Englands Traum erneut geplatzt: Spanien holt historischen EM-Triumph
26 Spiele in Serie waren spanische Mannschaften, Klubs ebenso wie das Nationalteam, in internationalen Endspielen ungeschlagen. Seit dem Jahr 2002. Ob sich an dieser glorreichen Serie etwas ändern sollte am Sonntagabend im EM-Finale von Berlin?
Im Gegenteil, sie wurde verlängert. Spanien ist Europameister nach einer dominanten Vorstellung und einem 2:1-Sieg gegen die Engländer, die sich wie so oft in diesem Turnier spielerisch passiv präsentierten.
Englands Teamchef Gareth Southgate hatte nach zwei Partien mit einer Dreierkette in der Abwehr umgestellt auf eine Viererkette. Luke Shaw verteidigte erstmals von Beginn an bei dieser EM anstelle von Kieran Trippier auf der linken Seite. Bei den Spaniern kehrte Routinier Dani Carvajal nach seiner Sperre im Halbfinale zurück in die Mannschaft.
Beim Geschehen auf dem Rasen gab es zunächst keine Überraschungen. Die Spanier waren von Beginn an bemüht, nicht nur das Spiel zu gestalten, sondern auch Dominanz auszustrahlen. Bei den seltenen Ballverlusten wurde prompt zum Gegenpressing angesetzt, um die Kugel wieder zurückzuerobern. So tauchten die Engländer nur zwei Mal in den ersten 45 Minuten im spanischen Strafraum auf. Den einzigen Torschuss gab es nach einer Standardsituation durch Foden. Allerdings: Auch die Spanier kamen aus 70 Prozent Ballbesitz und 6:1 bei Eckbällen im ersten Durchgang zu keiner nennenswerten Torchance.
Ob ein Geniestreich eines der Stars die Partie nach Seitenwechsel entscheiden sollte? Von Jude Bellingham war zunächst ebenso nicht viel zu sehen wie von Lamine Yamal und Nico Williams. Die beiden spanischen Flügel setzten zwar zum einen oder anderen Dribbling an, kamen jedoch an den englischen Verteidigern nicht vorbei. Ob sich das nach Seitenwechsel ändern sollte?
Und wie. Keine zwei Minuten waren gespielt, da zappelte der Ball nach einer Coproduktion des Duos im Netz. Yamal hatte sich rechts im Dribbling durchgesetzt. Der Querpass des 17-Jährigen fand Williams, der völlig alleine war, weil Kyle Walker, der rechte Part der englischen Abwehrkette, ins Zentrum rücken musste und der rechte Flügel Saka nicht im Bilde war. Eine Einladung, die der 22-jährige Williams nicht ausschlagen konnte – 1:0 (47.).
Dem Spiel konnte der Treffer nur guttun. Die Engländer mussten nun mehr fürs Spiel tun, die Spanier bekamen zugleich mehr Räume und waren dadurch auch dem zweiten Treffer näher. Olmo und Morata ließen ihre Möglichkeiten aber aus.
Gareth Southgate, im Laufe der EM auch für seine späten Wechsel kritisiert, reagierte diesmal gar nicht so spät. Für Harry Kane war nach einer Stunde Schluss. Ollie Watkins, Mittelstürmer von Aston Villa und Siegestorschütze im Halbfinale gegen die Niederlande, ersetzte den Kapitän positionsgetreu. Und nachdem zunächst die Spanier noch die nächste Chance durch Yamal vorfanden, brachte Southgate den nächsten Klassekicker von der Bank. Cole Palmer, bei Chelsea als offensiver Mittelfeldspieler 22-facher Saisontorschütze, kam in die Partie und egalisierte die Partie. Spanien hatte aufs zweite Tor gedrückt, nach einem Konter legte Bellingham ideal für den 22-Jährigen ab. Palmers Schuss aus 18 Metern fand leicht abgefälscht den Weg ins Tor – 1:1 (73.).
Wer sich in diesen Minuten schon über eine Verlängerung freute, der sollte enttäuscht werden. Denn auch die Spanier hatten Qualität auf der Bank. Und vor allem: Sie spielten im Gegensatz zu den Engländern weiter nach vorne. Oyarzabal, für Morata ins Spiel gekommen, war nach einem Stanglpass von Cucurella zur Stelle und traf zum 2:1 (86.). Die Entscheidung, und der Aufakt für eine rauschende Fiesta in Berlin.