Nach dem 4:1: "Exorzismus" in Barcelona und dünnhäutige Bayern
Das hat gesessen. Das 1:4 von Bayern München gegen den von Ex-Trainer Hansi Flick betreuten FC Barcelona tat dem deutschen Rekordmeister sichtlich weh. Und so wird auch die Stimmung im Umfeld der Münchner immer angespannter.
Sportvorstand Max Eberl reagierte etwa ungewöhnlich dünnhäutig auf kritische Nachfragen der Journalisten. Einem Reporter riet er zynisch nach dessen Verweis auf die Leistungen der Innenverteidiger Dayot Upamecano und Minjae Kim in den Katakomben des Olympiastadions von Barcelona: „Mach einen Trainerschein.“
Eberl wehrte sich gegen Grundsatzkritiken, etwa am Spielstil von Trainer Vincent Kompany, der Abwehr oder der Leistung einzelner Akteure. „Das ist so billig, wenn wir Gegentore bekommen, das auf die Defensive zu schieben. Und wenn der Harry Kane ein Tor schießt, ist es nur Harry Kane. Man möchte auseinanderdividieren - und das lassen wir nicht zu.“ Der Sportvorstand gab das Schutzschild nach außen. „Wir verteidigen das, was wir tun und einzelne Spieler.“
Die Niederlage ordnete er „als Learning“ ein. Ähnlich äußerte sich Vorstandschef Jan-Christian Dreesen in seiner nächtlichen Bankettrede im Teamhotel: „Vincent und sein Team werden die richtigen Schlüsse ziehen. Das Wichtigste ist, dass wir zusammenstehen.“
Kompany sprach in der Pressekonferenz von einem „harten Resultat“. Er wolle „keine Ausreden suchen“, sondern vielmehr ganz schnell aus dem Abend lernen. An seiner Art Fußball will der Belgier aber absolut festhalten: „Du suchst in deinem Weg den Erfolg.“
„Keine Sorge“ um Achtelfinaleinzug
Trotz der zweiten Niederlage in Folge und dem Sturz auf Tabellenplatz 23 im neuen Ligasystem der Champions League sagte Eberl, dass er sich „keine Sorgen“ um den Einzug ins Achtelfinale mache. „Das ist der neue Modus. Der entscheidet sich erst am achten Spieltag, nicht am dritten“, sagte er. Es folgen nun zwei Heimspiele gegen Benfica Lissabon und Paris Saint-Germain.
Die Teams auf den Plätzen eins bis acht ziehen direkt ins Achtelfinale ein. Die Mannschaften auf den Plätzen neun bis 24 müssen dagegen eine zusätzliche K.o.-Runde absolvieren.
Barcelona-Coach Flick denkt schon an den Clásico
Hansi Flick hatte Barcelona 2020 als Bayern-Coach mit einem historischen 8:2 im Viertelfinale gedemütigt. Jetzt beendete er den Status der Bayern als Angstgegner der Katalanen. „Wir nehmen das Ergebnis gerne mit. Mit solchen Teamleistungen kann man viel erreichen“, sagte Flick. Am Samstagabend steht für ihn mit Barça gleich das nächste große Spiel beim Erzrivalen Real Madrid in der spanischen Liga an. „Mit einem solchen Sieg im Koffer nach Madrid zu fahren, das ist gut. Alle freuen sich auf den Clásico.“
Den dreifachen Torschützen Raphinha hob er aus seiner Mannschaft noch hervor: „So einen Spieler habe ich noch nicht gehabt als Trainer.“
Die internationalen Medien feiern dem FC Barcelona. The Guardian schrieb etwa: „Das war nicht nur ein Sieg, es war ein Exorzismus.“ As meinte gar: „Dieses Barça ist furchteinflößend. Flicks Team erlebte eine Katharsis gegen die Bayern, ihren gefürchtetsten Rivalen."