Sport

Millionenschwere Entwicklungsarbeit aus dem Burgenland

Als Entwicklungshelfer leistet Bernd Wiesberger seit Jahren fantastische Arbeit. Kein Wunder, gab der 33-jährige Burgenländer in den vergangenen zehn Jahren nicht nur einmal den rot-weiß-roten Alleinunterhalter in der weiten Welt des professionellen Golfsports. Beim legendären Masters in Augusta gelang ihm als erstem österreichischen Teilnehmer ebenso Historisches wie als mittlerweile sechsfacher Turniersieger auf der European Tour.

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Am Sonntag war es wieder so weit: Sogar der sonst so zurückhaltende Manager-Vater Klaus Wiesberger schrieb auf Facebook nur ein Wort: Geschichte!!! Darunter war ein Foto zu sehen, das den aktuellen Zwischenstand in der Saisonwertung der European Tour wiedergab. Auf Position Nummer eins: Bernd Wiesberger. Selbstredend ein weiteres Novum im österreichischen Golf, erst recht besonders wertvoll zu der fortgeschrittenen Zeit im Golf-Jahr.

Möglich gemacht wurde dieser Vorstoß durch den Sieg bei den Scottish Open, wofür jedoch Überstunden nötig waren. Erst im Stechen nach dem dritten Extraloch durfte Wiesberger Trophäe und Siegerscheck (1,035 Millionen Euro) entgegennehmen. „Alles war am Sonntag anders als an den drei Tagen davor“, sagte er, „das war das größte Turnier, bei dem ich in der Position für den Sieg gewesen bin. Ich wusste, dass es hart werden wird und so kam es auch. Ich hatte den ganzen Tag über Probleme und musste mich wirklich reinhauen.“

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Harte Momente hat Österreichs bester Golfer im vergangenen Jahr ganz andere erlebt. Eine Handgelenksverletzung samt Operation nahm ihn Schlagsicherheit und Selbstvertrauen. Zu Jahresbeginn startete er auf Weltranglistenposition 185 in die Saison, seit Montag gehört er als 40. wieder zum erlesenen Kreis der Top 50. Die US-Fachbibel Golf Digest sieht in Wiesberger bereits einen aussichtsreichen Kandidaten für den Ryder Cup 2020. Freilich entscheidet über einen Platz im zwölfköpfigen Team der Europäer nicht ein Moment, sondern eine harte, einjährige Qualifikation.

„Wenn man bedenkt, in welchen Situationen ich letztes Jahr war, wo ich keine Kontrolle hatte, was als nächstes passiert, dann schmeckt der Erfolg jetzt noch viel süßer“, sagt er. Auskosten kann er diesen Triumph nicht lange. Wiesberger befindet sich bereits in Nordirland, wo ab Donnerstag das letzte Major-Turnier des Jahres ausgetragen wird.

Bei den British Open ist der 33-Jährige wieder einmal der einzige Österreicher (aus Deutschland konnte sich überhaupt kein Profi für das älteste Golfturnier der Welt qualifizieren). Dank der aktuellen Hochform mit zwei Turniersiegen und einem zweiten Platz innerhalb von nur sieben Wochen wird Wiesberger nun auch von den Buchmachern besser gelistet.

60:1 beträgt seine Siegquote, wenngleich die British-Open-Bilanz des Österreichers noch ausbaufähig ist. Beste Platzierung war ein 64. Rang beim Debüt 2013. „Ich nehme alles als großen Bonus, was diese Woche kommt“, sagte er und erinnerte daran, dass er vor acht Tagen für das Major-Turnier noch nicht einmal qualifiziert war.

Auf der Links-Golfanlage von Royal Portrush hat er, wie die meisten der 156 Starter, noch nie abgeschlagen. Nicht nur deshalb dürfte es anspruchsvoll werden an der Nordatlantikküste. Regen und Wind sollen an allen vier Bewerbstagen über das Land ziehen. Bernd Wiesberger hat alles Nötige im Gepäck:  Das wichtigstes Utensil im Golf ist ohnehin Selbstvertrauen.