Siegerbier für Kühbauer, erste Liga-Pleite für Rapid
Das Siegerbier zur Belohnung schmeckte Dietmar Kühbauer nach dem gewonnenen Schlager gegen seinen Ex-Klub besonders gut. „Ich bin oben in meinem Trainerkammerl gesessen und habe ein Zipfer-Bier getrunken. Das ist ganz selten bei mir, aber heute war es notwendig“, sagte der gut gelaunte LASK-Coach nach dem souveränen 2:1 im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga gegen Rapid. Sky-Experte Hans Krankl scherzte: „Er wird geweint haben vor Freude. Das Bier hat er sich verdient.“
Tränen sind am Sonntagabend aber keine geflossen, wie Kühbauer erklärte. „Es ist nicht so, dass ich zuhause weine vor Genugtuung. Ich habe bei Rapid schöne Zeiten gehabt“, sagte der 51-Jährige. In Hütteldorf sei zwar nicht alles rundgelaufen, aber er werde jetzt keine negativen Dinge über seinen Ex-Klub sagen. Vielmehr habe Kühbauer vor dem Liga-Kracher „genauso gut geschlafen“ wie vor jedem anderen Spiel auch.
Kühbauer betonte noch einmal mit Nachdruck: „Es wird nie enden, dass ich Rapidler sein werde. Ich habe das jetzt schon 117.000 Mal gesagt, dass ich für den Klub, für den ich arbeite, alles genauso investieren werde.“ Dieses Investment scheint in Linz zu fruchten. Der LASK traf in allen neun Pflichtspielen unter Kühbauer immer mindestens einmal, und steht nach vier Runden mit zehn Punkten weiter an der Tabellenspitze - drei Zähler vor Rapid.
„Ein verdienter Sieg. Speziell in der ersten Hälfte war das ein unglaublich gutes Spiel von uns“, sagte Kühbauer über die Leistung seiner Elf gegen den Angstgegner aus Wien. Erstmals seit neun Spielen gelang den Linzern ein Dreier gegen Grün-Weiß, dank Toren von Thomas Goiginger (10.) und Keito Nakamura (43.). „Wir haben diese Statistik jetzt verändert, da ist die Tabellenführung nicht einmal das größte Thema“, gab der Coach Einblick.
Dass Kühbauer nach dem Spiel nicht gemeinsam mit den Fans und der Mannschaft auf dem Rasen feierte, sei üblich. „Das habe ich mein ganzes Leben noch nicht gemacht. Die Spieler haben die große Arbeit geleistet und verdienen es sich. Ich freue mich in meinem Kammerl wunderbar“, erklärte er. Es sei entscheidend, wie es dem LASK geht und nicht, „ob ich da mithupf“.
Am Samstag geht es nach Graz zu Vizemeister Sturm. Kühbauer wollte eine mögliche Euphorie erst gar nicht aufkommen lassen. „Wir haben jetzt den Anfang gemacht, aber nicht mehr. Die Mannschaft kann sehr gut Fußball spielen.“ Bei Rapid war die Enttäuschung nach der ersten Liga-Niederlage hingegen deutlich zu spüren. „Der LASK war in allen Belangen ein bisschen besser“, sagte Rapids Ersatzkapitän Marco Grüll, Torschütze zum 1:2 in der 93. Minute. Torjäger Guido Burgstaller analysierte: „Wir waren einfach nicht gut, eine verdiente Niederlage.“
Trainer Ferdinand Feldhofer rotierte seine Elf nach der 120-minütigen Europacup-Schicht gegen Neftci Baku drei Tage zuvor an acht Positionen durch. „Ich wollte nicht acht Spieler rotieren, das war nicht der Plan“, sagte der Coach, der kurzfristig auf angeschlagene Spieler wie Patrick Greil oder Maximilian Hofmann verzichten musste. Feldhofer wollte aber auch nicht das Risiko gehen, „angeschlagene oder extrem müde Spieler reinzuhauen, die dann für den Herbst vielleicht ausfallen. Da mache ich nicht mit.“
Kühbauer zeigte sich „überrascht“ von der Aufstellung Rapids, „weil sie schon defensiv eingestellt waren“, wie er sagte: „Wir mussten Lösungen finden, und die haben wir gefunden.“ Ganz anders die Hütteldorfer, die in der zweiten Hälfte wie so oft ideenlos im letzten Drittel agierten. „Wir wollten das Spiel drehen, konnten aber keine ganz gefährlichen Torchancen kreieren“, gab Feldhofer zu. In der ersten Hälfte hätten Basics wie Zweikampfverhalten, Abstände und zweite Bälle nicht gepasst.
Das soll sich spätestens am Donnerstag (20.00 Uhr) ändern, wenn Rapid im Hinspiel des Play-offs der Conference-League-Quali beim FC Vaduz zu Gast ist. „Wenn man die Namen hört, dann sind wir Favorit. Das nehmen wir auch gerne wieder an“, sagte Feldhofer vor dem Duell gegen den Vorletzten der zweiten Schweizer Liga. Burgstaller blieb nach der Niederlage gegen den LASK positiv: „Wir können nicht lange darüber nachdenken, das ist das Gute.“