MotoGP-Star Márquez: "Habe gelernt, meinen Körper zu verstehen"
Von Florian Plavec
Was Valentino Rossi in den ersten zehn Jahren dieses Jahrtausends war, war Marc Márquez für das zweite Jahrzehnt. Beide Fahrer hoben ihren Sport auf ein neues Niveau. Rossi holte sieben WM-Titel in der Königsklasse (damals noch 500cm³, danach MotoGP), in den 10er-Jahren war dann Márquez in der MotoGP sechs Mal nicht zu schlagen.
Mit seinen 42 Jahren ist der Italiener Rossi noch immer der große Star der Szene, er lockt die meisten Zuschauer an die Strecke – sofern diese zugelassen sind. Doch für den Yamaha-Fahrer läuft es schon länger nicht mehr. Sein letzter Rennsieg stammt aus dem Jahr 2017, im Vorjahr beendete er die WM auf dem 15. Platz. So schlecht war er in seiner 25 Jahre andauernden Karriere noch nie.
Márquez brachte 2020 überhaupt keine Ergebnisse. Der Grund war ein schwerer Sturz im ersten Saisonrennen. Die Folge: ein Oberarmbruch, ein missglückter Comebackversuch, Schmerzen, drei Operationen. Doch nach fast neunmonatiger Rennpause wird er am kommenden Wochenende beim Grand Prix von Portugal in Portimão an den Start gehen.
„Die Ärzte haben mir von einem früheren Start abgeraten“, sagte der 28-Jährige. „Ich habe auf sie gehört und gelernt, meinen Körper zu verstehen.“ Diese Geduld ist etwas Neues für Marc Márquez. Denn Übermut und Unvernunft waren der Grund für seine lange Pause. Es war ein Fehler, dass der Honda-Fahrer schon eine Woche (!) nach dem Sturz einen Comebackversuch unternommen hat. Spätestens da musste der Serienweltmeister schmerzhaft feststellen, dass er auch nur ein Mensch ist.
Erst jetzt sind alle Wunden verheilt, fraglich bleibt, in welcher Verfassung Márquez ist. Hat er die Verletzung auch im Kopf weggesteckt? Wie wird es ihm gehen, wenn er in Portimão nach der langen Geraden mit 350 km/h in die erste Kurve bremst, wo in der Bremszone 1,7 g auf den Körper lasten? Das bedeutet eine Belastung von etwa 120 kg für die Arme und Handgelenke.
„Ich wage blind zu prognostizieren, dass er in Portimão schnellster Honda-Pilot sein wird“, glaubt ServusTV-Experte Gustl Auinger. „Er liebt solche Herausforderungen und würde sogar in Sibirien an den Start gehen, um wieder Rennen zu fahren.“