Derby-Wahnsinn: Austria erkämpft nach Doppel-Rot Remis gegen Rapid
Wiener Derbys sind regelmäßig Hochrisikospiele. Für Austria-Trainer Michael Wimmer war es besonders riskant. Mit einer Niederlage gegen Rapid wäre seine Zeit in Wien wohl beendet gewesen. Und es sah fast danach aus – denn seine Spieler waren ab der 54. Minute dank zweier dummer Ausschlüsse nur noch zu neunt unterwegs. Am Ende gab es dennoch ein von den Fans gefeiertes 0:0.
AUSTRIA WIEN – RAPID WIEN 0:0
Rote Karte: Braunöder (54., Foul).
Gelb-rote Karte: Holland (52., Foul).
Gelbe Karten: Martins, Fitz bzw. Hofmann, Mayulu.
Austria: Früchtl - Handl, Martins, Meisl - Potzmann, Holland, Braunöder, Ranftl – Fitz (74. Polster) - Gruber (88. Guenouche), Huskovic (58. Jukic).
Rapid: Hedl – Kasanwirjo (69. Schick), Querfeld, Hofmann, Auer - Sattlberger, Oswald (82. Kerschbaum) – Kühn (83. Gale), Seidl, Grüll – Mayulu.
Die befürchteten Ausschreitungen abseits der Generali Arena blieben zumindest vor dem Spiel aus, obwohl sogar Fans von Slovan Bratislava anreisten, die wohl eher nicht hier sind, weil sie ein schönes Spiel sehen wollten. Die Wut der violetten Fans kanalisierte sich ohnehin eher gegen die Klubführung, aber auch davon war nichts zu sehen. Austrias Derbygesetz lautet: Nur Stimmung für die Mannschaft.
Das galt nicht Fischer, der im Training von einem Mitspieler verletzt und durch Holland ersetzt wurde, der rechtzeitig fit geworden war.
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Im Mittelpunkt des 341. Wiener Derbys stand aber schnell ein Rapidler. Auer leistete sich einen Fehlpass und obendrein ein Foul an Gruber. Den Freistoß von Fitz verwertete Muharem Huskovic (1.). Oder doch nicht? Ganze vier Minuten brauchte der VAR (VAR-Referee Kijas), um die Abseitsstellung nach der Verlängerung von Gruber zu erkennen.
Erleichterung bei den Rapidlern, die mit derselben Startelf wie gegen Sturm aufkreuzten und versuchten, an die gute Leistung anzuschließen. Dass es lange dauerte, bis etwas davon umgesetzt wurde, lag daran, dass beide Teams sehr hektisch agierten.
Zerfahren
Bei der Austria versuchte es Gruber, der beste Saisontorschütze der Violetten, per Kopf, Grülls Schuss wurde von Früchtl entschärft. Fehlpässe prägten die Partie weiterhin, Halbchancen waren schon das Beste, was den 15.200 Zuschauern (ausverkauft) geboten wurde. Bis zur Nachspielzeit, als Gruber nach einem Lochpass im Strafraum frei war, aber an Tormann Hedl scheiterte.
Nach der Pause wurde es etwas ansehnlicher, es war kein Spiel mehr, bei dem man merkte, dass hier der Zehnte gegen den Siebenten zu Werke ging. Zu stürmisch zu Werke ging Holland, der in der 52. Minute Gelb-rot sah – hohes Bein gegen Querfeld. Zwei Minuten später zeigte Schiedsrichter Harkam Braunöder Rot: Der Mittelfeldspieler hatte Grüll von hinten niedergegrätscht. Nach der nächsten Dummheit war die Austria nur noch zu neunt. Rapid setzte daher zur Offensive an. Seidl und Sattlberger hatten die ersten Chancen im Power-Play.
Die Austrianer wollten auch Rot für Hofmann, der Rapid-Verteidiger kam aber nach VAR-Check mit Gelb davon. Vom Platz musste der Ball, da war in der 71. Minute die Luft draußen.
Kampfgeist
Bei der heroisch kämpfenden Austria nicht, Rapid hatte naturgemäß mehr vom Spiel, agierte aber zu ungeschickt und vergab wie gewohnt Chancen. Bei der Topchance scheiterte Gale alleinstehend per Volley an Früchtl (86.).
Trotz des 0:0 ist es amtlich: Die Austria hält aus neun Spielen bei sechs Punkten. Das ist der schlechteste Saisonstart seit Gründung der Bundesliga im Jahr 1974.