Überblick: Die Autos der Saison 2017
Von Mathias Kainz
Die Formel-1-Saison 2017 ist nur noch wenige Wochen entfernt. Die Winterpause ist aber mittlerweile offiziell beendet. Am Montag starten die ersten Testfahrten vor dem Start der neuen Saison, und damit bietet sich die erste Gelegenheit, alle zehn neuen Rennwagen im direkten Vergleich zu erleben. Keine Frage - die Aussagekraft der Testfahrten ist begrenzt: Es wird experimentiert und herumprobiert, und wirkliche Gewissheit wird man erst in Melbourne haben, wenn am 26. März der erste Grand Prix der Saison absolviert ist.
Dennoch erlauben die Vorstellungen der neuen Boliden einen vorsichtigen Ausblick auf die Saison - auch, weil die eine oder andere Überraschung schon auf den ersten Blick zu erkennen war.
Mercedes-AMG Petronas
Es ist davon auszugehen, dass Mercedes auch 2017 das Team ist, dass es zu schlagen gilt - auch wenn der amtierende Weltmeister nicht mehr im Cockpit sitzt. Mit Dreifach-Weltmeister Lewis Hamilton sitzt der wohl kompletteste Rennfahrer der Gegenwart am Steuer des W08. Valtteri Bottas im zweiten Silberpfeil ist die große Unbekannte - der Finne hat bei Williams immer wieder Ausrufezeichen gesetzt, der ganz große Durchbruch war aber nicht dabei. Ob er derjenige sein wird, der Hamilton auf dem Weg zu seinem vierten Titel stoppt, darf angezweifelt werden.
Red Bull Racing
Im Vorjahr etablierte sich Red Bull Racing als erster Verfolger der dominanten Mercedes-Truppe. Nur die Piloten des österreichisch-englischen Rennstalls konnten den Silberpfeilen Siege abluchsen. Kein Wunder also, dass die ganze Formel-1-Welt gebannt darauf gewartet hat, dass Red Bull seinen Boliden für 2017 endlich präsentiert - das neue Arbeitsgerät von Daniel Ricciardo und Max Verstappen gilt als wahrscheinlichster Herausforderer der Mercedes-Piloten. Mitverantwortlich dafür ist Aerodynamik-Genie Adrian Newey, der wesentlich am neuen Renner mitgewirkt hat - im flügellastigen neuen Reglement sicher ein Vorteil.
Scuderia Ferrari
In Maranello herrscht nach der enttäuschenden Saison 2016 Krisenstimmung. Vor der Saison gab man bei Ferrari zuversichtlich an, Mercedes in diesem Jahr den Titel streitig zu machen. Am Saisonende stand der enttäuschende dritte Rang in der Konstrukteurswertung, zudem blieb die Scuderia sieglos. Kein Wunder, dass bei Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen der Druck 2017 besonders hoch ist. Zumindest Red Bull muss abgefangen werden, im besten Fall auch die Lücke zu Mercedes geschlossen werden. Der letzte WM-Titel ist schließlich schon zehn Jahre her.
Force India
Force India war die Überraschung der vergangenen Saison. Mit Mercedes-Power im Heck und Sergio Perez' zwei Podestplätzen schaffte das Team von Vijay Mallya den Sprung auf Rang vier in der Konstrukteurswertung. Geht es nach Mallya, soll 2017 der Angriff auf die Top Drei erfolgen - und vielleicht sogar der erste SIeg gelingen. Neben Routinier Perez soll dafür Mercedes-Nachwuchsfahrer Esteban Ocon sorgen, der in seine erste komplette Formel-1-Saison startet. Auch 2017 kann Force India wieder auf Mercedes-Motoren setzen.
