Auf der Weltrekord-Welle: Das sind Österreichs schnellste Para-Schwimmer
Von Silvana Strieder
„Einen Tag im Leben der schnellste Schwimmer der Welt zu sein“. Das war 2021 das Ziel des Para-Schwimmers Andreas Ernhofer – nachdem er sich damals den Traum von einer Teilnahme bei den Paralympischen Spielen in Tokio erfüllt hatte. Am Donnerstagabend war es so weit: Der 26-Jährige erhielt vom World Para Swimming Verband als erster Österreicher die offizielle Bestätigung über seinen Weltrekord über die 200 Meter Brust in 4:10,35 Minuten.
„Es ist schwer, in Worte zu fassen. Wenn du jeden Tag hart daran arbeitest, alles dafür gibst und nach 1.000 Rückschlägen endlich das große Ziel erreichst – unbeschreiblich!“, schrieb Ernhofer auf Social Media.
World Series 2023
Gelungen ist dem Vize-Weltmeister dieser historische Erfolg bereits im März beim größten Event der CITI Para-Swimming World Series 2023 in Lignano. 420 Schwimmer aus 51 Nationen waren in Italien am Start.
„Als Mensch mit Behinderung werde ich oft als arm und hilfsbedürftig gesehen. Ich bin froh, dass ich mich von diesem Vorurteil lösen konnte und an mich selbst geglaubt habe. Danke an alle, die das ebenfalls tun“, sagt der Niederösterreicher, der seit einem Badeunfall im Sommer 2014 querschnittsgelähmt ist.
Plötzlich alles anders
„Bei einem Kopfsprung aus ca. einem Meter Höhe, habe ich mir das Genick gebrochen“, erklärt der Athlet. Bei der ersten Diagnose erklärte ihm sein Arzt, dass er Arme und Beine nie wieder spüren oder bewegen können werde. Wie sich später herausstellte, war dies zum Glück eine Fehldiagnose. Seinem liebsten Element blieb Ernhofer dennoch treu: „Ich wollte unbedingt wieder zurück ins Wasser!“
Zum einen, weil er sich zum Ziel setzte, einmal zu den Paralympischen Spielen zu fahren. Zum anderen, weil sich der damalige TU-Student den Spaß am Schwimmen nicht nehmen lassen wollte. Das Wasser verleiht ihm ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Fotograf Markus Frühmann versuchte dieses Gefühl einzufangen (siehe Bild oben) und wurde dafür im vergangenen Dezember mit dem „Bild des Jahres“ vom österreichischen Behindertensportverband ausgezeichnet.
Ernhofer ist jedoch nicht der einzige heimische Para-Schwimmer, der sich seit dieser Woche erstmals Weltrekordhalter nennen darf.
Mentalbehinderung
Para-Schwimmerin Janina Falk erhielt kurz nach Ernhofer ebenfalls ihr Zertifikat für ihren in Lignano geschwommenen Weltrekord über die 50 Meter Brust in einer Zeit von 38,14 Sekunden.
Die 20-Jährige schrieb aber bereits bei den Paralympischen Spielen 2021 Geschichte, als sie als erste österreichische Athletin mit einer mentalen Beeinträchtigung antrat. „Ich leide an dem Fetalen Alkoholsyndrom (FAS). Das entsteht bei Babys, wenn die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken hat“, erklärt die 88-fache österreichische Staatsmeisterin.
„Im Wasser fühl’ ich mich frei und kann mich so richtig auspowern.“ Die gebürtige Wienerin gewann mehrere WM- und EM-Medaillen. Ihre Motivation war es schon immer „die Beste der Welt zu werden“.