Leben/Reise

Warum La Palma Mekka für Sternsucher ist

Steil geht es mehrere Stunden über Haarnadelkurven in die Höhe, bis die Wolkendecke durchbrochen ist. Als die Baumgrenze schon lange erreicht ist und das Auto an surreal anmutenden roten Felswänden entlang dem Roque de los Muchachos zustrebt, tauchen auf Hügeln seltsame Gebilde auf. Weiße und silberne Kugeln, daneben kuriose Stahlkonstruktionen mit gigantischen Spiegeloberflächen.

Sind Außerirdische gelandet? Das nicht, aber immerhin wird hier, auf der Kanareninsel La Palma, nach ihnen gesucht.

Die Luft ist kristallklar, der Himmel leuchtet in tiefem Dunkelblau. "Wie eine Exkursion zum Mond", schwärmt eine deutsche Urlauberin, die eine Besichtigung des weltberühmten Observatoriums gebucht hat. Kaum ein anderer Ort in Europa ist bei Astronomen und Hobby-Sternsuchern so beliebt wie die zu Spanien gehörende Inselgruppe im Atlantik, und hier speziell Teneriffa und die kleinere Schwester La Palma.

Aber warum ist der Himmel über der vor der Nordwestküste Afrikas gelegenen Insel so extrem klar? "Die Wolkenschicht wird hier in 700 bis 1.500 Metern Höhe geformt, was mit den aus Nord-Ost wehenden Passatwinden zu tun hat", erklärt die Astronomin Elena Nordio, die seit acht Jahren auf La Palma lebt und Gästen aus aller Welt Sterne, Planeten und Galaxien näherbringt. Die Wolken schaffen es meist nicht, den massiven Gebirgszug der Cumbres, der das herzförmige Eiland längs durchzieht, zu überwinden. Die Folge: Regen auf der Ostseite und strahlende Sonne im Westen.

Der höchste Punkt des Gebirges, der Roque de los Muchachos, ist mit seinen 2.426 Metern Höhe sowieso immun gegen die Wolken. Wie ein riesiges Schneefeld liegen sie tief unten über der Ostseite, während ihre Ausläufer ungestüm versuchen, die Felsenlandschaft zu überwinden. Chancenlos, sie lösen sich auf, bevor sie ihr Ziel erreichen.

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Von Luftunruhen ungetrübt ist der Himmel hier so sauber und rein, dass er nur an weit entfernten Orten wie Chile oder Hawaii ein Pendant findet. Das Maß der Bildunschärfe durch Luftunruhe, das sogenannte "Seeing" (Sehen), gehört zu den besten der Welt. Von gutem Seeing spricht man bei Werten unter 1. "Auf La Palma wird häufig ein noch viel niedrigerer Wert erzielt, die Sicht ist dann fast so klar wie im Weltraum", sagt Nordio.

Zudem gibt es kaum nennenswerte Industrie und auch keine Großstadt - und somit wenig Lichtverschmutzung. Kein Wunder also, dass der Roque de los Muchachos als Standort für "eine der umfangreichsten Teleskopflotten der ganzen Welt" ausgewählt wurde, wie auf der Webseite der Sternwarte zu lesen ist.