Vor Napoli - Salzburg: Red Bull darf nur bei einem Sieg träumen
„Wenn wir zu null spielen, haben wir immer eine Chance“ – Salzburgs Trainer Jesse Marsch gibt vor dem dritten Gruppenspiel in der Champions League bei Napoli (21 Uhr, Liveticker auf kurier.at/sport) die Richtung vor. „Wir brauchen Punkte. Unser Ziel ist es, raus aus der Gruppenphase zu gehen. Dafür brauchen wir ein Ergebnis“, sagt der US-Amerikaner.
Elf Tore hat Red Bull in den ersten drei Spielen erzielt. Nur Bayern hat von allen 32 Teilnehmern an der Gruppenphase diese Saison öfter getroffen. Aber der Champions-League-Debütant hat auch schon neun Gegentore kassiert, nur Atalanta Bergamo (elf) und Gruppengegner Genk (zehn) bekamen noch mehr.
Trotz der Offensivstärke haben die Salzburger wegen der Defensivschwäche nur drei Punkte auf dem Konto. Und stehen beim italienischen Vizemeister unter Zugzwang. Wohl nur ein Sieg wahrt die Chance auf den Aufstieg ins Achtelfinale. „Es ist ein wichtiges Spiel für uns, aber auch für Neapel", weiß Marsch.
Italiens Vizemeister könnte mit einem Heimsieg bereits zwei Runden vor Schluss den Aufstieg fixieren - sofern FC Liverpool nicht im Parallelspiel gegen KRC Genk verlieren sollte. Der Titelverteidiger spielt allerdings daheim im Stadion Anfield. Da ist natürlich von einem Liverpool-Erfolg gegen den aktuell Gruppenletzten auszugehen.
„Wir haben ein großes Ziel vor uns, die Qualifikation für das Achtelfinale. Das ist das Thema des Tages“, erklärte Napoli-Coach Carlo Ancelotti, der mit seiner Mannschaft seit dem 3:2-Sieg in Salzburg vor zwei Wochen nicht mehr gewonnen und nur einen Punkt aus drei Ligaspielen geholt hat.
Straf-Kasernierung
Wie angespannt mittlerweile die Situation bei den seit Jahren vom Erfolg verwöhnten Süditalienern ist, beweist eine vom allmächtigen Vereinsboss Aurelio De Laurentiis verordnete Maßnahme. Das Napoli-Team ist bis Sonntag im Trainingszentrum in Castel Volturno 35 km nördlich von Neapel zusammengezogen. Der Filmmogul sieht die Kasernierung, die in Italien "Ritiro" genannt wird, nicht als Bestrafung, sondern als Chance, dass sich die neue Mannschaft vor der Länderspielpause besser kennenlerne.
Trainer Carlo Ancelotti ist mit der Entscheidung seines Chefs aber nicht glücklich. "Der Klub hat diese Entscheidung getroffen und wir müssen sie akzeptieren", sagte Ancelotti am Montag. "Aber wenn Sie mich fragen würden, würde ich Nein sagen." Von Präsidenten verordnete "Ritiros" sind in Italien keine unübliche Reaktion auf schwache Leistungen. In den vergangenen Jahren ist die Kritik an der Maßnahme aber größer geworden. Die Bestrafung der hoch bezahlten Profis gilt als altmodisch. Ein Misserfolg gegen Österreichs Meister würde die Lage für Napoli natürlich weiter verschärfen.
Verlieren ist aber auch für Salzburg verboten. Denn dann wackelt sogar der von Red Bull vor dem Beginn der Gruppenphase eigentlich anvisierte dritte Gruppenplatz, der ja die Teilnahme am Sechzehntelfinale der Europa League garantiert – trotz des 6:2 gegen Genk. Aber Belgiens Meister hat im Gegensatz zu den Salzburgern zu Hause gegen Napoli gepunktet (0:0). Und würde mit einem Heimsieg in drei Wochen vorbeiziehen, sollte Österreichs Meister auch in Neapel verlieren.
„Ich denke, wir sind bereit. Wir sind bereiter als vielleicht in den ersten drei Spielen“, ist sich Jesse Marsch vor dem schweren Spiel im Stadion San Paolo, wo man unter seinem Vorgänger im März in der Europa League chancenlos war (0:3), sicher. Optimistisch stimmt ihn, dass sich seine Mannschaft „taktisch ein bisschen gesteigert“ hat: Zuletzt blieb Salzburg in zwei Spielen in Serie ohne Gegentor. Allerdings fanden Ebreichsdorf und Mattersburg Chancen vor, die Napoli wohl verwerten würde.
Hoffnung macht jedenfalls Carlos Coronel. Der Brasilianer, der seit dem Napoli-Hinspiel den verletzten Stammkeeper Cican Stankovic ersetzt, steigert sich von Spiel zu Spiel. In Mattersburg war er neben dem Dreifach-Torschützen Daka der beste Salzburger.