Sport/Fußball

Red Bull Salzburg: Hütter steht vor der letzten Hürde

Ich habe einen Trainer im Kopf, aber wir müssen das in trockene Tücher bringen", ließ sich Sportchef Ralf Rangnick am Sonntag vom TV-Sender Sky zum Thema neuer Salzburg-Trainer herauslocken. Konkreteres allerdings nicht.

Auch zehn Tage nach der Entscheidung von Roger Schmidt, die Ausstiegsklausel aus seinem neuen Vertrag zu nützen und nach Leverkusen zu gehen, hat Österreichs Meister noch keinen neuen Chefcoach präsentiert. Aber immer war klar, wer es werden soll: Grödigs scheidender Erfolgscoach Adi Hütter war und ist der einzige Kandidat des Salzburger Sportchefs.

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Mit Rangnick und Hütter haben sich in Salzburg beim intensiven Gedankenaustausch zwei gefunden, die nicht nur wegen ihrer gemeinsamen Spielphilosophie viel verbindet. In Salzburger Fußballerkreisen wird erzählt, dass der Deutsche schon vor Monaten, als sich abgezeichnet hatte, dass Hütter seinen Vertrag bei Grödig nicht verlängern werden würde, diesem riet, sich von seinem neuen Arbeitgeber eine Ausstiegsklausel geben zu lassen. Um eben irgendwann zu Red Bull wechseln zu können.

Neue Situation

Damals rechnete niemand damit, dass im Sommer der Trainerposten in Salzburg frei sein würde. Im Gegenteil: Es war davon auszugehen, dass Roger Schmidt mit seiner Mannschaft zum dritten Mal versuchen würde, das noch nie erreichte Red-Bull-Ziel, die Qualifikation für die Champions-League, zu meistern.

Doch es kam anders, Schmidt entschied sich für die Deutsche Bundesliga. Eigentlich kein Problem für Rangnick: Denn Adi Hütter ist ja noch zu haben. Zwar soll er mit Ried handelseins sein, allerdings sich die Option offengehalten haben, nicht ins Innviertel zu wechseln, falls ein größerer Klub anklopft.

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KURIER-Informationen zu Folge wäre Hütter bereits Salzburg-Coach, ginge es nach dem Sportchef allein. Aber ohne Okay von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz kann auch Rangnick keinen Cheftrainer verpflichten, wenngleich der Deutsche weit größere Kompetenzen als seine Vorgänger hat. Diese hatten in Trainerfragen maximal eine beratende Funktion.

Adi Hütter durchzubringen ist aber selbst für Rangnick kein Leichtes. Im Getränkekonzern soll es nämlich ein ungeschriebenes Gesetz geben. Führungskräfte, die Red Bull einmal verlassen mussten, bekommen im Normalfall keine zweite Chance.

Hütter war bei Red Bull nicht nur als Spieler aktiv, sondern 2008/’09 auch als Cheftrainer der Salzburg Juniors. Nach dieser Saison war trotz sportlich beachtlicher Leistungen Schluss, Hütters Vertrag wurde nicht verlängert, er wechselte als Cheftrainer zu seinem Stammverein Altach.

Freiwillig war sein Abgang vor fünf Jahren nicht, der Vorarlberger hatte einen internen Machtkampf gegen einen seiner damaligen Mitarbeiter verloren. Dieser soll über bessere Kontakte in die Red-Bull-Zentrale verfügt haben als Hütter. Mateschitz’ Machtwort fiel schlussendlich zuungunsten des Ex-Teamspielers aus.

Hütters Glück dürfte aber Rangnicks hohes Standing beim Red-Bull-Boss sein. Dieses ist auf die sportlichen Erfolge in Salzburg, aber vor allem auch in Leipzig zurückzuführen. Der deutsche Red-Bull-Verein fixierte jüngst am Samstag vor über 42.000 Zuschauern den Durchmarsch von der 4. in die 2. Liga.

Die Laufbahn des Adi Hütter

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Verbaler Fauxpas

Das beweisen auch die ausbleibenden Konsequenzen nach einer gewagten Wortmeldung Rangnicks, die die Karriere anderer im Konzern wohl beendet hätte. Am Freitag wurde Rangnick in einer Pressekonferenz in Leipzig gefragt, ob er einen Unterschied zwischen dem Red-Bull-Firmenlogo und dem Logo des Red-Bull-Vereins RB Leipzig erkennen würde. Seine Antwort: "Mir ist nicht so wichtig, was auf dem Trikot drauf steht, sondern viel mehr, was in dem Trikot drinnen steckt."

Aus der Sicht eines für den sportlichen Bereich Verantwortlichen eine durchaus nachvollziehbare Aussage, für einen leitenden Mitarbeiter eines Marketingkonzerns aber ein absolutes No-Go. Gerade bei Red Bull zählt nichts mehr als das Firmen-Image und die Markenzeichen, zu denen das Logo nun einmal gehört.

Laut KURIER-Informationen hat es Rangnick geschafft, dass es am Montag ein langes Gespräch zwischen Mateschitz und Hütter im Hangar 7 gab, bei dem die letzte Hürde aus dem Weg geschafft werden sollte auf dem Weg des Vorarlbergers zurück zu Red Bull.

Klar ist, wer Hütters Assistent beim österreichischen Meister wäre: Ex-Kapfenberg-Coach Klaus Schmidt, der jahrelang mit Walter Schachner erfolgreich zusammengearbeitet hat, und nicht wie bisher in Grödig Edi Glieder.

Bilder vom Bundesliga-Wochenende

Mit der Entscheidung über die Zukunft von Grödig-Coach Adi Hütter wird das Trainerkarussell den entscheidenden Schubser bekommen. Sollte sich Red-Bull-Boss Mateschitz gegen die Rückkehr des früheren Salzburg-Juniors-Trainers entscheiden, wird Hütter dennoch keine Probleme haben, in der Bundesliga unterzukommen. Bei der Austria gilt der Vorarlberger weiterhin als Personalreserve für den unter Druck geratenen Herbert Gager.

Noch konkreter ist das Interesse von Ried. Das Aus von Michael Angerschmid nach 32 Jahren im Verein ist schon länger entschieden. Die Abschlagszahlung für ein weiteres Jahr Vertrag entfällt, weil nach dem 0:4 die nötigen 48 Punkte auch nicht mehr erreicht werden können. Als Wunschnachfolger in Ried gilt Hütter – sofern dieser nicht bei einem der „Großen“ oder in Deutschland unterkommt. Ried-Manager Stefan Reiter hat eine Entscheidung bis zum Saisonfinale gegen Rapid angekündigt. Deshalb muss auch an einem Plan B gearbeitet werden.

Da Roger Schmidt seinen Co-Trainer Oliver Glasner nach Leverkusen mitnehmen will, ist eine Rückkehr des Ur-Rieders als Cheftrainer unwahrscheinlich. Zu den Kandidaten zählt der frühere St. Pölten-Trainer Martin Scherb, der im Innviertel schon einmal im Gespräch war.

Grödig lockt Baur

Offen ist auch noch die Nachfolge von Hütter in Grödig. Da St. Pölten Trainer Gerald Baumgartner nicht freigeben will, steht Michael Baur in der Poleposition. Der Tiroler trainierte zuletzt Anif in der Regionalliga und genießt bei Grödig-Manager Christian Haas ein hohes Ansehen.