Machtkampf mit Folgen: Wie der ÖFB Teamchef Rangnick verärgert
Seit Juni 2022 ist Ralf Rangnick beim ÖFB und von Beginn an ist klar: Der Mann ist mehr als ein Teamchef. Der 66-Jährige ist nicht nur Stratege, sondern auch Hackler. Er will – laut eigener Aussage – beim ÖFB Bleibendes hinterlassen und versucht, ständig zu optimieren. Ein Auszug gefällig?
In zweieinhalb Jahren in Österreich hat der Deutsche die Trainerausbildung ebenso analysiert wie den Nachwuchsfußball. Er hat sich zum Ligaformat geäußert und die Vorteile einer 16er-Liga deponiert. Er trifft sich mit politisch Verantwortlichen, um den Neubau eines Nationalstadions voranzutreiben, von dem er selbst nicht mehr profitieren würde, weil er bei der Fertigstellung nicht mehr da sein wird.
Zuletzt leitete er Nachwuchstrainings in Leithaprodersdorf und Horn. „Es müssen alle Kräfte gebündelt werden, damit Österreich auch in Zukunft richtig gute Spieler entwickelt“, sagte der Teamchef nach den beiden Einheiten mit Zehn- bis 13-Jährigen.
Alle Kräfte bündeln, das ist so eine Sache, die im ÖFB-Präsidium noch nicht angekommen ist. Seit zwei Jahren wird um Macht gestritten. Im Mittelpunkt die beiden Geschäftsführer, die nicht miteinander können. Es geht um Generalsekretär Thomas Hollerer und um Bernhard Neuhold, den CEO der ÖFB-Wirtschaftsbetriebe GmbH.
Präsident Klaus Mitterdorfer hat den Teamchef eigens vor einem Monat zu einer Klausur des Präsidiums eingeladen. Dabei wurde er explizit aufgefordert, über die (Nicht-)Zusammenarbeit der Geschäftsführer zu berichten.
Ein Vorfall in Paris
Als Fallbeispiel hat Rangnick dabei einen Vorfall kundgetan, der sich zu Beginn des Jahres in Paris wie folgt ereignet hat: Bei der Auslosung der Nations League, die gerade im Gange ist, war Neuhold von Hollerer praktisch ausgeladen worden, obwohl das A-Nationalteam in dessen Zuständigkeitsbereich fällt. Mehr noch: Neuhold ist seit Rangnicks erstem Tag beim ÖFB in organisatorischen Belangen erster Ansprechpartner des Teamchefs. Mit ihm legt Rangnick Dinge wie Heimspielorte oder Hotels für die Zeit der Vorbereitung fest. Und das für gewöhnlich direkt im Anschluss an die jeweilige Auslosung, bei der auch Termine fixiert werden.
Ob Thomas Hollerer die Beziehung zwischen dem populären Teamchef und seinem Intimfeind Bernhard Neuhold gar ein Dorn im Auge war? Der Generalsekretär war es, der seinen Kollegen nicht auf die fünfköpfige Liste der ÖFB-Delegation für Paris gesetzt hatte. Warum er lieber Bundesliga-Aufsichtsrat Philip Thonhauser mitgenommen hat? „Es besteht eine Vereinbarung zwischen dem ÖFB und der Bundesliga, dass der Aufsichtsratsvorsitzende der Liga am UEFA-Kongress teilnimmt“, sagt Hollerer. Jedoch: Der Kongress war am Vormittag, die Auslosung eine eigene Veranstaltung am Abend.
"Wir als Präsidium sind Dilettanten, die es nicht verstehen, die Chance aufzugreifen, dass der ÖFB über Jahre richtig gut performt.“
über den "Glücksfall" Rangnick
„Rangnick-AG“
Und obwohl Rangnick zu dieser Stellungnahme explizit aufgefordert wurde, passt die klare Aussage des Teamchefs nun offenbar dem einen oder anderen Präsidiumsmitglied nicht ins Bild. Das wiederum stößt Vizepräsident Gerhard Götschhofer sauer auf. „Es ärgert mich maßlos, dass wir in der Zeitung lesen müssen, dass manche von uns vor einer ,Rangnick-AG‘ warnen“, sagt Götschhofer über einen entsprechenden Artikel in der Kleinen Zeitung.
Der Oberösterreicher hält Rangnick für einen „Glücksfall“, der nicht genug genutzt werden könne, und sagt über den Teamchef: „Wir haben hier einen Menschen, der sich weit über die ihm vorgegebenen Aufgaben hinaus engagiert. Aber wir als Präsidium sind Dilettanten, die es nicht verstehen, die Chance aufzugreifen, dass der ÖFB über Jahre richtig gut performt.“
Dem Teamchef jedenfalls soll die Angelegenheit massiv missfallen. Dazu äußern wollte er sich zuletzt bei einer entsprechenden Frage nach dem Sieg gegen Norwegen aber nicht. Ein weiterer Auftritt im ÖFB-Präsidium ist vorerst nicht geplant. Bei der bevorstehenden Sitzung mit Explosionsgefahr am Freitag ist Rangnick nicht eingeladen.