Abschied von Michael Krammer: "Pass mir auf Rapid auf!"
Von Alexander Huber
Ganz am Ende wurde Michael Krammer emotional. Die Bilanz über sechs Jahre als Rapid-Präsident war gezogen, da fügte der 59-Jährige noch eine Erinnerung an: Als 2013 Rudolf Edlinger abtrat, erzählte er seinem Nachfolger vom Start 2001. Der legendäre Gewerkschaftsboss Anton Benya sagte zum Ex-Finanzminister: „Gut, dass du Präsident wirst. Aber bitte: Pass mir auf Rapid auf!“ Und diesen Satz richtete Krammer auch an seinen noch zu wählenden Nachfolger: „Wer immer es am Montag auch wird: Bitte, pass mir auf Rapid auf!“
Ohne ein einziges Mal die Namen Martin Bruckner oder Roland Schmid zu erwähnen, war klar, wen Krammer bei der Hauptversammlung als eines von rund 2.500 angemeldeten Mitgliedern wählen wird. Einer der Schlüsselsätze des baldigen Ex-Präsidenten lautete: „Jetzt sind wir auf einem guten sportlichen Weg, den wir kontinuierlich beschreiten sollten. Lasst dieses Team weiterarbeiten!“
Ungewöhnlich war, wie hart der sonst gerne sehr selbstsicher auftretende Klubboss mit sich selbst ins Gericht ging. „Ich hab’ 2016 den Mund zu voll genommen und mich selbst unter Druck gesetzt. Dann passiert auch etwas aus der Emotion. Wir haben uns nach dem Stadionbau dazu verleiten lassen, zu glauben, dass man auf dem Weg zum Erfolg auch eine Abkürzung nehmen kann.“ Daraus folgte der größte Fehler der Amtszeit: „Das Aus von Trainer Barisic brachte uns auf den Holzweg.“
Krammer glaubt, dass nach mehreren falschen Abzweigungen vor einem Jahr die richtigen Weichen gestellt wurden. Konkret nennt er Sportchef Barisic, Trainer Kühbauer, Nachwuchs-Chef Schuldes, Fitness-Coach Steinbichler und Videoanalyst Oesen. „Mit ihnen wird sich bald mehr Erfolg einstellen.“
Erfolgreiche Zahlen
Eindeutig fiel die Bilanz in den Bereichen Wirtschaft und Infrastruktur aus. Mit vielen Zahlen wurde stolz betont, wie stark Rapid seit 2013 gewachsen ist und dabei trotz Stadionbau die Finanzen konsolidierte. Als Verteidiger der Fanszene betonte Krammer: „Wenn 1.400 Rapidler eingekesselt werden, muss man Zivilcourage zeigen. Dann kann der Rapid-Präsident nicht der Bussibär der Nation sein.“
Kritik gab es am Wahlkampf: „Ich sehe daran nichts Positives für den Verein. Es hat schon seinen Sinn, dass laut Statut nach Möglichkeit nur eine Liste zur Wahl zugelassen wird.“ Den Vorwurf der Liste Schmid, dass er viel „verbrannte Erde“ hinterlasse, wies der Mobilfunkmanager deutlich zurück.
Auf den Angriff von Schmids Präsidiumskandidat Ernst Dokupil im KURIER („Krammer bringt Rapid sportlich um“) folgte ein finaler Konter: „Für Michael Häupl ist Wahlkampf die Zeit der fokussierten Unintelligenz. Wenn ich Dokupils Aussagen sammle – vom Nachwuchs-Zusperren über den geforderten Umzug in den Prater bis zur Öffnung für Investoren – glaube ich, wir sind im Dauerwahlkampf.“