Janko über die EM-Vorfreude: Auch der "zweite Anzug" sitzt perfekt
Von Marc Janko
Und plötzlich ist ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick bei Bayern München ein Trainer-Kandidat. Ganz gleich, ob im Hintergrund konkret verhandelt wird oder, ob es sich doch nur um ein hartnäckiges Gerücht handelt, allein das Interesse an seiner Person spricht für seine Arbeit beim ÖFB.
Seine Statistik als Teamchef liest sich hervorragend, in den letzten fünf Spielen kassierte Österreich nur ein Gegentor.
Er hat der Mannschaft ein Gesicht verpasst, das den Fans gefällt. Sie können sich für den Stil des Teams begeistern, das alles wurde innerhalb sehr kurzer Zeit geschafft. Es sagt viel aus, dass sich die Fans trotz der schweren Auslosung etwas ausrechnen und der Mannschaft bei der EURO viel zutrauen.
Euphorie vs. Lospech
Ich bin voller Vorfreude, aber auch zurückhaltend – und sehe das Team in einer guten Ausgangslage. Denn übersteht Österreich die Gruppenphase, herrscht zurecht eine Euphorie. Gelingt der Aufstieg nicht, dann wird sicher das Argument mit der tatsächlich schwierigen Gruppe ins Treffen geführt.
Marc Janko ist Fußball-Experte bei Sky – der 40-Jährige spielte 70-mal für das Nationalteam und erzielte 28 Tore.
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Polen und die Niederlande sind Gegner in absoluter Reichweite, Frankreich steht von der Qualität her über Österreich. Aber auch da ist in einem Spiel einiges möglich.
Ich stimme nun das altbekannte Lied an, dass sich keine weiteren Spieler des Kaders verletzen sollten. Wobei in den beiden Tests offensichtlich wurde, dass auch der vermeintlich „zweite Anzug“ durchaus gut sitzen kann.
Genau deswegen freue ich mich schon auf die EURO.
Richtige Einschätzung
Beim 6:1 gegen die Türkei ist vieles zugunsten Österreichs abgelaufen, daher hat mir besonders die Reaktion des Trainerteams und der Spieler gefallen: Sie haben das Ergebnis und das Match richtig eingeschätzt.
Sowohl gegen die Slowakei als auch gegen die Türkei gab es Phasen, in denen Österreich Probleme hatte, was aber auch der Normalität entspricht. Denn man kann nicht über 90 Minuten lang einen Gegner zu 100 Prozent kontrollieren.
Wichtig ist nur, dass ein Team schadlos aus diesen heiklen Phasen rauskommt.
„Gregerls“ Geste
Ich spüre aktuell bei der Mannschaft einen Teamspirit, eine sehr positive Körpersprache. Man hat den Eindruck, dass die Spieler gerne beim Team beisammen sind, dass sie einander respektieren.
Nach dem Sieg gegen die Türkei habe ich Michael Gregoritsch eine Nachricht geschickt und ihn gefragt, warum er den zweiten Elfmeter Christoph Baumgartner schießen ließ und auf sein mögliches viertes Tor im Spiel verzichtet hat.
Die Antwort: Die beiden sind sehr gut befreundet, „Gregerl“ hat sich für die menschliche Variante entschieden.
Das finde ich cool.