Leben/Reise

Mein Sehnsuchtsort auf der Südbahn zur Adria

Die Südbahn – großartige Bilder gehen einem da durch den Kopf: die stets gemächliche Fahrt über den Semmering, der sich zu jeder Jahreszeit schön präsentiert; die historischen Industrieanlagen im Mürztal; Kapfenberg und Bruck an der Mur; von dort weiter nach Triest, Koper, Rijeka oder nach Venedig. So oder so, am Ende wartet die Adria.

Mein Sehnsuchtsort ist irgendwo dazwischen. In Slowenien. Er heißt Zidani Most (in der Monarchie auch Steinbrück genannt) und liegt dort, wo die Savinja unter einer Steinbrücke in die Save mündet.

Zidani Most besteht – grob gesprochen – aus drei Bahngleisen, zwei Bahnsteigen, einem Warteraum, einem Fahrkartenschalter und einem archetypischen Bahnhofstschocherl. Mehr ist dort nicht. Muss auch nicht sein. Auf dem alten Bahnknotenpunkt sind irgendwann im Tito-Jugoslawien die Uhren stehen geblieben.

Heute wirkt er wie ein Fossil:

Der menschenleere Warteraum erinnert an eine Epoche, in der man sich auf Bahnhöfen noch ausruhen und unterhalten durfte, ohne dafür bezahlen zu müssen. Klo ist gratis, Wasser auch, dafür gibt es weder Shopping noch Sushi.

Mein absolutes Highlight in Zidani Most ist aber die rustikale „Bahnhofsreste“: Ein Espresso, der es mit dem Wiener Kaffeehauskaffee jederzeit aufnehmen kann, kostet sensationelle 90 Cent, auch beim gut gekühlten Pivo passen Preis und Leistung. Und die Kellner und Kellnerinnen von Zidani Most sind zu allen Bahnreisenden immer nur eines: freundlich.

 

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