Sport/Fußball

ÖFB-Comeback nach Hodenkrebs: "Was früher genervt hat, ist jetzt wurscht"

Im März 2023 war Heinz Lindner als Nummer eins in die Qualifikation für jene Europameisterschaft gestartet, auf die man sich nun vorbereitet. Seither war der 33-Jährige allerdings nie wieder dabei im Fußball-Nationalteam. Die Schock-Diagnose Hodenkrebs rückte die Fußballer-Karriere des Torhüters in den Hintergrund. 36 Länderspiele hat er bis dahin absolviert.

Und auch heute ist er immer noch der Tormann mit der meisten Erfahrung im Nationalteam neben Patrick Pentz (fünf Länderspiele), Niklas Hedl (1) und Tobias Lawal (0). Und so muss es auch gar keine Überraschung sein, dass der Routinier nach mittlerweile längst überstandener Krankheit nun sein Comeback feiert im Kreis der Nationalmannschaft.

Für Lindner selbst war es das aber doch. „Ich habe damit nicht spekuliert, weil die Ausgangsposition nicht dementsprechend war“, sagt der Belgien-Legionär. In der Tat könnte man gegen eine Einberufung halten, dass Lindner in der gesamten Saison nur fünf Pflichtspiele absolviert hat.

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Zunächst war er beim FC Sion in der Schweiz auf die Ersatzbank gerutscht. Im Winter wurde er dann zu Union St-Gilloise verliehen. Beim Klub im Vorort von Brüssel spielte er immerhin zwei Mal in der Europa League gegen Eintracht Frankfurt und Fenerbahce Istanbul und einmal in der Liga. 270 Minuten in einem Halbjahr sind nicht unbedingt Empfehlung fürs Nationalteam. Doch die Routine ist es allemal. Vielleicht auch die Lebenserfahrung.

„Die Wertigkeiten haben sich verschoben. Ich sehe die Dinge jetzt mit anderen Augen. Dinge, die mich früher genervt haben, sind jetzt so weit unten in der Wertigkeit, weil ich weiß, dass sie wurscht sind“, sagt Lindner, der betont: „Ich bin dankbar, gesund zu sein. Es hört sich nach einer Floskel an, aber ich weiß, dass es keine ist. Ich schätze es umso mehr, aufzuwachen und gesund zu sein.“

Eine zweite EM-Teilnahme nach 2016 wäre für Lindner umso schöner. „Ich bin überglücklich, wieder da zu sein und es fühlt sich an, als wenn ich nie weg gewesen wäre.“ Der sportliche Kampf ums EM-Ticket hat jedenfalls am Donnerstag begonnen. Vier Tormänner sind derzeit im Trainingslager dabei. Mit Alexander Schlager hofft die etatmäßige Nummer eins noch auf rechtzeitige Genesung.

Dazu hat Ralf Rangnick noch nicht entschieden, ob er drei oder vier Torhüter mitnehmen wird. Lindner sagt: „Ich gehe es so an, wie jeder von uns. Ich gebe im Training 100 Prozent und versuche, den Teamchef zu überzeugen. Das ist alles, was ich beeinflussen kann.“