Romy

Emma Bading: Das Schauspieltalent aus der "Künstlerfamilie"

Viele Teenager wollen auf gar keinen Fall in die Fußstapfen von Papa oder Mama treten. Auch bei Emma Bading war das anfangs der Fall. „Ich hatte eigentlich nie die Idee, Schauspielerin zu werden“, sagt sie in einem Interview. Aber im Leben kommt es eben oft anders, als man denkt. Und so stand die 1998 in Monheim am Rhein geborene Tochter des Schauspielerehepaars Thomas Bading und Claudia Geisler-Bading bereits als 13-Jährige für das Familiendrama "Halbschatten" (2013) vor der Kamera. Nach ein paar Nebenrollen bekam sie in "Meine teuflisch gute Freundin" (2018) ihre erste Hauptrolle. Und zuletzt glänzte sie in "Play" als Teenagerin namens Jennifer, die nach und nach in die Spielsucht abgleitet.

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Im Drama von Philip Koch wird der Zuseher immer tiefer in Jennys Abwärtsspirale reingezogen. „Der Film war eine absolute Herausforderung für mich. Da die Szenen meistens total durcheinander gedreht wurden, musste ich immer genau wissen, an welchem Punkt Jennifer in ihrer Suchtschleife steht, damit ich diesen Augenblick ehrlich und feingliedrig ausfüllen kann“, erinnert sich Emma Bading im KURIER-Interview an die Dreharbeiten.

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„Beste Nachwuchsschauspielerin“

Als Vorbereitung für den Film habe sie selbst gezockt, was das Zeug hält. „Ich habe den Suchtfaktor gespürt und auch die fantastischen Möglichkeiten, die einem diese Parallelwelt bietet,  kennengelernt“, sagt die 22-Jährige, die ihre hervorragende  schauspielerische Leistung nun mit einer ROMY veredeln könnte. Nominiert ist sie in der Kategorie „Beste Nachwuchsschauspielerin“.

Apropos Nachwuchsschauspielerin: Trifft einen die Krise als junge Schauspielerin doppelt so hart? „Auf gar keinen Fall. Ich habe keine Kinder und keine Familie, die ich finanziell unterstützen muss“, sagt Bading, die mit der noch immer andauernden Shutdown-Situation gut zurecht kommt. Durch die damit verbundene Erlaubnis zur „langen Weile“ hat sich bei ihr ein unglaubliches Glücksgefühl breit gemacht, „für welches ich mich auch manchmal schuldig fühle, weil es anderen Menschen viel schlechter geht als mir“, sagt Bading.

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Aktuell genießt sie die Zeit mit ihrer „Künstlerfamilie“. Das führe natürlich manchmal zu Streitereien, "aber dafür gibt es ja den Wald, wo ich dann in Ruhe joggen kann. Ich lese viel, lerne stricken und versuche die Ausscheidungen von zwei Kanarienvögeln von den Möbeln zu kratzen. Eigentlich alles wie immer“, sagt Bading und lacht. Außerdem bleibe Zeit für Regeneration, „Zeit endlich mal zu sehen, was ich habe und nicht immer weiter zu hechten und etwas zu wollen, was noch nicht da ist.“

Emma Bading zieht zum Abschluss des Gesprächs noch Lehren aus der Krise: „Abgesehen von zu vielen unnötigen Inlandsflugreisen, auf die wir in Zukunft hoffentlich verzichten werden, ist Solidarität das Wichtigste, was wir aus dieser Krise mitnehmen können. Das Virus macht uns auch in der Filmbranche auf üble Weise bewusst, dass wir alle gleich und miteinander verbunden sind - vom Praktikanten bis zum Produzenten. Wir brauchen sie alle, um einen Film entstehen zu lassen. Außerdem sollten wir Schauspieler gerade jetzt auch kleine Produktionsfirmen unterstützen, damit sie nicht aufhören, neue und mutige, vom Mainstream abweichende Kinofilme, zu produzieren.“

Das Interview mit Emma Bading zum Nachlesen

KURIER: Wie gehen Sie als Schauspielerin mit der aktuellen Corona-Situation um?
Emma Bading:
Ehrlich gesagt erschafft die aktuelle Shutdown-Situation, durch die von ihr ausgehende Erlaubnis zur „langen Weile“ ein unglaubliches Glücksgefühl in mir, für welches ich mich auch manchmal schuldig fühle, weil es anderen Menschen viel schlechter geht als mir. Ich als Freiberufler bekomme weder Arbeitslosen- noch Kurzarbeitergeld, aber ich bin es auch gewohnt lange Durststrecken zu überstehen. Corona lässt mich auf das zurückfallen was wirklich wichtig ist; Zeit für Regeneration, Zeit für Familie und Zeit endlich mal zu sehen, was ich habe und nicht immer weiter zu hechten und etwas zu wollen was noch nicht da ist.

