ÖFB-Gegner Niederlande: Viele Baustellen vor EM-Duell mit Ukraine
Leicht hat’s der Bondscoach nicht in diesen Wochen. Am Samstag hat sogar ein Fan ein Flugzeug über ein Training des Teams fliegen lassen, im Schlepptau ein Transparent, auf dem Frank de Boer zum Systemwechsel vom 5-3-2 angehalten wurde: „Frank, wie immer 4-3-3.“
Vor dem EM-Auftakt der Niederlande gegen die Ukraine am Sonntag (21 Uhr) muss sich der 51-Jährige aber nicht nur mit sportlichen Problemen befassen. Da ist etwa der Fall Quincy Promes: Der Legionär von Spartak Moskau wird beschuldigt, bei einer Familienfeier im letzten Sommer seinen Cousin mit einem Messer angegriffen und am Knie verletzt zu haben.
Drohendes Verfahren
Die niederländische Polizei prüfte, welche Rolle Promes bei der Messerattacke in einem Schuppen gespielt hat. Der 29-jährige Stürmer saß im Dezember sogar in U-Haft. Jetzt droht neuer Ärger: Das Opfer versteht nicht, warum der Fall immer noch nicht vor Gericht verhandelt wurde. Und vermutet, dass das mit der EM zusammenhängt. Opfer-Anwalt Yehudi Mozkowicz will das Verfahren jetzt beschleunigen.
Und auch sportlich stand die Elftal schon besser da. Starverteidiger Matthijs de Ligt muss am Sonntag passen, die Leistenprobleme lassen noch keinen Einsatz des 21-jährigen Profis von Juventus Turin zu. Gegen Österreich am Donnerstag soll er dabei sein, hofft De Boer und beruhigt: „Wenn es ganz wichtig gewesen wäre, hätten wir es gegen die Ukraine versucht, aber wir wollen kein Risiko eingehen.“
Der Ersatzchef
Weil der Mannschaft mit Virgil van Dijk nach dessen Kreuzbandriss auch der Lenker fehlt, soll es nun Memphis Depay richten. 20-mal hat der Stürmer in der abgelaufenen Saison für Lyon in der französischen Ligue 1 getroffen, dazu sieben Mal in den letzten sieben Länderspielen. Dass die Fans der niederländischen EM-Rückkehr nach zwei gescheiterten Qualifikationsversuchen skeptisch gegenüberstehen, stört den 27-Jährigen nicht besonders, sagt er jedenfalls. „Ich mache mir keinen Druck. Jede neue Aufgabe ist eine Herausforderung, wir müssen sie als Team angehen. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich besonders unter Druck stehe.“
Ex-Teamkollege Wesley Sneijder lobt: „Er hat es in sich, der Leader zu sein“, sagte der 37-Jährige gegenüber De Telegraaf, sonst werde man auch nicht Kapitän von Lyon. „Aber nun, wenn das Turnier beginnt, muss er auch aufstehen und die Elftal an die Hand nehmen.“
Routine im Tor
Unterdessen hat sich Frank de Boer auf seine Nummer 1 festgelegt, Maarten Stekelenburg soll das Tor hüten. Der 38-Jährige ist der älteste Spieler der EM und war bei Ajax bis Februar nur Ersatztorhüter – er kam erst nach einer Dopingsperre für André Onana zum Einsatz.
Bleibt noch die Frage nach dem System. Und da zeigt sich De Boer beharrlich: „Ich will beim 5-3-2 bleiben. Ich bin überzeugt, dass wir das brauchen.“ Einschränkung: „Aber wir haben auch die Spieler für ein 4-3-3.“