ÖFB-Torwart-Chef Kreissl: "Die Schweiz ist uns zehn Jahre voraus"
Von Alexander Huber
Mit Günter Kreissl wurde dem Torwartspiel im ÖFB wieder mehr Bedeutung beigemessen. Der frühere Bundesliga-Tormann bekam 2021 als „Head of Goalkeeping“ die Verantwortung über einen wichtigen Bereich, der zu einer Baustelle geworden war.
Der Ex-Sturm-Manager setzt mit seinem „kleinen aber feinen Team“ auf die Entwicklung von rot-weiß-roten Schlussmännern.
Kreissl über ...
- die Bundesliga-Vereine, die 2023 mehrheitlich auf Legionäre im Tor setzen:
„Diese Entwicklung ist nicht erfreulich. Ich kenne als früherer Vereinsverantwortlicher aber auch die andere Seite: Die Klubs suchen Torwarte mit einem kompletten Profil und davon gibt es derzeit in Österreich nicht so viele. Viele sind in Teilbereichen sehr stark, haben dann aber in einer Sparte Nachteile, sei es etwa das Herausspielen mit dem Fuß oder die Athletik.“
- den Faktor Größe, der Siebenhandl in Graz zum Verhängnis wurde:
„International ist die Größe ein riesiges Thema, aber ich betone: Die Größe ist nicht alles. Sonst hätten die Bayern nicht mit Yann Sommer einen 1,83 m großen Tormann gekauft.“
- die Veränderung im ÖFB:
„Früher wurde fast ausschließlich auf die Ausbildung von Torwarttrainern gesetzt und das war es im Grunde auch. Jetzt versuchen wir mit unserem dreiköpfigen Team zusätzlich mehr draußen, also bei den Vereinen, den Akademien und vor allem den LAZ zu sein. Wir geben bei den 12- bis 17-Jährigen Input, um möglichst viele Tormänner mit kompletten Profil zu entwickeln. Ich bin ungeduldig, aber es ist klar, dass das viele Jahre dauert, um die Früchte ernten zu können.“
- das Vorbild Schweiz:
„Die enorme Anzahl an Spitzengoalies aus der Schweiz hängt auch damit zusammen, dass dort schon lange nach einem genauen Plan und in guter Verbindung zwischen dem Verband und den Vereinen entwickelt wird. Die Schweiz ist uns in dieser Hinsicht wahrscheinlich zehn Jahre voraus.“
- den jüngsten Hoffnungsschimmer:
„Ich nenne normal nicht gerne Namen, aber mehrere der letzten U-21-Torwarte sind richtige Hoffnungsträger. Niki Hedl von Rapid, sowie die beiden LASK-Torhüter Tobias Lawal und Nik Polster haben beispielsweise ein sehr komplettes Profil. Ich sehe bei ihnen noch kein Limit.“