Sport/Fußball

Gábor Király: Im Namen der Hose

Es wäre jetzt natürlich fast ein bisschen unfair, Gábor Király nur auf sein unkonventionelles Beinkleid zu reduzieren. Andererseits: Wäre er heute der, der er ist, wenn er ein branchenübliches Torhüter-Outfit getragen hätte? Hätte er je diesen Kultstatus erreicht, wenn er sich wie ein Ottonormal-Goalie angezogen hätte?

"Ich möchte als Tormann nicht wie ein Topmodel aussehen, sondern durch Leistung auffallen", sagt Gábor Király, der vor allem deshalb Berühmtheit erlangt hat, weil er mit einer langen, grauen Schlabberhose im Tor steht. Seit Jens Knudsen, dem Typen von den Färöer Inseln mit der weißen Pudelmütze, hatte kein Tormann mehr ein so eindrückliches Markenzeichen wie der Ungar, der mit seiner Hose auf seine alten Tage noch einmal en vogue wird. Nachdem sich die ungarische Nationalmannschaft im Play-off gegen Norwegen gerade zum ersten Mal seit 1972 wieder für ein EM-Turnier qualifiziert hat.

Erfahrungsschatz

Der Titel für den ältesten EM-Teilnehmer dürfte Király (39), der in seiner Karriere unter anderem schon für Hertha BSC Berlin, 1860 München, Leverkusen, Aston Villa und Crystal Palace im Tor stand und nun für Haladás Szombathely Hand anlegt, jedenfalls sicher sein. Außer die Engländer kommen noch auf die glorreiche Idee, Peter Shilton zu reaktivieren, um ihre chronischen Torhüter-Probleme zu beseitigen.

Dass Király und seine graue Hose die prominentesten Mitglieder der aktuellen ungarischen Fußball-Nationalmannschaft sind, lässt erst erahnen, was dieses Team tatsächlich geleistet hat: Es ist eine Elf ohne klingende Namen und ohne große internationale Erfahrung, die sich gegen Norwegen souverän mit zwei Siegen (1:0 in Oslo, 2:1 in Budapest) durchgesetzt hat. Es ist eine Truppe mit vielen Spielern aus der heimischen Liga, die den Zwergenaufstand im europäischen Fußball fortsetzt. Zuvor hatten sich bereits Albanien, Nordirland, Island und auch das Team von Wales das Ticket für die Endrunde in Frankreich gesichert.

Dass Gábor Király auch in Frankreich seiner grauen Hose vertraut, gilt als sicher. Unklar war bis gestern noch, wer auf der ungarischen Trainerbank sitzen würde. Nach dem historischen Erfolg wurde allerdings der Vertrag mit dem deutschen Dreigestirn Bernd Storck, Andreas Möller und Holger Gehrke sofort bis 2016 verlängert.