Florian Grillitsch: Der „Zangler“ hat wieder Spaß am Spiel
„Danach weiß man immer alles besser“, schmunzelt Florian Grillitsch. Er spricht sein missglücktes Abenteuer bei Ajax Amsterdam an, wo er nie Fuß fassen konnte.
Nachsatz: „Ich würde es aber wieder so machen.“ Wenn der Wissensstand bei der Entscheidung derselbe wäre.
Er kam erst spät im Sommer 2022 zum Verein, hatte keine Vorbereitung mitmachen können, die Saison lief schon. Der vielleicht schlechteste Zeitpunkt für einen Wechsel, vielleicht zu lange gepokert und auf ein besseres Angebot gehofft.
„Ich musste mich einmal hinten anstellen, weil die ersten Spiele positiv waren. Bald herrschte Unruhe im Verein, es war ein Umbruch da, später ein Trainerwechsel.“ Der Coach aus der zweiten Ajax-Mannschaft rückte auf und setzte auf Spieler, die er von früher schon kannte.
„Es haben einige Faktoren zusammengespielt“, meint der 28-Jährige, der in Amsterdam nur auf zehn Partien kam. „Ich habe wenig Vertrauen erhalten und kaum Chancen meine Qualität zeigen zu können.“
Neuer Rhythmus
Jetzt sieht die Fußballwelt des Technikers wieder besser aus. Er kehrte zu Hoffenheim zurück, absolvierte die komplette Vorbereitung und die bisherigen vier Saisonspiele in der Startformation.
An seiner alten Wirkungsstätte fühlt er sich wohl, dort wird er geschätzt. „Es läuft richtig gut, ich wollte wieder Spaß am Fußball finden“, so der „Zangler“, der so gerne die feine Klinge im zentralen Mittelfeld schwingt.
Teamchef Ralf Rangnick suchte auf dem Trainingsplatz vor der Dienstag-Einheit am Vormittag das Gespräch mit Grillitsch. Mit Spielpraxis und besserem Rhythmus hofft er auch im Nationalteam wieder besser in Erscheinung treten zu können.
Wie zuletzt im Juni gegen Schweden in Wien, als er in den verbleibenden 20 Minuten dem Spiel einen neuen Impuls geben und beide Tore von Christoph Baumgartner einleiten konnte.
„Das war sicher wichtig für mich. Ich weiß ja, dass ich das Fußballspielen nicht verlernt habe. Ich habe mich gefreut, dass ich 20 Minuten spielen durfte. Dass es so gut lief, war schön.“
Spielerische Lösungen
Die Konkurrenz auf seiner Position ist allerdings besonders hoch. Rangnick setzt auf pressingstarke Spieler wie Schlager, Seiwald oder Laimer. „Ich habe sicherlich mehr Stärken mit dem Ball als gegen den Ball. Dafür bin ich recht Pressing resistent und finde immer wieder Lösungen.“
So spricht einer, der das Vertrauen in sich selbst wieder gefunden hat und sich nicht mehr hinten anstellen möchte.