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Sensation: Österreichs Nationalteams bei der 3x3-EM im Goldrausch

Drei starke Dribblings in die Zone, ein explosiver Sprung Richtung Ring – für einen Moment wirkte es, als würde der 1,95 Meter große österreichische 3x3-Routinier Enis Murati in der Luft stehen. Der Bruchteil einer Sekunde sollte reichen, um einen Wurf über die ausgestreckten Arme des zehn Zentimeter größeren spanischen Gegenspielers im Korb zu platzieren – die Vorentscheidung im Viertelfinale der Heim-Europameisterschaft im Wiener Prater.

Wie schon in den Spielen davor waren die Österreicher in der Samstagabendpartie körperlich unterlegen. Am Feld merkte man davon nichts. Zu physisch und selbstbewusst trat das rot-weiß-rote Nationalteam auf. Die Fans standen dem österreichischen Quartett um nichts nach. 4.000 Fans hörten sich an wie 10.000.

„Wir haben es ihnen mit guter Defense schwer gemacht, den Rebound dominiert. Ich freue mich auf mehr“, kommentierte Österreich-Topscorer Nico Kaltenbrunner den Sieg trocken. Die junge, doch bereits erstaunliche eingeschworene 3-gegen-3-Fangemeinde honorierte den St. Pöltner mit MVP-Rufen (Auszeichnung als bester Spieler, Anm.).

Vor dem Stadion, wo sich Basketball- mit Coldplay-Fans vermischten, war man sich nach dem Aufstieg ins Semifinale einig: „Das war das beste österreichische 3x3-Spiel allereiten.“ Nachsatz: „Bis jetzt.“

25 Jahre Wartezeit

Und tatsächlich: 15 Stunden später lieferten die Österreicher, diesmal angeführt von Rollenspieler Fabio Söhnel, gegen das nächste Basketballland, Litauen, die nächste Machtdemonstration. Trotz sengender Hitze stand der Finaleinzug nie zur Debatte.

Die damit fixe Silbermedaille ist das erste österreichische Edelmetall bei einem Großereignis in einer olympischen Mannschaftssportart seit einem Vierteljahrhundert. 1999 holten die Damen WM-Bronze im Handball.

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Am Sonntagabend folgte der nächste Höhepunkt. Gegen Serbien, die Nummer eins der Welt, ging es um Gold. In den Schlusssekunden lag Österreich gegen den großen Favoriten mit 18:17 voran, als die Serben den Ball hatten und mit dem letzten Wurf vergaben. Somit holte sich Österreich sensationell die Goldmedaille – das Publikum tobte.

Apropos Emotionen: Egal, ob Österreich- oder Serbienanhänger – als das Rollstuhlnationalteam am Nachmittag bei der ersten Rollstuhl-EM in der Verlängerung das Finalspiel gegen Polen mit 15:14 für sich entschied, hielt es keinen Fan in seinem Sitz. Zurecht, denn Österreich ist jetzt ein Basketballland. Zumindest im 3-gegen-3.