Platzsturm, Tränen, Emotionen: Die neue Freude an den Fußball-Fans
Von Alexander Huber
Vielleicht liegt es an Corona. Diese Europacup-Woche war ein Höhepunkt der Emotionen, auf dem Rasen und mit spürbarer Intensität auf den Rängen. Nach zwei Jahren mit wenig bis gar keinen Fans wurden die Semifinal-Entscheidungen als Chance zur Eskalation bis zum Anschlag der Stimmbänder zelebriert.
In Frankfurt kam es nach dem Schlusspfiff zu einem (friedlichen) Platzsturm, in Glasgow weinten stiernackige Schotten bereits während der Partie der Rangers gegen das Konstrukt Rasenballsport. Und in Rom feierten 70.000 Tifosi den Finaleinzug in einem Bewerb, der zu Saisonbeginn nicht einmal ernst genommen worden war.
Friede, Freude, Heiserkeit.
An dieser Stelle soll nicht verheimlicht werden, dass es vor zwei Semifinal-Partien zu Ausschreitungen kam. In Frankfurt, mit oder besser gegen West-Ham-Anhänger. Und in Marseille gab es einen Crash mit Feyenoord-Fans. Das kommt nicht überraschend: Diese vier Traditionsvereine stellen große Fanszenen, die allesamt keine offenen Briefe über Pazifismus schreiben würden.
Zu lesen war darüber aber auffallend wenig. Während Fans und ihre Verfehlungen früher als sicheres (Medien-)Ziel für bad news mit entsprechender Quote galten, konzentriert sich die Öffentlichkeit momentan lieber auf feiernde Anhänger, die ihr pures Glück in die Europacup-Nacht schreien.
Vielleicht liegt auch das an den Folgen der Pandemie.