Sport/Fußball

Erlösung in der 88. Minute: Österreich besiegt Estland

Zweites Spiel, zweiter Sieg auf dem Weg zur Europameisterschaft in Deutschland. Gegen Estland feierte das ÖFB-Team einen 2:1-Erfolg der Marke Arbeitssieg nach unglücklichem  Spielverlauf, wenig Glanz – aber dafür umso mehr Kampf bis zum Schlusspfiff, den die 16.500 Fans in der erneut ausverkauften Linzer Arena wie eine  Party feierten.

Der Teamchef hatte seine Startelf gegenüber dem Sieg gegen Aserbaidschan an drei Positionen verändert. Anstelle der verletzten Sabitzer und Wöber kamen Dejan Ljubicic und Stefan Posch in die Mannschaft. In der Innenverteidigung schenkte Rangnick einem Debütanten sein Vertrauen. Flavius Daniliuc, 21-jähriger Italien-Legionär von Salernitana, begann anstelle von Trauner. 

David Alaba saß zunächst auf der Bank – nach wenigen Minuten hätte man vermuten können, Österreichs Topstar könnte an diesem Abend auch dort sitzen bleiben. Konjunktiv.   Eine gute Viertelstunde war gespielt, da hätten die Österreicher schon zwei oder drei Tore erzielen können, vielleicht sogar müssen. Allerdings: Wimmer schoss um fünf Meter am leeren Tor vorbei, nachdem ihm der estische Tormann den Ball serviert hatte; Baumgartner verzog nach einem kurz abgespielten Freistoß und Gregoritsch setzte einen Elfmeter an die Latte, nachdem er selbst gefoult worden war.

Die Österreicher hatten alles unter Kontrolle in dieser Partie. Die Rangnicksche Lieblingsdisziplin, das Gegenpressing, funktionierte einwandfrei. Nach jedem Ballverlust wurde die Kugel postwendend wieder zurückerobert. Gegen die tiefstehende Fünferkette der Gäste kam der letzte ideale Pass aber nicht immer ideal.

 

Alle Inhalte anzeigen

Rückschlag

Und so taten die Gäste aus dem Baltikum, was ein Außenseiter idealerweise tut, nachdem er die Anfangsphase überstanden hatte: Sie trafen aus einer Standardsituation. Nach einem Freistoß aus dem Mittelfeld waren gleich mehrere Österreicher in der Luft nur zweite Sieger. Zenjov verlängerte per Kopf auf Sappinen, der Stürmer traf wuchtig zum 0:1 (25.).

Die logische Folge: Die Mannen  von der Ostsee zogen sich noch weiter zurück, die  Österreicher hatten noch mehr Ballbesitz. Gregoritsch und Ljubicic sollten bis zur Pause zumindest noch Halbchancen vorfinden.

 

Nach Seitenwechsel wurden auch diese seltener trotz personeller Wechsel. Alaba sollte nun den Spielaufbau beleben, Adamu den Angriff verstärken. Das Resultat? Noch Flaute. Wind in die rot-weiß-roten Segel brachte der dritte Joker des Abends: Florian Kainz kam, versuchte es, versuchte es noch einmal und traf mit seinem ersten Länderspieltor zum Ausgleich: Der Köln-Legionär verwertete nach einem Schuss von Posch den Abpraller wuchtig (68.).

Alle Inhalte anzeigen

Erwähnenswert, wie das 1:1 eingeleitet wurde. Laufwunder Konrad Laimer war sich nicht nach einem Rückpass der Esten nicht zu schade für einen 50-Meter-Sprint, um den ständig unsicheren Torhüter  zu attackieren. Tatsächlich: Der wiederholt patscherte Abschlag des Keepers landete bei den Österreichern und kurz darauf im Netz.

Der Auftakt zu einer Schlussoffensive? Durchaus. Die zündenden Ideen blieben dennoch Mangelware. Also warum nicht mit der Brechstange? Irgendwie landete der Ball dann doch wieder vor den Beinen des unermüdlichen Gregoritsch, der nicht immer die richtige Entscheidung getroffen hatte an diesem Abend.  Diesmal aber doch. Mit Hilfe von Verteidiger Mets, der den Ball abfälschte, traf der Steirer zum viel  umjubelten Siegestor  und ersparte den Österreichern einen herben Rückschlag auf dem Weg zur EM (88.).