Sport/Fußball

Der Finaleinzug ist Balsam auf die Lustenauer Wunden

Als der Coup dann perfekt war, nämlich „der größte Erfolg in der Geschichte des Vorarlberger Fußballs“, wie es der Stadionsprecher im Überschwang sogar nannte, war auf den ersten Blick nicht zu erkennen, welche Mannschaft da gerade ins Endspiel des ÖFB-Cups eingezogen war.

 

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Vor dem Auswärtssektor sprangen die Spieler von Wacker Innsbruck herum und ließen sich minutenlang von den 1500 mitgereisten Fans feiern, während sich die Haupttribüne bereits geleert hatte. Wäre da nicht groß 1:0 auf der Anzeigetafel gestanden, man hätte beinahe glauben können, Austria Lustenau wäre im Semifinale als Verlierer vom Platz gegangen.

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Die Nüchternheit, mit der Roman Mählich den  Triumph kommentierte, passte da gut ins seltsame Stimmungsbild.  „Ich habe nicht das Verlangen, dass ich da groß herum hüpfe“, sagte der Trainer der Lustenauer Austria unmittelbar nach dem Match, „aber natürlich sind wir froh, dass wir  das erreicht haben.“

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Der  Erfolgslauf im Cup bis ins Finale in Klagenfurt (1.Mai) tut diesem Traditionsklub gut, der seit Ewigkeiten auf  der Stelle tritt. Mitte der 1990er-Jahre war Lustenau die Hochburg des Vorarlberger Fußballs, der erstmalige Aufstieg in die Bundesliga (1997) hatte damals im Ländle eine riesige Euphorie entfacht und die Fans zu Tausenden   ins Reichshofstadion und beim Apres Fußball in das  berühmte Austria-Dorf gelockt. 

Im Schatten von Altach

Mit dem Abstieg nach drei Saisonen in der Bundesliga (2000) ging es   mit Lustenau dann stetig bergab. Längst hat der Dorfklub aus Altach (6.341) der Austria  aus der größten Marktgemeinde Österreichs (20.891) den Rang abgelaufen und sich als Vorarlberger Nummer eins etabliert.

Die Lustenauer unternahmen zwar  immer wieder Anläufe, um in die Bundesliga zurück zu kehren, doch  inzwischen fehlt es an den nötigen Mitteln und der notwendigen Professionalität im Umfeld.  „Fans sind da, das Interesse und das Potenzial sind da – es gibt viele Sachen, die uns als Verein kultig machen“, sagt Roman Mählich,  „aber nicht professionell.“

 

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Der Coach hofft darauf, dass der  Einzug ins Cup-Finale zur Initialzündung wird. „Ich würde es mir wünschen.  Dieser Erfolg kann wichtig sein, wenn man jetzt wirklich einmal den Schritt macht, um vieles zu professionalisieren. Dann kann Lustenau  seriös vom Ziel Aufstieg in die Bundesliga sprechen.“

Beim unterlegenen Semifinalisten aus Innsbruck hielt sich die Enttäuschung eigentlich in Grenzen. Es überwog vielmehr die Begeisterung, „wie sehr Wacker die Leute bewegt“, wie Sportvorstand Alfred Hörtnagl beim Blick auf die zahlreichen Innsbrucker Anhänger meinte.

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Weit wichtiger als eine mögliche Final-Teilnahme ist für die Zukunft des Traditionsvereins die Kooperation mit dem „finanzstarken Partner“, wie es die Funktionäre nennen. Eine Hamburger Kaufmannsfamilie unterstützt den FC Wacker und hat schon einmal dafür gesorgt, dass die Budgets der kommenden drei Jahre gesichert sind. „Wir waren immer am Reagieren, jetzt können wir Agieren. Das eröffnet dem Verein große Chancen“, sagt Alfred Hörtnagl.

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