Elfte Bilanz vor der Trennung: Totgesagte leben länger
Der KURIER lässt auch in dieser Saison, in der die Bundesliga erneut nach 22 Runden in eine Meister- und eine Qualifikationsgruppe geteilt wird, am Montag das jeweilige Wochenende Revue passieren. Was fiel in der elften Runde positiv auf, was hingegen negativ?
+ Linzer Torhunger: In dieser Saison hat Serienmeister Salzburg mit dem LASK zumindest einen ernstzunehmenden Herausforderer im Kampf um die Meisterschaft. Trotz Dreifachbelastung punkten in die Linzer in der Bundesliga regelmäßig. Und nicht nur das: Mit dem 7:2-Heimsieg gegen Mattersburg stellten sie sogar einen Klubrekord auf. Denn seit Gründung der Bundesliga (1974) konnte der LASK in der obersten Spielklasse noch nie in einem Spiel sieben Tore erzielen. Siege mit mehr Toren Differenz gab es hingegen schon. In der Tabelle kam das zweitplatzierte Team von Cheftrainer Valerien Ismael bis auf drei Punkte an Tabellenführer Salzburg heran, der sich bei Sturm Graz mit einem 1:1 begnügen musste.
+ Admiras Aufersteher: Sinan Bakis war nach seiner ersten Saison bei der Admira schon als Fehlkauf abgestempelt worden. Viel war ja auch nicht zu sehen von ihm in seinem ersten Bundesliga-Jahr. Nun ist der Deutsch-Türke aber in Österreich angekommen. Je zwei Tore erzielte er beim 3:1 gegen WSG Tirol und beim 4:1 in Altach. Mit fünf Toren hat er nach dem ersten Bundesliga-Durchgang schon jetzt öfters getroffen als in der ganzen vergangenen Saison. Wie gut es bei Bakis unter Neo-Trainer Klaus Schmidt läuft, bewies er mit seinem Traumtor zum zwischenzeitlichen 3:0. Sein Heber über Altach-Keeper Kobras aus spitzem Winkel war Marke Tor des Monats. Auch dank seiner Tore ist die bereits totgesagte Admira nicht nur die Rote Laterne los, sondern darf sich sogar wieder Hoffnungen auf einen Platz in der Meistergruppe machen.
+ St. Pöltens Hoffnungsträger: Zunächst mit einem Wadenbeinbruch und dann mit einem Haarriss im Wadenbein, nachdem er Ende August in der zweiten Mannschaft im Landesliga-Derby gegen Krems gespielt hatte, war St.-Pölten-Stürmer Kwang-Ryong Pak die bisherige Bundesliga-Saison ausgefallen. Vor Wochen war er eigentlich zur Reha in seine Heimat Nordkorea geflogen. Umso überraschter war man dann beim SKN, als er im WM-Qualifikationsspiel gegen Südkorea (0:0) zum Einsatz gekommen war. Als fitter Spieler kehrte Pak also nach Österreich zurück und war am Sonntag gleich gegen die Austria dabei. Wie wichtig er für die Mannschaft des Tabellenletzten ist, zeigte er schon bei seinem Saisondebüt mit einem Tor beim 2:2 gegen die Wiener.
- Salzburger Einstellung: Es ist schon klar, dass die Champions League das absolute Highlight für die Salzburger ist, aber trotzdem sollte das Engagement in der Eliteliga keine negativen Auswirkungen auf die Bundesliga haben. Das war aber am Samstag in Graz offensichtlich so. Wie die Mannschaft beim 1:1 gegen Sturm in der ersten Hälfte kollektiv aufgetreten ist, war einem Tabellenführer unwürdig. Einige Spieler schienen mit dem Kopf nicht bei der Sache zu sein, anders lässt sich der inferiore Auftritt nicht erklären. Die in der Bundesliga nach elf Runden noch ungeschlagenen Meisterkicker hatten Glück, dass sie zur Pause nur 0:1 zurücklagen. Mit einer besseren, auch wenn nicht wirklich starken Leistung in der zweiten Hälfte konnte wenigstens noch ein Punkt gerettet werden.
- Hütteldorfer Schauspiele: Ein Trainer, der sein Gegenüber im Cup-Spiel gegen Salzburg live im ORF-Hauptabendprogramm zum Infight herausfordert, Fans, die im VIP-Sektor gegen Hartberg eigenmächtig ein Transparent abnehmen, ein Platzsprecher, der sich mit dem Gästetrainer gegen den WAC ebenfalls vor laufenden Kameras einen verbalen Schlagabtausch liefert: Es ist momentan in jedem Rapid-Heimspiel einiges los abseits des Rasen, das nicht gerade für positive Schlagzeilen sorgt. Überraschend kommt das alles nicht unbedingt, Werbung für den Fußballsport ist das alles aber auch nur bedingt.
- Grazer Untergrund: Natürlich ist es Pech, dass der Rasen in der Merkur Arena von einem Pilz befallen worden ist. Aber es ist nicht das erste österreichische Stadion, in dem das passiert ist. Sowohl in der Red-Bull-Arena in Salzburg als auch im Allianz-Stadion in Wien musste der Untergrund deshalb ausgetauscht werden. In Graz ist das Problem seit mehr als zweieinhalb Monaten bekannt, aber auch die zweite Länderspielpause verstrich, ohne den Rasen zu wechseln. Im Spiel gegen Salzburg war dieser deshalb nicht nur optisch eine Zumutung. In diesem Fall ist wohl auch die Bundesliga gefordert, die in der jüngeren Vergangenheit bei kleineren Vereinen bei Rasenproblemen öffentlich durchaus Druck aufgeübt hat.