Kletter-Ass Jakob Schubert als starker Vierter ins Olympia-Finale
Von Christoph Geiler
Als es richtig brenzlig wurde und Jakob Schubert alle Hände voll zu tun hatte, um den Absturz in der Qualifikation zu verhindern, da zeigte sich all die Klasse des Innsbruckers. Im Bouldern, dem zweiten Bewerb in der Kombination der Sportkletterer, hatte der 30-Jährige keines der ersten drei anspruchsvollen Hindernisse bewältigen können, weshalb Schubert nun bei seiner letzten Aufgabe schon unter enormem Druck stand.
Wäre er auch am vierten Boulder, wie die künstlichen Felsblöcke genannt werden, gescheitert, die Olympiapremiere hätte für den Kombinations-Weltmeister schon vor dem Finale ein jähes Ende genommen. Doch Jakob Schubert hielt dieser extremen Belastungsprobe für Geist und Körper auf spektakuläre Art und Weise stand: Erst hängte er kopfüber am mehrere Meter hohen Hindernis, um sich schließlich mit einigen kräftigen Armzügen in die richtige Position zu bringen, um es bis ganz nach oben zu schaffen und noch Rang sieben im Bouldern zu fixieren.
Dieser Kraftakt war entscheidend für den Einzug ins Finale der besten acht, das am Donnerstag (10.30 Uhr) geklettert wird. Rang 12 im Speedbewerb, in dem die Athleten eine genormte Route möglichst schnell meistern müssen, Rang 7 im Bouldern und zum Abschluss der erste Platz im Lead, der Paradedisziplin des 30-Jährigen, reichten zum Finaleinzug.
Schubert kam auf 84 Punkte, die sich aus der Multiplikation der Einzelergebnisse 12, 7, 1 ergeben. Mickaël Mawem, der französische Überraschungsgewinner der Qualifikation, war mit 33 Zählern eine Klasse für sich. Dahinter landeten der Japaner Tomoa Narasaki (56) und der US-Amerikaner Colin Duffy (60.). „Es war mental extrem hart“, gestand Jakob Schubert nach der Qualifikation im ORF-Interview. "Im Bouldern wollte es nicht laufen, da war ich dann irgendwie in einem Strudel drin."
Aber wenn einer es versteht, seine Nerven im Griff zu haben, dann ist das Jakob Schubert. Je bedeutender ein Wettkampf, je größer die Herausforderung, umso mehr ist der Tiroler in seinem Element. Nicht umsonst ist der Routinier dreifacher Weltmeister seines Faches, vor allem nach seinen beiden Triumphen bei der Heim-WM 2018 in Innsbruck (im Lead und in der Kombination) kann ihn nichts mehr so leicht aus der Ruhe bringen. „Das waren bis Olympia die wichtigsten Wettkämpfe in meinem Leben“, erinnert sich Jakob Schubert.
Was den 30-Jährigen für das Finale am Donnerstag zuversichtlich stimmen darf: Einerseits stimmt die Form im Speed, wie die neue persönliche Bestzeit von 6,70 Sekunden beweist. Andererseits hat er gerade im Bouldern noch viel Luft nach oben. Und im Lead, wo er in der Quali die Nummer 1 war, ist er der Mann, den es zu schlagen gilt.
„Der riesige Druck ist jetzt einmal weg“, sagt Jakob Schubert, dessen Teamkollegin Jessica Pilz am Mittwoch in der Qualifikation im Einsatz ist und ebenfalls einen Platz im Finale der besten acht anpeilt.