Wilde Partynacht bei Sturm Graz: "Wir haben jedes fucking Ziel erreicht"
Den ersten Meistertitel seit 13 Jahren hat Sturm Graz gebührend gefeiert. Nach der überstandenen Nervenschlacht am Sonntag beim 2:0 gegen Austria Klagenfurt begann für die Double-Gewinner aus der Steiermark nach unzähligen Bierduschen und Fotos mit dem Meisterteller eine lange Partynacht.
„Da draußen sind heute Legenden entstanden“, sagte Sturm-Präsident Christian Jauk überglücklich, nachdem Serienmeister Salzburg nach zehn Jahren an der Spitze abgelöst wurde.
Trainer Christian Ilzer sprach von einer „fantastischen Reise“, die aber mit etwas Zittern verbunden war. Denn gegen die Klagenfurter von Peter Pacult dauerte es 69 Minuten, bis Gregory Wüthrich die Grazer mit dem Führungstreffer auf Meisterkurs brachte. Wenig später köpfelte SKA-„Joker“ Florian Jaritz den Ball an die Stange und ließ die 15.325 Zuschauer kurz verstummen. Erst nach dem 2:0 von Amady Camara kurz vor der Nachspielzeit war die Wachablöse besiegelt. „Nach dem 1:0 gab es eine kurze Emotions-Explosion, beim 2:0 waren wir dann alle völlig losgelöst“, resümierte Ilzer.
Nicht nur die Spieler und Betreuer des SK Sturm Graz waren euphorisch, auch auf den Tribünen herrschte Ekstase. Für den Vizemeister der vergangenen beiden Jahre war es das Ende einer Durststrecke, eine Erlösung, eine Genugtuung. „Wir haben jedes fucking Ziel erreicht, bis zum Ende alles durchgezogen“, sagte David Affengruber mit einem Bierkrug in der Hand. „Ich bin der glücklichste Mensch der Welt“, verlautete Jusuf Gazibegovic. Torschütze Wüthrich wurde emotional. „Es ist so unbeschreiblich. Definitiv der schönste Moment meiner Karriere“, sagte der Schweizer.
Gigant Salzburg vom Thron gestoßen
Die Grazer Glücksgefühle waren auch Stunden nach dem Schlusspfiff allgegenwärtig, mehrere Feuerwerke direkt neben dem Stadion erleuchteten den Liebenauer Nachthimmel. „Wir haben gezeigt, dass Unmögliches möglich ist“, sagte Ilzer und bedankte sich auch bei der Konkurrenz in der Meistergruppe für die guten Leistungen gegen Salzburg. Sein Team habe gezeigt, „dass es auch möglich ist, einen Giganten wie Salzburg vom Thron zu stoßen.“
Im Rahmen der Feierlichkeiten auf dem Rasen ertönte aus den Lautsprechern der Arena neben „Steiermoak“ oder „We are the Champions“ auch die Champions-League-Hymne. „Hat sich gut angehört“, sagte Ilzer und lachte. Mit dem Sieg gegen Klagenfurt erspielten sich die Grazer gleichzeitig einen Fixplatz in der Königsklasse, das Startgeld von 18,62 Millionen Euro eröffnet weitere Möglichkeiten.
„Wir werden keine wahnsinnigen Sachen machen und gesund weiterwirtschaften“, betonte Sportchef Andreas Schicker nach dem „wahrscheinlich größten Spiel der Clubgeschichte“, zumindest was die finanzielle Bedeutung betrifft. Der 37-Jährige stellte aber Investitionen in den Kader in Aussicht, auch die Infrastruktur soll weiterentwickelt werden. Die nächsten Ziele für die kommende Woche? Die Vertragsverlängerungen von Otar Kiteishvili und Affengruber.
Offene Zukunft
Die beiden Stammspieler wollten sich direkt nach dem Titelgewinn nicht festlegen, ob sie auch in der kommenden Saison das Sturm-Trikot tragen werden. „Ich will mit Sturm in allen Bewerben spielen, der Club hat mir so viel gegeben. Die Zeit wird zeigen, was in der Zukunft passieren wird“, sagte Kiteishvili. Die Champions League ist jedenfalls ein gutes Argument. „Es haben sich viele Spieler begehrlich gemacht und ins Schaufenster gespielt“, wusste Ilzer.
Das gilt auch für Schicker, der von Hoffenheim umworben wird. Eine Entscheidung zu seiner persönlichen Zukunft will der Geschäftsführer Sport der Steirer in den kommenden Tagen treffen, die Königsklasse sei für ihn „sehr reizvoll“. Schicker blickte hochzufrieden auf die Entwicklung des Clubs. „Wir haben in den letzten vier Jahren viele gute Entscheidungen getroffen, das war der Schlüssel. Das Klima, das wir im Verein geschaffen haben, macht mich stolz.“
Auch Ilzer warf im Moment des Erfolgs einen Blick zurück an die Anfänge seiner Laufbahn in Graz und erzählte von einem Teambuilding-Treffen mit Schicker auf dessen Hausberg. Dort sollte jeder ein Bild von der Zukunft zeichnen. „Ich habe ein Cabrio in der Grazer Herrengasse mit dem Meisterteller, dem Pokal und schwarz-weißem Konfetti gezeichnet“, erzählte der 46-Jährige. „Andi hat mir vor Kurzem gesagt, dass er sich damals gefragt hat, ob das nicht ein bisschen zu groß gedacht ist.“
Am Montag gehen die Feierlichkeiten des SK Sturm weiter, mit einer Double-Party auf dem Grazer Hauptplatz, mit Meisterteller und Cup-Trophäe.