Austria-Sportdirektor Ortlechner: "Wir haben eine Idee, die wir durchziehen"
Die Wiener Austria erlebte bisher eine turbulente Saison, sportlich, vor allem aber finanziell. In der Winterpause soll sich in beiden Bereichen einiges tun, verrät Sportdirektor Manuel Ortlechner im Gespräch mit dem KURIER. In diesem Fall ist die Hoffnung nicht grün, sondern violett.
Wie sieht Ihre Bilanz der bisherigen Saison aus? Sind Sie zufrieden?
Manuel Ortlechner: Wir hatten 18 Liga-Spiele, dazu noch Cup und Europacup. Die Conference-League-Qualifikation ist vielleicht zu früh gekommen, der Umbruch war im Sommer sehr groß. Alles war neu. Stand heute präsentieren wir uns anders, das war ein Prozess, der ist eingeleitet, aber nicht abgeschlossen. Die Stabilisierungsphase ist gelungen, in der Winterpause werden wir uns mit dem nächsten Schritt auseinandersetzen. Die Meistergruppe ist noch möglich.
Geht die Austria den Weg mit den Jungen weiter, oder braucht es zudem auch einen Schuss Routine?
Es wird viel über die Jungen gesprochen, da vergisst man aber die routinierteren Spieler, die den Jungen etwas vorleben. Sie erfüllen ihre Rolle sehr gut. Wir brauchen eine richtige Balance im Team. Aber auch künftig wollen wir die Jungen aus der Akademie nach oben hin durchreichen.
Zu Saisonbeginn hat man die Ziele bescheiden definiert. Ändert sich etwas?
Nach außen haben wir das so verkauft. Wir sind alle Sportler, daher wollen wir das Maximum erreichen. Die Meistergruppe ist möglich. Wenn wir den Winter gut nutzen, dann kann das klappen.
Jeder Trainer hat Wünsche. Welche Packerl können Sie Manfred Schmid unter den Christbaum legen?
Auch wenn sich eine Investorengruppe entschlossen hat bei der Austria einzusteigen, werden uns die finanziellen Probleme über einige Jahre begleiten. Sportlicher Erfolg kann helfen, den Schuldenstand schneller abzubauen.
Kann die Investorengruppe schon etwas zuschießen?
Darauf kann ich erst eingehen, wenn alles fixiert ist demnächst. Ich kann aber verraten, es wird nicht großartige Veränderungen geben.
Von den Investoren kennen Sie ja Sebastian Prödl und Jürgen Werner, Ihr Wegbegleiter als aktiver Spieler. Welche Rolle soll er spielen?
Das ist eine Variable, die ich nicht beantworten kann jetzt. Jürgen Werner war 14 Jahre mein Berater, wir pflegen ein freundschaftliches Verhältnis. In welcher Form er andocken wird, wird sich weisen, weil es das Verfahren der Funktionssperre gibt. Er wird in beratender Rolle tätig sein, man kann sich mit jedem austauschen, das ist nichts Verwerfliches.
Wie steht es um die Spielphilosophie der Austria, die Sie ja durchgängig installieren wollen? Wie soll sie genau aussehen?
Mitten in dem operativen Wahnsinn mit sehr vielen Themen bin ich seit Monaten dabei, eine Philosophie zu entwickeln. Ich tausche mich mit allen Trainern aus. Wir haben eine Idee, die sich von der U 7 bis zur Kampfmannschaft durchziehen soll. In den nächsten Wochen wollen wir das dann ausrollen.
Ist es tatsächlich möglich, von unten bis ganz rauf ein System durchzuziehen? Wie flexibel will man dabei bleiben? Es ist derzeit noch nicht schlüssig, ob es in dieser Konsequenz möglich ist. Da brauche ich die Unterstützung der Trainer, alle Expertisen und Inputs. Es ist ein sehr spannender Prozess.
Bis zu welchem Alter soll ein Spieler universell ausgebildet werden, ab wann erfolgt eine Spezialisierung?
Ich glaube, jeder war irgendwann der Zehner in der Mannschaft. Ich sehe die Spezialisierung ab der U 18, dort sollte man dann nicht mehr experimentieren. Generell wird es ab dem Eintritt in eine Akademie ernster.