Palm Beach: Im Paradies ist Trump nur einer von vielen
Schnäppchenjäger sollten das High-Society-Inselstädtchen an Floridas Ostküste, in dem sich unermesslicher Reichtum und üppige Naturschönheit wie selbstverständlich vermählen, großräumig umkurven. Ein Cappuccino mit Meerblick kann mit 20 Prozent Trinkgeld schnell zu 9,54 Dollar ausufern. Immerhin eröffnet sich bei Begleichung der Rechnung die Chance, in Wohltäter-Sphären aufzusteigen, indem man das stolze Sümmchen wie empfohlen aufrundet und spendet („Round it up America“).
Palm Beach, durch den „Intracoastal Waterway“ vom ärmeren West Palm Beach getrennt, definiert sich gerne über Superlative. 31,5 Millionen Dollar für eine Villa mit fünf Schlafzimmern in bester Lage – da runzelt kaum jemand die gebotoxte Stirn oder knirscht mit den gebleichten Beißerchen. Für ein Mini-Apartment wird ungerührt eine Million verlangt. Dafür ist die Umgebung elegant, extravagant, elitär.
Downtown knallt gleißendes Sonnenlicht auf die Glasfronten gediegener Vermögensberatungen, Banken, Anwaltsbüros oder auf pastellige Anti-Aging-Med-Spas, Hundesalons, Antiquitätenläden und Galerien. Auf Schritt und Tritt tropische Vegetation, Bambus und Drillingsblumen, getoppt von Palmen, schlank und rank wie Victoria’s-Secret-Engel.
Schlösser und Villen
Monumental-mondäne Anwesen in der Größe von Fußballfeldern, alle natürlich mit Pool, manche von mehrgeschoßigen saftiggrünen Hecken geschützt. Schlösser und „Mansions“, teils bis zu 100 Jahre alt, aufgemotzt zu denkmalgeschützten „Schöner Wohnen“-Ikonen. Jedes Haus ein Lifestyle-Statement: Individualität regiert, jeder Stil ist vertreten – einmal lässt Marrakesch grüßen, dann blitzen wieder die französische Riviera, die Costa del Sol, Neu-England oder die US-Südstaaten mit ihren Säulen-Ensembles durch.
„Lawn Ranger“ schnippeln das Grün zu „Eye Candy“. Gartengestaltung ist hier ein florierendes Gewerbe – 365 Tage im Jahr. In jeder Einfahrt parken Luxuskarossen: drei, vier, fünf, scheinbar die normalste Sache der Welt. Porsche-Fahrer müssen in Palm Beach ganz stark sein: Ihr Schnuckelchen hinterlässt eher den matten Eindruck einer Zweitkutsche.
Hat aber nichts mit fortgeschrittenem Snobismus zu tun. Die Einwohner, die lässig aus ihren Coupés federn oder mit ihren Hunden Gassi gehen, grüßen selbst Wildfremde auf das Allerfreundlichste. Im Restaurant „Ta-boo“ in der exquisiten Einkaufsstraße Worth Avenue begegnen sich Locals und Touristen auf Augenhöhe, von A-List-Celebrities ganz zu schweigen: in der Restaurant-Institution ließen früher John F. Kennedy und Frank Sinatra die Puppen tanzen, heute ölt Rod Stewart seine Stimmbänder an der Bar.
Der Magnetismus von Palm Beach auf Reich & Schön geht auf Henry Morrison Flagler zurück – der Entrepreneur machte sich nicht nur als Gründervater der 10.000-Einwohner-Stadt und Hotelentwickler verdient, sondern brachte durch den Bau seiner Florida East Coast Railroad den Ausbau des Sunshine State zu einer führenden globalen Urlaubsregion auf Schiene. Als Partner von John D. Rockefeller in der Standard Oil Company – heute ExxonMobil – in Cleveland und New York zu sagenhaftem Reichtum gekommen, erkannte Flagler schnell das Potenzial der wenig bekannten Gegend zwischen Atlantik und Lake Worth und seiner lauen bis warmen Wintertemperaturen. 1896 zog der Visionär das „Palm Beach Inn“ hoch – nicht sein erstes Projekt in Palm Beach, aber bald nach der Umbenennung auf „Breakers“ das erste Haus am Platz.
Hotellegenden
Schon im frühen 20. Jh. verewigten sich die großen Kaliber im Gästebuch: Die Vanderbilts, Rockefellers und Astors, oder auch Verlagskönig William Randolph Hearst, US-Präsidenten und blaues Blut aus Europa. Heutzutage verjubelt ein Hollywood-Star wie Sofia Vergara („Modern Family“) für ihre filmreife Hochzeitsparty wohlfeile fünf Millionen Dollar in den burgähnlichen Gemäuern des „Breakers“. Von den 2.000 Angestellten der Hotellegende werden 56 Sprachen gesprochen – eine gewisse Internationalität und Weltläufigkeit strahlt automatisch auf den Gast ab. „Oh, Sie kommen aus Wien?“, heißt es zur Begrüßung, „ ich liebe diese Stadt – und das Imperial!“
Fünf Kilometer vom „Breakers“ entfernt thront ein weiteres Wahrzeichen von Palm Beach: Das 126-Zimmer-Anwesen Mar-a-Lago, das Cornflakes-Erbin Marjorie Merriweather Post ab 1924 mit Hilfe des österreichischen Architekten Joseph Urban erbauen ließ und vom aktuellen Besitzer Donald Trump nach seiner Übernahme 1986 zu einem luxuriösen Members-only-Club umfunktioniert wurde. 2005 unternahm der Baulöwe hier seinen dritten Eheanlauf.
