Haaland im Rampenlicht: Frühe Krönung für den Jungstar
Alle Jahre wieder dürfen die Trainer der österreichischen Bundesligaklubs bei der offiziellen, von der Austria Presse Agentur durchgeführten Wahl zu Österreichs Fußballer des Jahres drei Spieler nominieren. Zur Wahl stehen alle österreichischen Kicker oder jene, die in der heimischen Bundesliga engagiert sind. Nur Spieler vom eigenen Klub dürfen die Trainer nicht nennen.
Das Rennen gemacht hat erstmals seit 2009 (Steffen Hofmann) wieder ein Nicht-Österreicher. Erling Braut Haaland folgt auf Vorjahressieger Marko Arnautovic. Der Salzburger Shooting-Star gewann vor Marcel Sabitzer (15/3) und Rekordsieger David Alaba (sechs Titel) und ist mit seinen 19 Jahren auch der bisher jüngste Sieger der Wahl. „Für mich ist das eine große Sache. Deshalb möchte ich mich bei den Trainern, die die Wahl durchgeführt haben, und bei meinen Mitspielern bedanken“, sagte der Gewinner, der von vier Trainern (Didi Kühbauer, Mohamed Sahli, Christian Ilzer, Alexander Schmidt) auf den ersten Platz gereiht wurde.
Wie immer gab es Nominierungen, die überraschen. Etwa jene von Altach-Coach Alex Pastoor, der LASK-Stürmer João Klauss auf Platz eins reihte. Nur je einen ersten Platz gab es für Arnautovic (durch Mattersburgs Franz Ponweiser) und Bayern-Star David Alaba, der von Nestor El Maestro (Sturm Graz) bevorzugt wurde.
Ist Erling Haaland aber nun tatsächlich die richtige Wahl? Ein pro und Contra der KURIER-Redaktion:
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PRO
Der größte Gewinner bei einer Sportlerwahl ist die Aufregung. Kaum ist ein Sieger ausgesprochen, hört man bereits Kritiker, Besserwisser, Neider. Nicht anders war dies nun bei der Kür von Erling Haaland zu Österreichs Fußballer des Jahres.
Freilich kann man auch diese Wahl hinterfragen. Genügt ein außergewöhnlicher Herbst, um der Beste des Jahres zu sein? Verfälscht die späte Hochform die Wahlentscheidung zum Jahresende? Mag alles sein. Auf der anderen Seite stehen die nackten Zahlen: 28 Pflichtspiel-Treffer, acht davon in sechs Champions-League-Spielen, seit Anfang August.
Jedoch ist der moderne Fußball vielmehr als reiner Ergebnissport. Das Spiel ist zu einem auf Hochglanz polierten Produkt der Unterhaltungsindustrie geworden, das im Wochenrhythmus für Spektakel sorgen soll. Das Werkl am Laufen halten in erster Linie die Tormaschinen. Messi, Ronaldo, Salah. Dass Haaland deren Schussstiefel womöglich bald ausfüllen wird können, darüber sind sie sich in Dortmund, Leipzig, Turin und Manchester offenbar längst einig.
Dem heimischen Fußball konnte gar nichts Besseres passieren. Die als erstklassige Ausbildungsliga titulierte Bundesliga hat nun auch im Weltfußball ein Gesicht bekommen: jenes von Erling Haaland. Das sollte reichen für die Kür zum Besten des Jahres.
Von Philipp Albrechtsberger
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CONTRA
Man müsste schon blind oder bösartig sein, um die Leistungen von Erling Haaland an dieser Stelle kleinzuschreiben. Der Norweger hat im Herbst für Spektakel auf höchster Ebene gesorgt, die Massen begeistert und ist demzufolge auch ein verdienter Preisträger.
Seine Wahl wirkt dennoch populistisch ob der kurzen Zeit, in der der Norweger für Furore gesorgt hat. Sein eigener Körper hat den Teenager jüngst daran erinnert, dass er im Frühjahr kaum gespielt hat und sich erst an regelmäßige Belastungen auf diesem Level gewöhnen muss.
Die Wahl passt jedoch zu seinem kometenhaften Aufstieg und zum Hype, der seit Wochen um den Blondschopf herrscht. Ein Hype, der Gefahren schürt, im Fußball aber normal zu sein scheint und vor allem immer dann ausbricht, wenn es sich um einen Offensivspieler handelt.
Bei der Suche nach Alternativen kommt man nicht vorbei an Spielern, die ebenso gute Leistungen konstant über zehn bis zwölf Monate gezeigt haben und die zu Führungsspielern bei deutschen Topklubs und im Nationalteam gereift sind.
Oder an einem, der nach wie vor als einziger Österreicher bei einem der fünf größten Klubs der Welt spielt, dort zum Mannschaftsrat gehört und aktuell auf ungewohnter Position glänzt. Doch an David Alabas Leistungen hat man sich offenbar längst gewöhnt.
Von Andreas Heidenreich