Österreich sorgt für EM-Sensation: Triumph gegen Niederlande bringt Gruppensieg
Das Berliner Olympiastadion wurde um 19.55 Uhr zum absoluten Tollhaus. Österreich zwang die Niederlande in einem atemberaubenden Spiel mit 3:2 (1:0) in die Knie und steigt als Gruppensieger ins Achtelfinale auf. Erschöpft, aber überglücklich feierten die Spieler mit dem Trainerteam, die Fans zuckten auf den Tribünen aus.
Gleich nach dem Schlusspfiff wurde „I am from Austria“ angestimmt.
Teamchef Rangnick wusste einmal mehr zu überraschen und ließ gleich vier mit einer Gelben Karte vorbelastete Spieler auf der Bank: Danso, Laimer, Baumgartner und Mwene, für die Wimmer, Prass, Wöber und Schmid in die Startelf rückten.
Eine sensationelle Stimmung empfing beide Teams, hymnisch wurde gesungen.
Erzwungenes Eigentor
Und Österreich durfte bald jubeln, weil man einmal mehr einen flotten Start hinlegte. Schon nach zwei Minuten hätte Schmid nach Prass-Pass selbst abschließen müssen, wollte aber auflegen. Vier Minuten später fand Prass mit einer Vorlage in Malen einen Abnehmer, der Österreich mit einem Eigentor in Führung brachte (6.).
Das bis dahin schon siebente Eigentor bei diesem Turnier. Österreich gab den Takt vor, die Niederländer hatten Probleme, wenn Passwege zugestellt waren.
Allerdings, gewährte man ihnen Räume, dann wussten sie diese mit feiner Technik und schnellem Spiel in die Tiefe zu nützen. Wie schon gegen Polen, gab Österreich nach rund 20 Minuten das Zepter aus der Hand und brauchte Fortuna an seiner Seite, dass Reijnders allein vor dem Tor aus zwölf Metern nicht traf. Und, dass einem Schuss von Malen die Millimeter zum Ausgleich fehlten.
Das Offensivspiel der Österreicher wurde in dieser Phase ungenau und umständlich rund um den Strafraum. Knapp vor der Pause gab es noch gute Möglichkeiten durch einen Schuss von Sabitzer und einem „Sitzer“, den Arnautovic vergab, weil er den Ball allein vor Goalie Verbruggen nur rasierte. Auf der anderen Seite blockte Posch einen Versuch von Schouten in höchster Not.
Zur Pause war Österreich sogar schon Gruppensieger.
Schneller Schock
In die zweite Hälfte starteten die Niederländer blitzartig. Nach einem vermeidbaren Ballverlust von Grillitsch beschleunigten sie das Spiel, brachten Gakpo in Position, der an Lienhart vorbei genau ins lange Eck traf (47.).
Die Niederlande setzte nach und spielte mit dem Ball am Fuß die technische Klasse immer wieder aus. Österreich hatte große Probleme, sich zu sortieren und wieder das eigene Spiel aufzunehmen.
Und dann drehte man das Geschehen mit einer gelungenen Aktion wieder in die eigene Richtung. Die perfekte Flanke von Grillitsch verwertete Schmid mit seinem ersten Tor im Team per Kopf zum 2:1 (59.).
Rangnick brachte kurz danach Baumgartner, Laimer und Querfeld ins Spiel. Zu diesem Zeitpunkt lag Österreich auf Platz zwei, weil Frankreich gegen Polen führte.
Atemberaubend
Allerdings musste man die eigene Führung ins Ziel bringen. Und die verlor man in der 78. Minute, als der bis dahin starke Wöber das Kopfballduell mit Weghorst verlor und Depay den abprallenden Ball verwertete. Schiedsrichter Kruzliak ortete zunächst noch ein Handspiel, der VAR schritt ein – das Tor zählte.
Ebenso das dritte von Österreich, sensationell heraus gespielt. Baumgartner mit einem Traumpass auf Sabitzer, der von links aus spitzestem Winkel unter die Latte zum 3:2 drosch.
Kurz danach wurde ein Baumgartner-Treffer wegen Abseits nicht gegeben, auf der anderen Seite köpfelte Weghorst drüber, der abermals starke Pentz parierte gegen Van de Ven. Es ging hin und her, die Fans schrien sich ihre Seelen aus den Leibern.
Österreich steigt als Gruppensieger vor Frankreich und ins Achtelfinale auf, wo man am 2. Juli in Leipzig auf den Zweiten der Gruppe F trifft.