Sport/Fußball

Bayern-Talent Wanner und Rapid-Goalie Hedl für ÖFB-Team nachnominiert

Paul Wanner stößt diese Woche in Marbella erstmals zum österreichischen Nationalteam. Der 16-Jährige von Bayern München werde in den beiden Testspielen am Mittwoch in Malaga gegen Andorra und am Sonntag in Wien gegen Italien aber nicht eingesetzt, gab der ÖFB am Montag bekannt. Neben Wanner nominierte Teamchef Ralf Rangnick aufgrund der Ausfälle von Daniel Bachmann, Patrick Wimmer und Karim Onisiwo auch Muhammed Cham sowie erstmals Rapid-Torhüter Niklas Hedl nach.

Wanner wurde noch am Montagnachmittag im Teamcamp in Andalusien erwartet. Der Mittelfeldspieler ist österreichisch-deutscher Doppelstaatsbürger. Das Ausnahmetalent, jüngster Spieler der Bayern-Geschichte in der deutschen Bundesliga und in der Champions League, ist bisher aber ausschließlich in deutschen Nachwuchs-Nationalteams zum Einsatz gekommen.

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Österreichische Mutter

Laut ÖFB-Angaben solle Wanner in Südspanien "die Möglichkeit erhalten, sich einen detaillierten Eindruck vom ÖFB zu verschaffen und das Trainer-Team um Ralf Rangnick samt Mannschaft kennenzulernen". Es sei jedoch vereinbart, dass Wanner in den kommenden beiden Länderspielen nicht eingesetzt werde. Rangnick hatte die Zukunftshoffnung zuvor bereits für den an das Italien-Match anschließenden Lehrgang für Perspektivspieler in Kroatien (21. bis 25. November) erstmals zum ÖFB eingeladen.

Wanner hat eine österreichische Mutter und einen deutschen Vater. Er ist in Dornbirn geboren, aber großteils in Baden-Württemberg aufgewachsen. Im Jänner, nur 15 Tage nach seinem 16. Geburtstag, debütierte Wanner für die Bayern in der Bundesliga. Im Oktober setzte ihn Trainer Julian Nagelsmann auch erstmals in der Champions League ein - damals als Linksverteidiger. Der Allrounder hat in seiner Karriere bisher fünf Liga- und zwei CL-Spiele für die Bayern-Profis absolviert und dabei 80 Einsatzminuten gesammelt.

Der ÖFB hatte sich - in Person von Sportdirektor Peter Schöttel - bereits vor der Amtsübernahme von Rangnick um Wanner bemüht. Der Youngster hat seine Länderspiele bisher in der deutschen U17 und U18 bestritten, könnte aber noch zum österreichischen Verband wechseln. DFB-Direktor Oliver Bierhoff hatte vergangenen Winter bereits die höheren Titelchancen mit deutschen Auswahlen ins Treffen geführt. In Österreich könnte Wanner aber womöglich in jüngeren Jahren von A-Länderspielen profitieren.

Ausfälle im Team

Die Notwendigkeit von Nachnominierungen hatte sich für Rangnick durch Ausfälle im ÖFB-Team ergeben. Onisiwo war am Samstag im Ligaspiel des FSV Mainz gegen Frankfurt (1:1) in der Schlussphase ausgewechselt worden. Der Stürmer laboriert laut ÖFB-Angaben an einer Fußverletzung und wird durch Cham ersetzt, der für das Perspektivspieler-Camp in Kroatien ursprünglich keine Freigabe von seinem Club Clermont Foot erhalten hatte. Wimmer fehlte dem VfL Wolfsburg bereits am Wochenende wegen eines grippalen Infektes.

Bachmann zeichnete sich in der zweiten englischen Liga beim 0:0 gegen Bristol City unter anderem mit einer Glanzparade gegen seinen ÖFB-Teamkollegen Andreas Weimann aus. Aus dem ersten ÖFB-Lehrgang unter Rangnick wird für den 28-Jährigen aber nichts. Österreichs EM-Torhüter musste wegen Achillessehnenproblemen absagen. Weil Patrick Pentz von seinem französischen Club Stade de Reims keine Freigabe erhielt, dürfte Heinz Lindner für das Duell mit Italien die besten Karten haben. Der Sion-Keeper hat bisher drei von sechs Partien unter Rangnick absolviert.

Hedl wurde erstmals ins A-Team berufen. Der 21-Jährige Sohn von Ex-Goalie Raimund Hedl war im vergangenen Frühjahr zum Rapid-Stammtorhüter aufgestiegen. Er war auch bereits für Rangnicks Perspektiv-Lehrgang, den der Deutsche nächste Woche gemeinsam mit U21-Teamchef Werner Gregoritsch abhält, vorgesehen.

Beim Nationalteam freute man sich auf den Neuling. Xaver Schlager: "Ich kenne ihn zwar noch nicht persönlich, aber für einen jugen Spieler ist so etwas besonders. Er hat in seiner jungen Karriere bisher vieles richtig gemacht. Je früher man auf hohem Niveau trainieren und spielen kann, desto besser ist das für die Entwicklung."

Auch Christoph Baumgartnerfreut sich auf das Kennenlernen: "Es sagt viel über seine Qualität aus, wenn er mit 16 Jahren im Profikader von Bayern München steht. Für ihn ist das eine tolle Gelegenheit."

Dennoch möchte Baumgartner nicht in Wanners Haut stecken. "Weil es keine leichte Entscheidung ist. Ich musste mich nie entscheiden, für welches Land ich spiele. Wichtig ist daher, dass wir ihm keinen Druck machen, auch wir Mitspieler nicht. Natürlich würde es uns freuen, wenn er sich für Österreich entscheidet. Aber das ist seine Entscheidung, die er mit seiner Familie treffen muss."