronze. Hätte er seine Belgrader Siegerzeit vor drei Jahren ins Tokioter Becken gebracht, könnte er sich seither Olympiasieger nennen. Mit Selbstvertrauen freilich nimmt er den nächsten Versuch auf eine Medaille in Angriff. "Ich bin in einer Position, in der ich mich auf den Wettkampf freuen kann und nicht Angst habe, wie das jetzt werden wird. Man weiß nie genau, aber es ist die Tendenz positiv, ich freue mich auf den Wettkampf." Am Mittwoch ging es erstmals ins Wettkampfbecken.
Wie schon vor den kontinentalen Titelkämpfen gönnte sich Auböck zuletzt ein beschauliches Trainingscamp in Calella bei Barcelona, außer Teamkollegen Valentin Bayer und Coach Balasz Fehervari war nur Mexikos Olympia-Team dort. Auböck hatte den Luxus einer eigenen Bahn. "Es war angenehm, richtig entspannt." Es sei darum gegangen, so schnell wie möglich in die richtige Kraulfrequenz zu finden - geübt wurde etwa über eine 15-, eine 25- und eine 50-m-Distanz. "Wir haben geschaut, dass ich gleich vom ersten Meter an in der Frequenz bin, damit ich da keine Zeit verliere."
Mit der Goldmedaille im Gepäck schwimmt es sich leichter
So paradox es ob des souveränen Sieges des 27-Jährigen in Belgrad klingen mag: es ging um eine weitere Verbesserung. "Im EM-Finale habe ich die Frequenz gut halten können und auch gleich gut gefunden", verdeutlichte der Niederösterreicher im APA-Gespräch. "Aber ich glaube, dass es noch eine Spur schneller gehen könnte. Wir haben das EM-Finale angeschaut und auch Budapest 2022 (WM-Vierter, Anm.) verglichen und gesehen, was bei manchen Rennen besser gelaufen ist und was schwächer war und was wir da noch machen können."
Das Training fiel Auböck nach dem "serbischen Coup" leichter. Auch OSV-Sportdirektor Walter Bär meinte, dass es sich "mit der Goldmedaille im Gepäck" leichter schwimme. "Seine Motivation ist groß." Um den Druck einzudämmen, versuche er, so Auböck, nicht daran zu denken, bei Olympia zu sein. "Ich sehe es als Wettkampf wie eine EM oder WM. Das hilft, es kleiner zu halten." Das Ambiente der Halle erinnere ihn eher an eine WM. Schließlich wurde ein mobiles Becken vom üblichen Anbieter Myrtha in die La Defense Arena gesetzt, eine multifunktionelle Veranstaltungshalle.
"Der österreichische Rekord muss auf jeden Fall gedrückt werden"
Fehervari prophezeite seinem Schützling sehr gute Leistungen, schließlich geht es auch um die Kraulstrecken über 200 m mit dem Vorlauf am Sonntag und über 800 m am Montag. Wie immer wurde allerdings alles auf den 400er ausgerichtet. "Der österreichische Rekord muss auf jeden Fall gedrückt werden. Wenn nicht, wäre ich enttäuscht", setzte der Ungar eine Verbesserung der 3:43,24 Min. von Belgrad voraus, womit Auböck noch 3,07 Sek. vom Weltrekord des Deutschen Paul Biedermann aus 2009, der Zeit der Ganzkörperanzüge, entfernt ist.
Der Coach bezeichnete die 400 m Kraul und 400 m Lagen als die qualitativ bestbesetzten Schwimmstrecken dieser Spiele. "Das sind für mich die Königsbewerbe." Die Medaillen hängen daher hoch. Angeführt wird die "Entry List" von Lukas Märtens, bei den deutschen Meisterschaften Ende April blieb er nur 0,26 Sek. über Biedermanns Marke. Es folgen die Australier Samuel Short und Elijah Winnington sowie der Südkoreaner Kim Woo-min. Auböck ist Siebenter, allerdings geführt mit seiner vorjährigen Marke von der Fukuoka-WM. Mit seiner Belgrad-Zeit wäre er Sechster.