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Australian Open: Dominic Thiem gewinnt Erstrunden-Krimi

Dominic Thiem steht in der zweiten Runde der Australian Open. Österreichs Nummer eins rang seinen französischen Auftakt-Gegner Benoit Paire in einem Fünf-Satz-Krimi nieder. 6:4, 6:3, 5:7, 1:6 und 6:3 hieß es nach 3:42 Stunden.

Thiem, der erst um 2.08 Uhr früh Ortszeit seinen vierten Matchball verwertete, trifft nun am Donnerstag in Melbourne auf den jungen Australier Alexei Popyrin. Gegen den 19-jährigen Popyrin, der nur dank einer Wildcard im Bewerb steht, hat Thiem noch nie gespielt.

Gefühlschaos

Es ist ein Jammer, dass die Statistiker beim Tennis die Anzahl der Selbstgespräche, die Spieler mit sich führen, nicht erfassen. Benoit Paire wäre in dieser Kategorie kaum zu toppen. Nur wirkt sich das selten positiv auf seine Leistung am Court aus.

Am Dienstag schaffte es Dominic Thiem fast, vom Gefühlschaos, in das sein Erstrunden-Gegner zu später Stunde in Melbourne verfiel, nicht zu profitieren. Während sich bei dem unberechenbaren Franzosen Licht und Schatten abwechselten, verpasste die österreichische Nummer eins die vorzeitige Entscheidung und musste sich über fünf nervenzerreibende Sätze in die zweite Runde zittern.

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Plötzlicher Einbruch

Thiem kam nur schwer in die Gänge. Gleich das erste Spiel dauerte sechs Minuten. Auch in Folge wirkte sein Gegner bissiger, der Österreicher war darum bemüht, seine Taktik durchzuziehen. Wenn es ihm einmal nicht gelang, Paires Paradeschlag, die Rückhand, aus dem Spiel zu nehmen, geriet der 25-Jährige in Bedrängnis. So wie im fünften Spiel, als Paire seinen ersten Breakball hatte. Diesen und einen weiteren wehrte Thiem ab, um dafür im darauffolgenden Spiel seine erste Chance zu nützen - 4:2. Das Rebreak holte sich Paire zu Null - das Spiel darauf auch. Thiem verlor den Faden. Nur kurz.

Nach dem fünften Doppelfehler folgte der nächste Breakball, dann zwei weitere, die Thiem allesamt abwehren konnte und mit viel Mühe auf 5:4 stellte. Nach 51 Minuten wackelte plötzlich Paire bei eigenem Aufschlag, drei Sätzbälle blockte er ab, den vierten aber nicht.

Der zweite Durchgang fing mit einem Break für den Franzosen, dem prompt das Rebreak folgte. Die Nummer 61 der Welt fing an, sich zunehmend mit sich selbst zu beschäftigen. Das nützte sein Gegenüber aus – viel mehr als die Bälle zurückschlagen musste er nicht, der sichtlich genervte Franzose erledigte den Rest. Nach 1:23 Stunden knallte der 29-Jährige seinen Schläger erstmals auf den Boden. Sechs Minuten später, kurz nach dem Paires Racket zum zweiten Mal leiden musste, stand es 2:0 nach Sätzen für Thiem.   

Renaissance

Im ersten Aufschlagspiel Thiems im dritten Satz schien Paire seine Lust am Tennis wiedergefunden zu haben, doch ließ er eine Breakchance ungenützt. Im zehnten Spiel musste die Nummer acht der Welt nochmal zittern, als sein Gegenüber zwei Sätzeballe hatte und nichts daraus machte. Um ein Uhr nachts rollte ein Stoppball von der Netzkante in Thiems Feld – es ging in den vierten Satz.

Plötzlich war Paire voll da. Nach zwei schnellen Breaks stand es 0:5 aus der Sicht von Thiem, nach etwas mehr als drei gespielten Stunden war das Match ausgeglichen. Im entscheidenden Durchgang war es ein Nervenspiel, das schlussendlich der nervenschwächere verlor. Im achten Spiel gelang Thiem nach der längsten Rally das Break. Um 2:08 nach Mitternacht waren nicht nur die beiden Kontrahenten, sondern auch die wenigen verbliebenen Zuschauer erlöst.    

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„Ich war übermotiviert, ein bisschen überangespannt. Ab dem dritten Satz habe ich einen sehr hohen Puls gehabt, das hat mich schlussendlich fast den Sieg gekostet“, erklärte Thiem den Leistungsabfall nach zwei, wie er sagt, sehr guten Sätzen. „Normalerweise sollte mir das nicht passieren“, haderte der erleichterte Sieger mit sich. Nun geht es gegen einen 19-Jährigen, mit dem er vor ein paar Jahren in Paris trainiert hat. "Es ist immer interessant gegen einen jungen, aufkommenden Spieler zu spielen". Dieser wird mit Freude zur Kenntnis genommen haben, wie müde Thiem zu dieser späten Stunde war.