Wie es zur Eskalation zwischen Polizei und Rapid-Fans kam
Von Alexander Huber
Die Eskalation war nur eine Frage der Zeit. Seit längerem schaukeln sich zwischen Rapid-Fanszene und Polizei Emotionen und Missgunst hoch. Nach der "ACAB"-Choreografie gegen die Polizei am Donnerstag beim Europacupspiel gegen die Rangers rechneten Insider mit einem baldigen "Revanchefoul" – dazu später.
Wie kam es soweit, dass 1338 Fans (darunter Frauen und Kinder) bis zu sechseinhalb Stunden lang neben der Südosttangente angehalten werden, um Identifikationsfeststellungen vorzunehmen?
Als schwerwiegendster Zwischenfall gilt der Platzsturm von Rapid-Fans im Hanappi-Stadion im Mai 2011. Das Derby gegen die Austria musste noch in Hälfte eins abgebrochen werden. Der auf dem Rasen gelaufene "Hass-Grieche" (ein Gast vom befreundeten Panathinaikos-Fanklub aus Athen) wurde zu einer breit zitierten Figur.
Problemfall Derby
Auch bei den Derbys in den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Zwischenfällen. So wurde etwa der damalige Austria-Kapitän Holzhauser vor der Ausführung eines Eckballs vor dem Fansektor mit Gegenständen wie Feuerzeugen beworfen.
Nach dem letzten verlorenen Heimderby von Rapid im September liefen nach Schlusspfiff rund 30 Fans quer über das Spielfeld. Ein brennender Bengale wurde Richtung Austria-Fansektor geschleudert, Ordner wurden attackiert.
Als wesentlicher Grund für die Eskalation gilt das von der neuen Regierung geplante und von Innenministeriums-Generalsekretär Goldgruber angekündigte Verbot von Pyrotechnik. Bislang galt ein von den Vereinen mit der Exekutive ausgehandelter Kompromiss, der vorsieht, dass Pyrotechnik im Stadion angemeldet werden kann.
Als Protest gegen das geplante Aus von Bengalen und Rauchtöpfen im Stadion gab es ein Transparent im Block West: Innenminister Kickl und ÖVP-Politiker Mahrer wurden als "Kasperl und Pezi" dargestellt und mit einem Fadenkreuz versehen. Nach dem Spiel gab es "Hausbesuch" durch die Polizei bei Fans.
Besonderes Datum
Der letzte Schritt zur Eskalation war der Donnerstagabend. Vor der Partie Rapid – Glasgow Rangers gelangten rund 30 schottische Fans in der Keißlergasse direkt vor das Allianz Stadion und lieferten sich mit Rapid-Anhängern eine kurze Straßenschlacht, wie Videos belegen.
Die Polizei hielt sich beim Europa-League-Spiel zurück und lobte via Twitter das gute Auskommen mit den knapp 10.000 Rangers-Fans, die nach Wien gereist waren.
Im Stadion gab es am 13. 12. eine große Choreografie mit den Buchstaben 1312. Gemeint war allerdings nicht das Datum für einen historischen Aufstieg, wie die UEFA auf Twitter lobend erwähnte. Sondern das – mittlerweile per Gerichtsurteil als nicht beleidigend eingestufte – Kürzel ACAB (1., 3., 1. und 2. Buchstabe im Alphabet) – "All cops are bastards".
Zweieinhalb Tage später kam es zum Polizeieinsatz, der die Wogen noch weiter hochgehen lässt.