Williams-Mercedes
Die Saison 2017 steht für Williams ganz im Zeichen des 40-jährigen Jubiläums. Dementsprechend trägt der neue Bolide auch den Namen FW40. Sportlich soll 2017 wieder der Sprung an Force India vorbei gelingen. Mit Felipe Massa bleibt einer der Vorjahrespiloten an Bord - auch wenn sich der Brasilianer am Ende der Saison 2016 schon in den Ruhestand verabschiedet hatte. Durch den Rücktritt von Nico Rosberg und den folgenden Wechsel von Valtteri Bottas zu Mercedes musste Williams Massa jedoch zum Comeback überreden. An seiner Seite startet der Kanadier Lance Stroll in seine Rookie-Saison.
McLaren-Honda
"Change your game", heist der Slogan bei McLaren für die Saison 2017. Nach zwei durchwachsenen Jahren ist das auch bitter nötig. Honda hat angekündigt, der neue Motor sei ein massiver Schritt nach vorne - man will jetzt leistungsmäßig auf dem Niveau sein, das Mercedes im vergangenen Jahr hatte. Ob das ausreicht, damit Routinier Fernando Alonso und der belgische Rookie Stoffel Vandoorne den Anschluss an die Spitze schaffen, bleibt abzuwarten - ein Schritt nach vorne ist aber in jedem Fall nötig.
Toro Rosso-Renault
Die Saison 2017 bringt für die Scuderia Toro Rosso vor allem eines - einen neuen Motorenpartner. Anders als noch 2016 setzt das Red-Bull-Nachwuchsteam nicht mehr auf Ferrari, sondern auf Renault. Auch optisch bringt die neue Saison eine Veränderung - die Kombination von dunklem Blau und einem roten Bullen weicht einer eleganten, in hellerem Blau und Rot gehaltenen Lackierung mit silbernen Akzenten. Dafür bleibt die Fahrerpaarung dieselbe: Auch im neuen Jahr greifen wieder Carlos Sainz und Daniil Kvyat ins Steuer.
Haas-Ferrari
Haas legte im Debütjahr 2016 einen beeindruckenden Start hin, in den ersten beiden Rennen gab es durch Romain Grosjean die beiden besten Saisonergebnisse zu feiern. Danach ging es kontinuierlich abwärts mit dem US-amerikanischen Team - Probleme mit der Standfestigkeit, aber auch eine sinkende Leistungskurve ließen nur noch drei weitere Punktplatzierungen zu. Für die zweite Formel-1-Saison begann man schon früh mit der Entwicklung, damit Grosjean und sein neuer Teamkollege Kevin Magnussen ein konkurrenzfähiges Fahrzeug zur Verfügung haben.
Renault
Die werksseitige Rückkehr von Renault in die Formel-1-WM 2016 war - soviel war den Verantwortlichen von vorneherein klar - ein Übergangsjahr. Mit Kevin Magnussen und Jolyon Palmer wurden zwei Notlösungen als Fahrer verpflichtet, die Wunschfahrer sagten alle ab. Für 2017 hat man sich die Ziele vorsichtig höher gesteckt - regelmäßige Punktfahrten sind das Ziel. Anstelle von Magnussen hat man darum Nico Hülkenberg von Force India geholt, während Palmer nach einem starken Finish 2016 eine zweite Chance erhält.
Sauber-Ferrari
Lange Zeit sah es für Sauber im Jahr 2016 düster aus. Bis zum vorletzten Rennen lag man punktlos am Tabellenende, zudem drohte im Herbst der Konkurs. Das Blatt wendete sich (fast) rechtzeitig - in Brasilien holte Felipe Nasr zwei Punkte und damit Rang zehn im Endklassement, verbunden mit einer saftigen Prämie. Zudem fand sich ein Investor. Trotzdem gibt es einen Haken - das Geld reichte 2017 nicht für neue Motoren, Sauber muss mit Ferrari-Triebwerken von 2016 ein Auskommen finden. Dass Marcus Ericsson und Neuverpflichtung Pascal Wehrlein damit um die Punkte kämpfen können, ist eher unwahrscheinlich.