Sport/Motorsport

Jochen Rindt: "Er tat, was verboten, schnell und gefährlich war"

Was macht ein Milliardär wie Bernie Ecclestone (90) in einer Stadt, in der vor Kurzem die Kommunisten zur stärksten Partei gewählt wurden? Was zieht einen dreifachen Formel-1-Weltmeister wie Jackie Stewart (82) in die Steiermark? Warum ist Jean Todt (75), der Präsident des Welt-Automobilverbands (FIA) an einem verregneten Oktobertag in Graz?

Sie alle ehrten einen Großen des Sports und einen der größten Söhne der Stadt: Jochen Rindt. Er stieg 1964 in die Formel 1 ein, 1965 gewann er die 24 Stunden von Le Mans. Als Geschäftsmann erfand er die Jochen-Rindt-Show. Er galt als weltoffen und charismatisch. 1970 verunglückte Rindt in Monza tödlich, posthum wurde er Formel-1-Weltmeister.

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Anlässlich seines 50. Todestages hätten die Feierlichkeiten schon im Vorjahr über die Bühne gehen sollen, Corona machte es unmöglich. Nun gedenkt Graz „Jochen Rindt 50.+1“.

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Die Erinnerungen

Eine Straßenbahn mit dem Konterfei des charismatischen Rennfahrers rollt durch die Straßen der Stadt, eine Fotoserie im Graz Museum erinnert bis 24. April an den „Mythos Rindt, Mythos Graz“. Sie zeigt, wie das schüchterne Waisenkind bei den Großeltern aufwuchs, erzählt vom Fortgehen, den ersten Straßenrennen in Graz mit den ersten Strafzetteln und schließt mit dem Begräbnis am Grazer Zentralfriedhof.

Auch Helmut Marko, der Motorsportberater von Red Bull, erinnerte am Donnerstag an einen seiner besten Freunde. Der „Doktor“, wie er in seinem Umfeld genannt wird, ist eher Pragmatiker und Realist. Doch wenn Marko über Jochen Rindt spricht, hängen ihm die Zuhörer an den Lippen. „Wenn wir heute machen würden, was wir damals angestellt haben, würden wir dafür ins Gefängnis gehen“, erinnert Marko an die wilden Zeiten Anfang der 60er Jahre. „Jochen hat nur getan, was verboten, schnell und gefährlich war. Graz wurde sicherer, als er Rennfahrer wurde.“

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Schrittweise sicherer wurde nach Jochen Rindts Tod aber auch die Formel 1. „Als man in den 70er-Jahren als Fahrer in die Saison gestartet ist, hat man nie gewusst, ob man die auch beenden wird“, sagt Marko. „Jochen hatte seinen Unfall mit circa 300 km/h. Das ist vergleichbar mit Max Verstappen heuer in Silverstone. Jochen war tot, Max ist einfach ausgestiegen.“

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Die Folgen

Auch Jean Todt hat Piloten sterben gesehen, das Thema Sicherheit ist dem Weltverbandsboss ein besonderes Anliegen. „Seit Jochen ist wahnsinnig viel passiert, um Autos, Ausrüstung und Strecken sicherer zu machen“, sagte der Franzose. „Schauen Sie sich doch einmal an, welche Helme Jochen oder Jackie (Stewart; Anm.) damals getragen haben? Und denken Sie an den Halo. Zuerst waren alle dagegen, aber wir sind richtig gelegen.“

Tatsächlich hat der anfangs umstrittene Cockpitschutz schon Schlimmeres verhindert, etwa bei den Unfällen von Romain Grosjean (2020/Bahrain) und Lewis Hamilton (2021/ Monza). „Alles, was man für die Sicherheit machen kann, muss auch getan werden.“