Als US-Präsident dient ihm Mar-a-Lago wochenendweise als tropischer Außenposten des Weißen Hauses – wie in den 1960ern, als John F. Kennedy an anderer Stelle in Palm Beach seinen Wintersitz aufgeschlagen hatte, mit einem Arbeitsbunker für den Fall eines nuklearen Armageddon.
Resident zum President
Noch mehr VIP-Power für Palm Beach also, weil dem „Resident“ der Aufstieg zum „President“ gelang? Keine zulässige Schlussfolgerung, raunt ein Kenner der hiesigen Verhältnisse: „Trump mag zwar der mächtigste Mann der Welt sein, aber Palm Beach hat er nicht auf die Landkarte gebracht. Er ist nur einer von vielen Milliardären hier bei uns“.
Wenn Trump einmal eingeflogen ist, verlässt er seinen Kokon nur ganz selten. Maximal fürs Golfen in einem seiner Clubs, dann aber gleich mit Tiger Woods. Am meisten schätzt er freilich den Heimvorteil im Protzschloss, wo er vor Staatschefs, Generälen, Film-Haudegen wie Sylvester Stallone und zahlenden Mitgliedern Hof hält. Außerhalb der dicken Mauern ist ihm der Jubel seiner Hardcore-Fans von den „Trumpettes USA“ gewiss. Majestätsbeleidigung lässt sich nicht komplett verhindern. Jeff Greene, ein ortsansässiger milliardenschwerer Immobilienmogul mit Polit-Ambitionen, wollte nicht mehr länger Member im Mar-a-Lago sein und zog von dannen: „Einen Tennisplatz hab’ ich selber auf meinem Grundstück!“ Dieser krachende Return zauberte dem bekannt empfindlichen Hausherrn umgehend eine Leidensmiene ins Gesicht – ein äußerst seltener Anblick in der Wohlfühloase Palm Beach.
Info
Anreise Austrian fliegt ab 31. März wieder nonstop nach Miami, (austrian.com). Mit dem Mietauto sind es dann noch eineinhalb Stunden bis Palm Beach.
Wohnen Breakers: Die Grande Dame unter Floridas Luxusherbergen, neun Top-Restaurants, exklusive Shopping-Arkade, vier Oceanfront-Pools, Spa, Fitnesscenter, zehn Tenniscourts und zwei 18-Loch-Golfplätze. Sommer-Specials: 6 = 5 von Mai bis September, ab Juni 1 ÜN mit Frühstück ab 360 Dollar. thebreakers.com
– Chesterfield. Englisch angehauchtes Vierstern-Boutiquehotel mit täglichem Afternoon Tea. chesterfieldpb.com
Essen Cafe l’Europe: Das hübscheste Restaurant von Palm Beach. Die Creme de la Creme der Stadt, ein Klavierspieler – und erstklassige Speisen. cafeleurope.com
– Flagler Steakhouse: US Prime Beef und Seafood von Spitzenqualität. Auch glutenfreie und vegetarische Optionen. thebreakers.com/dining
–Renato’s: Amore-Ambiente und tolle Pasta. renatospalmbeach.com
– Chez Jean-Pierre: Familiengeführtes, gemütlich-elegantes Bistro mit klassischer Normandie-Küche und 350 verschiedenen Weinen. chezjean-pierre.com
Kultur Kravis Center for the Performing Arts: Über 800 Events pro Jahr. kravis.org
– Norton Museum of Art: Freier Eintritt freitags und samstags. norton.org
– Flagler Museum: Erst Hochzeitsgeschenk an seine Frau, Winterwohnsitz, Arbeitsplatz, Hotelpalast, dann stimmiges Museum. Alles über das Lebenswerk des visionären Palm-Beach-Gründervaters. flaglermuseum.us
Shoppen Worth Avenue. Nicht nur von Tiffany und Co. blenden lassen, sondern auch in die prächtigen Innenhöfe der edlen Einkaufsmeile schauen. worth-avenue.com
– CityPlace. Open-Air-Mall in West Palm Beach mit Showprogramm und zivilen Preisen. www.cityplace.com
– Palm Beach Outlets. „Echte Marken, unwirkliche Rabatte“ in mehr als 100 Geschäften. www.palmbeachoutlets.com
Auskunft www.thepalmbeaches.com