Was könnte die Branche aus dieser Krise lernen?
Abgesehen von zu vielen unnötigen Inlandsflugreisen, auf die wir in Zukunft hoffentlich verzichten werden, ist Solidarität das Wichtigste, was wir aus dieser Krise mitnehmen können. Das Virus macht uns auch in der Filmbranche auf üble Weise bewusst, dass wir alle gleich und miteinander verbunden sind. Vom Praktikanten bis zum Produzenten. Wir brauchen sie alle um einen Film entstehen zu lassen. Außerdem sollten wir Schauspieler gerade jetzt auch kleine Produktionsfirmen unterstützen, damit sie nicht aufhören neue und mutige, vom Mainstream abweichende Kinofilme, zu produzieren.

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Trifft einen die Krise als junge Schauspielerin doppelt so hart?
Auf gar keinen Fall. Ich habe keine Kinder und keine Familie, die ich finanziell unterstützen muss.

Wie verbringen Sie ihre Zeit? Was hat sich für Sie mit dem Ausbruch des Coronavirus geändert?
Ich bin so froh, dass unsere zerstreute Künstlerfamilie endlich mal zusammen zu Hause bleibt. Das führt natürlich manchmal zu Streitereien, aber dafür gibt es ja den Wald, wo ich dann in Ruhe joggen kann. Ich lese viel, lerne stricken und versuche die Ausscheidungen von zwei Kanarienvögeln von den Möbeln zu kratzen. Eigentlich alles wie immer. (lacht)

Nun zu Ihrer Rolle in „Play“. Wie aufreibend waren die Dreharbeiten für Sie?
Dieser Film war eine absolute Herausforderung für mich. Da die Szenen meistens total durcheinander gedreht wurden, musste ich immer genau wissen an welchem Punkt Jennifer in ihrer Suchtschleife steht und diesen Augenblick ganz ehrlich und feingliedrig ausfüllen. Dabei ist es wichtig die ganze Entwicklung der Rolle bzw. des Films im Blick zu behalten und kein Verhalten vorwegzunehmen, was erst später kommen soll.

Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?
Da Gaming nicht zu einem meiner Steckenpferde gehörte, habe ich erstmal gezockt, was das Zeug hält. Ich habe den Suchtfaktor selbst gespürt und auch die fantastischen Möglichkeiten in einer anderen Welten kennengelernt. Außerdem habe ich mit einem Kinder- und Jugendpsychiater über das Verhalten seiner Patienten gesprochen.

Tritt man da mit Spielsüchtigen in Kontakt?
Ich habe leider erst im Nachhinein jemanden getroffen, der deshalb auch in Therapie war. Er ist an dem ganzen Prozess unglaublich gereift und hat es gelernt in gesundem Maße zu spielen.

Wie haben Sie den Umgang mit der VR-Brille gelernt?
Zu dem Zeitpunkt habe ich noch bei meiner Familie gewohnt und eine von derFilmproduktion geliehene Playstation mit VR-Brille installiert. Das führte nach allgemeiner Freunde am virtuellen Bob-Fahren zu Migräneanfällen meiner Eltern und einer Angstattacke von mir, als mich ein visueller Hai fressen wollte.

Was ist der größte Unterschied zu Ego-Shooter-Spielen mit Tastatur oder Joystick?
Durch diese Brille wird dein Gehirn einfach ausgetrickst. Du kannst nur noch schwer zwischen Realität und Fiktion unterscheiden und so ist der Adrenalin-Faktor einfach noch größer. Einmal bin ich während eines Zombiespiels gegen die Wand gerannt, weil ich einfach nur dachte: Flucht! Ich hatte schweißnasse Hände und zittrige Knie, aber jetzt weiß ich wenigstens, dass meine Reflexe gut funktionieren.

Ist jeder Mensch in gewisser Weise anfällig dafür, Spielsüchtig zu werden?
Manche mehr, manche weniger. Ich auf jeden Fall! Deshalb habe ich auch sofort aufgehört, als der Film vorbei war.

Sind Jugendliche besonders gefährdet, Spielsüchtig zu werden?
In diesem Alter sind wir wackliger, formbarer und haltloser denn je. Ein Hunger nach Grenzüberschreitung und Kontrollverlust macht uns mutig unsere Eltern zu überwachsen, aber lässt uns auch anfälliger für alle möglichen Süchte werden.

Können Sie den Reiz, die solche Computerwelten bereithalten, nachvollziehen?
Absolut! Du kannst alles sein, was du sonst nicht bist. Du kannst alles machen, was du sonst nicht kannst, aber schlussendlich lebst du nur einmal und am Ende bleibt das was du im echten Leben geschaffen hast.

Auf was können und wollen Sie nicht verzichten?
Auf meine Intuition. Die bleibt mir hoffentlich immer erhalten und trägt mich durch mein Leben.

Sie haben kürzlich einen eigenen Kurzfilm gedreht. Erzählen Sie mir etwas darüber …
Das kann ich erst, wenn der Film irgendwann auf einem Festival läuft. Das ist mein großer Traum.