Sport/Fußball

Ollie Watkins: Englands Fußball-Held, der im Niemandsland kickte

Im größten Moment seiner Karriere dachte Ollie Watkins an die dunkelste Stunde. Es war vor zehn Jahren, als der englische Siegtorschütze im EM-Halbfinale gegen die Niederlande seine Profilaufbahn in Zweifel zog.

Die dritte englische Liga schien damals zu hoch für den Stürmer, sein Arbeitgeber Exeter City verlieh ihn ins absolute Niemandsland des englischen Fußballs – zu einem Verein namens AFC Weston-super-Mare in die sechste (!) Spielklasse.

„Ich hätte niemals gedacht, dass ich bei einer EM für England spielen würde. Ich war damals darauf fokussiert, in die erste Mannschaft von Exeter zurückzukommen“, sagte der 28-Jährige Mittwochabend, nachdem er zum „Man of the Match“ gewählt worden war.

Weston-super-Mare, den Badeort am Bristolkanal, hat er längst hinter sich gelassen, ebenso Exeter. Über Brentford schaffte es Ollie Watkins in die Premier League, wo er Aston Villa zuletzt mit 19 Toren und 13 Vorlagen in die Champions League schoss. Er wäre „bei fast jedem anderen EM-Teilnehmer Stammstürmer“, steht in seinem Spielerprofil im Guardian. Sein Pech sei, dass es Harry Kane gibt.

Jenen Kane ersetzte Watkins im Halbfinale nach 80 Minuten, in der 91. wurde der wuchtige Stürmer dann zum Helden der Nation. Dabei war es erst sein zweiter Einsatz bei dieser Endrunde. „Ich habe Nachrichten von Freunden bekommen, die gesagt haben: ‚Du wirst deine Chance bekommen!‘ Ich habe gesagt, ich kann den Unterschied machen und muss aufs Feld. Ich habe meine Chance genutzt.“

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Stolz ist man derzeit auch in Exeter. Sein Ex-Ex-Klub veröffentlichte umgehend Videoclips mit Watkins’ schönsten Treffern. Darunter stand geschrieben: Er war immer ein geborener Torjäger. Oder: Made in Exeter.

Und weil es das Schicksal so will, bestreitet Exeter City heute, Freitag, ein Saisonvorbereitungsspiel. Gegner ist um 19 Uhr AFC Weston-super-Mare. Ollie Watkins wird wohl mit von der Partie sein.