Sport/Fußball

ÖFB-Team: "Auf diesem Niveau ist es vielleicht zu wenig"

Beim Schlusspfiff richteten sich die Köpfe der Österreicher zu Boden, manche sanken erschöpft und enttäuscht auf die Knie. Aus und vorbei, ein Russischkurs bleibt ihnen erspart. Marcel Sabitzer, der zwei Chancen vergeben hatte: "Ich finde, dass wir phasenweise nicht schlecht gespielt haben. Wenn du aber die Chancen nicht reinmachst, wird es schwer." Wales gewann dank größerer Effizienz: "Auf diesem Niveau musst du auch aus dem Nichts ein Tor machen."

Auch Martin Hinteregger war trotz persönlich starker Leistung enttäuscht: "Es ist so bitter. Die Chancen waren ja da, wir hätten 1:0 in Führung gehen müssen, Wales hat es dann gemacht, deswegen haben wir verloren. Beim Gegentor war es eine Fehlerkette von uns. Vielleicht haben die Waliser es um ein Stück mehr gewollt, denn fußballerisch haben wir das gut hingekriegt." Die WM-Teilnahme in Russland schreibt er ab: "Es ist eine Riesenenttäuschung, wir haben uns mehr erwartet."

Aleksandar Dragovic ärgerte sich, auch, weil er vor dem Gegentor nicht klären konnte: "Aus einer Halbchance haben sie ein Tor gemacht, das ist auch Klasse. Wir haben teilweise gut gespielt, Wales hat nach der Pause umgestellt und mehr Druck gemacht. Es soll einfach nicht sein. Wenn man die Chancen nicht macht..."

KURIER-Noten für die Teamspieler:

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David Alaba erkannte Parallelen zu anderen WM-Quali-Spielen: "Wir haben ja des Öfteren solche Spiele nicht für uns entschieden. Es geht auf diesem Niveau um Kleinigkeiten, die Spiele entscheiden." Der Bayern-Star zeigte sich sehr enttäuscht: "Es ist bitter, weil wir in der ersten Hälfte sehr gut gespielt haben. Auf diesem Niveau ist es vielleicht zu wenig."

Arnautovic fordert Aussprache

Marko Arnautovic sprach Klartext: "Es ist ja nicht zum ersten Mal. Es geht die ganze Quali schon so. Keine Ahnung, was uns verfolgt. Wales hatte gar nichts, und dann kommt so ein Schuss daher. Wir hatten genug Möglichkeiten, auch ich muss die eine Chance verwerten. Es ist einfach ein Wahnsinn."

Man müsse schonungslos die Ereignisse der vergangenen Monate aufarbeiten, forderte der West-Ham-Legionär. "Wir werden uns zusammensetzen und darüber reden, denn man muss über Fehler reden. Das tut natürlich jedem weh", erklärte der Wiener. Auch die noch nicht lange zum Stamm zählenden Kicker seien nun gefordert, ihre Sicht der Dinge darzulegen. "Ich will von jedem eine Meinung haben, nicht nur von den Älteren, auch von den Jungen, von den Neuen, die dabei sind. Die sollen auch ihre Gefühle herzeigen, weil sie das gut von außen sehen."

Arnautovic kündigte an, die ÖFB-Kollegen bei dieser Gesprächsrunde auf ein erfolgreiches Finish einer verkorksten Qualifikation einzuschwören, beginnend mit dem Heimmatch am Dienstag gegen Georgien. "Ich werde meine Mannschaft motivieren in den nächsten Tagen, um mit voller Motivation gegen Georgien zu spielen."

Dabei hatte der Wiener bei seiner Topchance in der ersten Hälfte die Führung auf dem Fuß. "Ich muss das Tor machen", gab Arnautovic zu und haderte auch mit fehlendem Spielglück. "In der EM-Qualifikation hat alles geklappt, da war fast jeder Schuss ein Treffer, und jetzt will der Ball einfach nicht reingehen."

Das ärgerte nicht nur den ÖFB-Internationalen - auch ein mitgereister Anhänger verkraftete die bittere Niederlage nur schwer, weshalb sich Arnautovic nach dem Schlusspfiff länger mit ihm unterhielt. "Ich habe gesehen, dass er irgendwie ausgerastet ist gegenüber mir. Dann bin ich hingegangen, um zu reden. Ich habe gesagt, es tut uns genauso weh wie euch", erzählte Arnautovic und betonte: "Wir hatten immer eine gute Beziehung zu den Fans."

Die Zeit der klärenden Gespräche scheint angebrochen, was Teamchef Marcel Koller begrüßt. "Wenn man Spiele nicht gewinnt, kommt der Frust raus. Unmittelbar nach dem Match fallen laute Worte, die man nicht gleich persönlich nehmen muss. Grundsätzlich ist es wichtig, dass Spieler miteinander sprechen. Wenn ich ein Problem mit einem Mitspieler habe, versuche ich das zu besprechen und fresse es nicht in mich hinein", sagte der Schweizer, als er nach der bevorstehenden mannschaftsinternen Unterredung gefragt wurde.

Wales - Österreich zum Nachlesen

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Bis zu 1,046 Millionen Menschen haben im ORF die 0:1-Niederlage in Wales gesehen. Im Schnitt verfolgten 980.000 Zuseher bei 36 Prozent Marktanteil (39 bzw. 49 Prozent in den jungen Zielgruppen) die zweite Hälfte des WM-Qualifikationsspiels. Das gab der ORF bekannt.

Sebastian Prödl fällt für das Georgien-Match am Dienstag in Wien verletzungsbedingt aus. Wie der Verband mitteilte, erlitt der Watford-Legionär am in Cardiff eine Muskelverletzung im Oberschenkel. Für ihn wurde U21-Kapitän Philipp Lienhart vom SC Freiburg nachnominiert.