Roger Schmidt wechselt nach Leverkusen

Roger Schmidt wird Salzburg verlassen.
Der 47-Jährige verlässt Salzburg. Favorit auf die Nachfolge ist Adi Hütter.

Jetzt geht er also doch. Vier Monate, nachdem Red Bull Salzburg den Vertrag mit Trainer Roger Schmidt bis 2016 verlängert hat, muss sich der neue Meister nach einem neuen Coach umsehen. Der 47-jährige Deutsche macht von einer Ausstiegsklausel Gebrauch und folgt dem Ruf des Spitzenklubs Bayer Leverkusen. „Roger hat mich Donnerstagabend angerufen und mich über seine Entscheidung informiert“, erklärte Salzburgs Sportchef Ralf Rangnick gestern.

Festgeschriebene 1,5 Millionen Euro sollen die Salzburger für ihren Meistertrainer kassieren. Eine Million hatte man vor zwei Jahren für den heute 47-Jährigen an Paderborn überwiesen.

Übel nimmt man Schmidt seinen Abgang, der zugleich eine Heimkehr ist, nicht. Leverkusen liegt nur 50 Kilometer entfernt von seinem Heimatort Kierspe. „Niemand kann ihm verdenken, dass er sich so entschieden hat“, betont Rangnick.

Erfolgreiche Ära

Fakt ist, dass die Trainer-Ära Schmidt wohl als die bisher erfolgreichste im Hause Red Bull zu Ende gehen wird. In Erinnerung bleiben vor allem der erstmalige Einzug in das Achtelfinale der Europa League sowie ein beeindruckender 3:0-Sieg gegen Bayern München. Wenngleich Schmidt noch der Cupsieg fehlt, um in puncto Titelgewinne mit dem bisher einzigen Doublegewinner Ricardo Moniz (2012) gleichzuziehen, so ist er jedenfalls in Sachen Punkteschnitt die Nummer eins.

Schmidt konnte von seinen bisherigen 94 Pflichtspielen mit Salzburg 65 gewinnen und hält in der Liga bei einem Schnitt von 2,27 Punkten pro Partie. Dazu beeindruckte seine Mannschaft stets mit einer attraktiven Spielweise, die der gelernte Werkzeugmechaniker nun auf die „Werkself“ Bayer Leverkusen übertragen soll. Rangnick traut ihm das jedenfalls zu und streut seinem scheidenden Trainer Rosen: „Für mich ist er einer der absoluten Top-Trainer Deutschlands. Es spricht nichts dagegen, dass er mit Leverkusen auch so einen attraktiven und erfolgreichen Fußball spielen wird.“

Mit dem soll es auch in Salzburg nicht vorbei sein. Rangnick legt Wert auf Kontinuität, er will auch in Zukunft Attraktivität und Erfolg verbinden. Das Anforderungsprofil an den neuen Trainer steht bereits: „Ein Trainer wird nur dann für uns infrage kommen, wenn er bereits bewiesen hat, dass die Spielweise seiner bisherigen Mannschaften zu unserer passt. Er muss das Know-how besitzen, wie man eine Mannschaft dazu bringt, so zu spielen, wie wir diese Saison gespielt haben.“

Favorit aus Grödig

Nicht nur deshalb gilt Adi Hütter als Favorit auf den begehrten Posten. Der scheidende Grödig-Trainer überzeugte in dieser Saison mit einer ähnlichen Spielweise beim Aufsteiger, mit dem er trotz Verwicklung in den Wettskandal (Causa Taboga) und prominenter Abgänge (Zulechner) noch immer im Rennen um einen Europacup-Startplatz ist.

Dass Rangnick seit geraumer Zeit große Stücke auf Hütter hält und sich regelmäßig mit dem 44-Jährigen austauscht, gilt als offenes Geheimnis. Anfang April verkündete der Vorarlberger, dass er seinen auslaufenden Vertrag in Grödig nicht verlängern wird. „Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben wir aber mit keinem anderen Trainer gesprochen“, sagte Rangnick, der den neuen Mann innerhalb der nächsten zwei Wochen präsentieren möchte.

Als Türöffner für mögliche Spieler-Abgänge will Rangnick den Abgang des Trainers nicht verstanden wissen: „Es wird kein Spieler die Mannschaft verlassen. Im Gegenteil, wir werden uns verstärken. Wir wollen in die Champions League und dort auch eine wichtige Rolle spielen. Nur dabei sein, ist uns zu wenig.“

Geboren: 13. März 1967 in Kierspe (Nordrhein-Westfalen)

Spieler-Karriere:

Position: Mittelfeld
Vereine: TuS Paderborn-Neuhaus (bis 1995), SC Verl (deutsche Regionalliga, 1995 bis 2002), SC Paderborn (dt. Regionalliga, 2002/2003), SV Lippstadt (Oberliga Westfalen, damals vierthöchste Spielklasse, 2003/2004)

Trainer-Karriere:

Delbrücker SC (GER/Verbandsliga, dann Aufstieg in Oberliga Westfalen, 2004-2007), Preußen Münster (GER/Oberliga Westfalen, dann Aufstieg in Regionalliga West/vierte Spielklasse, 2007-2010), SC Paderborn (GER/2. Liga, 2011/12), Red Bull Salzburg (2012-2014), Bayer 04 Leverkusen (ab 2014)

Größte Erfolge als Trainer:

* Österreichischer Meister mit Salzburg 2013/14
* Europa-League-Achtelfinale mit Salzburg 2013/14
* Platz fünf mit Paderborn in 2. deutscher Liga 2011/12

Roger Schmidt hat das Richtige getan. Das Ziel des 47-jährigen Jungtrainers war und ist die Champions League. Und obwohl sich Bayer Leverkusen gegenwärtig ein hartes Duell mit Wolfsburg um den deutschen Qualifikationsplatz für die Königsklasse liefert, ist in acht von zehn Fällen die große Fußball-Bühne von der Industriestadt im Rheinland aus leichter zu besteigen als von der Festspielstadt in den Alpen.

Schmidts Abgang mag nun hart klingen für all jene, die unter der Führung des 47-jährigen Deutschen die millionenschweren Red-Bull-Investitionen in den nationalen Fußball erstmals für einigermaßen gerechtfertigt hielten. Die Profis im Namen der Dose waren bereits vor der Ära Schmidt sowohl Meister (vier Mal in sechs Jahren) als auch in der K.-o.-Phase der Europa League.

Die Leistungen von Schmidt in Salzburg gehen weit tiefer, als es jede Gravur in einer Meisterschale auszudrücken vermag: Er hat aufgezeigt, wie Fußball in Salzburg aussehen kann, vielleicht sogar aussehen muss.

Und all jenen, die sich einmal mehr bestätigt fühlen, dass Österreich zu klein und zu unbedeutend ist für den großen Fußball, sei ein alternativer Blickwinkel geboten: Es gibt Schlimmeres, als eine Ausbildungsliga für ambitionierte Jungtrainer zu sein. Man muss ihnen nur auch den Absprung zugestehen.

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