Sport/Fußball

Spätes EM-K.o. nach heroischem Kampf: Österreich unterliegt Italien

Die einen haben das Spiel gewonnen, die anderen die Herzen der Fans erobert und sich internationalen Respekt erspielt. Österreich verlor das Achtelfinale gegen Italien im Londoner Wembley-Stadion 1:2 nach Verlängerung und verabschiedete sich mit einer großartigen Leistung von der EURO 2020. Es war ein "Arrivederci" mit Anstand.

ITALIEN – ÖSTERREICH 2:1 n.V. (0:0, 0:0)
Tore: 
1:0 (95.) Chiesa, 2:0 (105.) Pessina, 2:1 (114.) Kalajdzic.
Gelbe Karten: Di Lorenzo, Barella bzw. Arnautovic, Hinteregger, Dragovic.
Österreich: Bachmann - Lainer (114. Trimmel), Dragovic, Hinteregger, Alaba - Grillitsch (106. Schaub) - Laimer (114. Ilsanker), X. Schlager (106. Gregoritsch), Sabitzer, Baumgartner (90. Schöpf) - Arnautovic (97. Kalajdzic).
Italien: Donnarumma - Di Lorenzo, Bonucci, Acerbi, Spinazzola - Barella (67. Pessina), Jorginho, Verratti (67. Locatelli) - Berardi (84. Chiesa), Immobile (84. Belotti), Insigne (108. Cristante).

Der Favorit diktierte die erste Hälfte, begann nach der Pause aber zu wackeln. Das ÖFB-Team nährte in seinem ersten K.o.-Spiel bei einer EM-Endrunde mit einer couragierten Vorstellung die Hoffnungen auf eine Sensation. Ein Kopfballtor von Marko Arnautovic wurde allerdings nach Überprüfung durch den Video-Schiedsrichter aberkannt (65.). Die Italiener überstanden ihre 31. Partie in Folge ungeschlagen - ein neuer Landesrekord.

Kapitän Alaba rang fast nach Worten: "Wir können unglaublich stolz sein, Österreich kann das auch. Wir haben alles versucht, wurden aber nicht belohnt. Es tut sehr weh." Die große Freude der Italiener, sie sanken jubelnd auf die Knie, sprach für die starke Vorstellung der Österreicher, die am Ende mit hängenden Köpfen und Schultern auf dem Rasen standen, enttäuscht und erschöpft.

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Bis zum Schluss hatten sie gekämpft für das Wunder von Wembley, so nah waren sie dran, hatten alles gegeben, der Lohn blieb aber aus. Nicht jedoch der Applaus der in England lebenden österreichischen Fans, die es von den Sitzen gerissen hatte.

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Eines der "grausamsten" Spiele

Die Elf von Teamchef Franco Foda hatte noch mehr als zuletzt gegen die Ukraine gezeigt, wozu sie imstande ist, wenn sie mutig und aggressiv Fußball spielt. Dann bringt sie auch eine Nation wie Italien an den Rande einer Niederlage.

Die Mannschaft hatte ihr wahres Gesicht gezeigt und damit auch ein Lächeln in die Gesichter der Fans gezaubert. Nach der Niederlage bildeten Spieler und Betreuer einen Kreis im Mittelkreis, wirkten dabei wie eine verschworene Einheit. So wie sie davor 120 Minuten lang aufgetreten war. Torschütze Kalajdzic fand: "Es ist nicht nur eines der grausamsten Fußballspiele für mich, sondern auch in Österreichs Geschichte überhaupt."

Teamchef Franco Foda sah keinen Grund, die Startelf nach dem Sieg über die Ukraine zu ändern, ebenso wenig die taktische Formation, hatte sich einen mutigen Auftritt seiner Mannschaft gewünscht. Den bekam er zu sehen. Österreich startete aggressiv, man musste gegen die Italiener eben riskieren.

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Und die kamen nach der Anfangsphase auf Touren und zu den ersten Möglichkeiten. Bei einem Schuss von Barella konnte sich Tormann Bachmann auszeichnen (17.), bei einem Weitschuss von Immobile an die Stange hatte er das Glück auf seiner Seite (32.). In dieser Phase lief Österreich viel hinterher, weil auch die Italiener gut positioniert, extrem ballsicher und temporeich agierten. Der Aufwand, den Österreich betrieb, war immens und kostete Kraft. Mit einem 0:0 durfte man in der Pause durchschnaufen.

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Arnautovic-Tor aberkannt

Die Italiener setzten zunächst ihr druckvolles Werk fort, doch dann ergab sich nach einem Bonucci-Fehler eine Konterchance durch Arnautovic, der sehenswert vier Italiener ins Leere laufen ließ, aber zu ungenau abschloss. Die beste Möglichkeit gab es aus einem Freistoß, den Alaba aus 17 Metern nur hauchdünn über die Latte drehte (52.).

In dieser Phase kam man besser ins Pressing, hatte wieder mehr Ruhe bei Ballbesitz und erzeugte vermehrt Stress bei den Italienern. Arnautovic ließ die Fans in der 65. Minute mit einem Kopftor jubeln, doch der VAR entschied zu Recht auf Abseits. 

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Die Italiener wirkten erleichtert, auch weil die Österreicher eine sensationelle Leistung boten, den Favoriten kräftig zum Wanken brachten. Ein Elferfoul an Lainer wurde nicht gegeben, weil der VAR wieder eine knappe Abseitsstellung sichtete. Man war nun schon zum zweiten Mal eine Kniescheibe von der Führung entfernt. Österreich erlebte in Folge die erste Verlängerung bei einem großen Turnier seit 1934.

Entscheidung in der Verlängerung

Und dort stachen dann Italiens Joker, zunächst Chiesa mit dem 1:0 (95.), dann Pessina mit dem 2:0 (105.). Die geschundenen Österreicher bäumten sich auf, Schaub und Sabitzer vergaben Chancen, der eingewechselte Kalajdzic verkürzte auf 1:2 (114.). Es sollte nicht reichen. Schade.

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