Sieg im 327. Wiener Derby geht an die Austria
Der Rahmen war würdig für ein in österreichischen Dimensionen sehr starkes Derby: 26.000 Fans, ausverkauftes Haus. Auf der Haupttribüne hing sogar ein Transparent für Goran Djuricin. Nach dem 327. Derby werden die Anfeindungen des Block West gegen den Rapid-Trainer wieder zunehmen.
Denn Austria-Coach Thomas Letsch erfüllte seine Ankündigung: Es war tatsächlich ein Duell mit offenem Visier und dem besseren Ausgang für Violett.
Nach nicht einmal 100 Sekunden hatte Rapid eine Top-Chance. Andrei Ivan, der Berisha vorgezogen worden war, schickte Deni Alar. Die Fußabwehr von Patrick Pentz landete direkt bei Christoph Knasmüllner. Aus nur zehn Metern daneben – ein Mann mit der Technik des Derby-Debütanten sollte zumindest das Tor treffen.
Kartenspiele
In Minute vier funktionierte das Offensiv-Pressing der Hütteldorfer, Ivan wurde freigespielt, scheiterte aber an . Direkt danach übersah Derby-Debütant Julian Weinberger ein Gelb-Foul des Rumänen. Danach zeigte der Referee bis zur Pause in einem harten Fight gleich fünf Mal Gelb.
Die erste Chance der Gäste hatte Kevin Friesenbichler. Der Mittelstürmer war in einem mutig angelegten 4-2-3-1 überraschend rechts vorne aufgestellt worden (6.).
Ebenso überraschend spielte Innenverteidiger Igor links hinten, zog an Thomas Murg vorbei und traf beinahe. Eine spektakuläre erste Viertelstunde rundete ein Friesenbichler-Schuss ab, Richard Strebinger hielt.
Mit dem stärker werdenden Murg übernahm wieder Rapid das Kommando – scheiterte aber am überragenden Pentz. Zuerst Ivan, ganz allein vor dem Tormann an dessen Fuß, dann Marvin Potzmann per Kopf. Und als der 21-Jährige geschlagen gewesen wäre, traf Alar das Tor nicht (44.).
So viele vergebene Sitzer hatte eine erste Derby-Hälfte schon lange nicht mehr gesehen. Eine davon auf kuriose Weise: Michael Madl trat einen Freistoß aus 17 Metern, also aus perfekter Distanz, schoss aber Grünwald in der Mauer ab (35.).
Mit Ankündigung
Auch in der zweiten Hälfte ging es hin und her. Da ein Murg-Solo, hier eines von Venuto. Die Führung der Violetten kündigte sich mit einer Chance von Grünwald an. Strebinger konnte sich in Minute 56 auszeichnen.
Eine Minute später war der Goalie chancenlos: Nach einem Eckball kam der Austria-Kapitän am Sechzehner zum Schuss – Alex Grünwald traf perfekt ins Eck, 0:1. Sollte die violette Serie ohne Niederlage im Allianz Stadion mit der klar besten Saisonleistung weiter gehen? Rapid reagierte über Murg – zu schwach (60.). Stürmer Andrija Pavlovic sollte mit seinem Debüt (statt Knasmüllner) die Serie von fünf ungeschlagenen Derbys verlängern.
Wirklichen Druck konnte Rapid aber nicht mehr aufbauen. Bei der Austria gab Ewandro seine Premiere und sah im Kartenfestival gleich eine der elf Gelben. Das war’s.
Am Donnerstag muss Rapid zurück in die Erfolgsspur. Für den Start in die Europa League gegen Spartak Moskau gibt es noch Dreierabos für die Nordtribüne – ab Dienstag auch als Einzelticket. Der Gästesektor wird leer bleiben: Die UEFA hat gegen die Russen eine Strafe ausgesprochen.
Djuricin: "Der Glücklichere hat gewonnen"
Goran Djuricin (Rapid-Trainer): "Wir waren in der ersten Hälfte klar überlegen und sieben Mal gefährlich vor dem Tor, da kann man zwei Ligaspiele gewinnen. Die zweite Hälfte war nicht mehr gut von uns, wir hatten viele Fehler im Spielaufbau. Nach dem Tor war es gegen eine tiefstehende Mannschaft schwierig. Im Fußball kommt es vor, dass der unterlegene Gegner gewinnt, und das war heute so. Der Fußball ist resultatsbezogen, deswegen schaut jetzt alles schlecht aus. Der Glücklichere hat gewonnen."
Thomas Letsch (Austria-Trainer): "Es war ein Derby, wie man es sich vorstellt, es ist hin- und hergegangen. Rapid hatte in der ersten Hälfte nicht mehr Chancen, aber die klareren. Das Spiel war rassig und am Ende war es glaube ich ein verdienter Sieg. Es war nicht unsere beste Leistung in meiner Amtszeit, aber eine sehr gute, vor allem was Willen, Leidenschaft und Kampf anbelangt. Glück hin oder her, da kann man unterschiedlicher Meinung sein, aber wir haben das Tor gemacht."
Stefan Schwab (Rapid-Kapitän): "In der ersten Hälfte haben wir einige Sitzer vergeben, in der zweiten Hälfte waren wir durchschnittlich. Wir waren so dumm, dass wir uns nach dem Tor auf die Nicklichkeiten der Austria eingelassen haben. Wir haben es sicher nicht verdient, als Verlierer vom Platz zu gehen. Es zieht sich durch, dass wir nur 45 Minuten eine gute Leistung bieten. Wir müssen das ausdehnen."
Alexander Grünwald (Austria-Torschütze): "Rapid hatte am Anfang super Chancen, dann waren wir besser im Spiel. Bei meinem Tor hatte der Tormann alle Spieler vor der Brust und den Ball spät gesehen. Es war ein schönes und wichtiges Tor. Was Emotionen und Rudelbildungen betrifft, war es für mich ein Derby im Rahmen."