Nach Rücktritten: Stimmungswandel im ÖFB-Nationalteam
Wenn Österreichs Nationalteam am Montag Quartier bezieht in Saalfelden, um sich auf das Spiel am Freitag in Salzburg gegen Lettland vorzubereiten, dann schnürt Marko Arnautovic erstmals als China-Legionär die Schussstiefel. Gleich, auf welchem Erdteil Arnautovic kickt, er ist immer mit besonderer Freude zum Team gekommen. Seine mantraartigen Behauptungen, alles für das Land zu geben, dürfen durchaus ernst genommen werden.
Sein Freund David Alaba rückt mit einem Erfolgserlebnis zum Team ein, hatte er doch gegen Mainz mit einem sehenswerten Freistoß getroffen. Louis Schaub ersetzt den schwer verletzten Xaver Schlager, der sich bei Wolfsburgs Heimspiel gegen Paderborn ohne Fremdeinwirkung den Knöchel gebrochen hat.
Wieder mit von der Partie ist Teamkapitän Julian Baumgartlinger, der zuletzt gegen Slowenien und Nordmazedonien im Juni wegen einer Knöchelverletzung passen musste. Aufgrund einer aufgetretenen Entzündung waren operative Eingriffe vonnöten. Eine der Folgen war ein Wechsel in der medizinischen Abteilung im A-Team.
Baumgartlinger ist noch einer der letzten Vertreter einer Gruppe, die unter Teamchef Marcel Koller den Ton angegeben hat. Doch mittlerweile sind ihm seine Kollegen Marc Janko, Zlatko Junuzovic, Markus Suttner, Christian Fuchs, Robert Almer und Martin Harnik durch Rücktritte abhanden gekommen. Diese Routiniers waren einst klug genug, die Clique rund um Marko Arnautovic, Aleksandar Dragovic und David Alaba „mitzunehmen“ und einzubinden, wohl wissend, dass sie die fußballerischen Qualitäten der damaligen Youngsters dringend benötigten.
Fokus auf Vereine
Aktuell sind Arnautovic und Alaba die Leader, um die sich Spieler wie Dragovic, Peter Zulj, Valentino Lazaro, Marcel Sabitzer oder auch Florian Grillitsch scharen. Sie alle sind in ihren Vereinen mehr oder weniger Stammspieler, weshalb das Nationalteam per se auf der Prioritätenliste zurückgefallen ist. Ein Fakt, den man international fast bei allen Nationen erkennen kann und eine Folge der immer höher gewordenen Gehälter in den Top-Ligen ist. Wer von seinem Arbeitgeber viel Geld erhält, wird wohl eher dessen Wünschen entsprechen. Vielleicht auch ein Grund, weshalb sich Guido Burgstaller künftig nur noch auf seinen Verein Schalke 04 konzentrieren will und ein mögliches Karriere-Highlight Europameisterschaft 2020 ins Abseits stellt.
Der Terminkalender ist für Österreichs Kicker-Legionäre in den großen Ligen dicht und reich an Highlights, weshalb die Bühne Nationalteam für einen Karriere-Schub nicht mehr so vonnöten ist wie früher. Positiv: Da Fußballer heutzutage besonders auf sich schauen, gibt es weniger Gruppenbildungen.