Bolivien: Ein Karneval in seiner ursprünglichsten Form
Wer an Karneval denkt assoziiert damit in Südamerika vermutlich Rio de Janeiro und seine weltberühmten Samba-Schulen. Doch auch in anderen Ländern wird der Karneval mit großem Aufwand und viel Hingabe gefeiert. Wer einen echten und authentischen Karneval erleben möchte, bei dem sich wie kaum an einem anderen Ort alte indigene Bräuche und Rituale mit Elementen aus dem christlichen Glauben verbinden, dem sei Oruro im bolivianischen Hochland empfohlen.
Aus dem Archiv: Karneval weltweit
Hier wird der Karneval in seiner reinsten und ursprünglichsten Form gepflegt und zelebriert. Ein farbenfrohes und lautstarkes Spektakel, das alljährlich Hundertausende Menschen in die ansonsten triste und wenig ansehnliche Stadt lockt. Drei Tage lang ziehen die Tanzgruppen auf einer Strecke von etwa drei Kilometern zu Ehren der Virgen del Socavón (Jungfrau der Bergwerksstollen) durch die Stadt. Angefeuert vom frenetischen Jubel der Zuseher tanzen, singen und musizieren sie mit Inbrunst und Hingabe bis tief in die Nacht und teilweise bis zur absoluten Erschöpfung.
Zwei Kostüme pro Tänzer
Die bunten und reich verzierten Kostüme und Masken werden in mühevoller Detailarbeit handgefertigt und mit Gold- und Silberfäden kostbar dekoriert. Jeder Tänzer benötigt mindestens zwei davon, denn die Tradition will, dass der erste Tanz in einem neuen Kostüm und der zweite Tanz in der Tracht vom Vorjahr getanzt wird. Wer zum ersten Mal dabei ist, muss also zwei Kostüme kaufen, ein teures Vergnügen, denn so ein Unikat kann leicht mehrere tausend Dollar kosten.
Oruro selbst ist keine Reise wert, doch wer das Glück hat zum Zeitpunkt des Karnevals in der Nähe zu sein, sollte sich dieses beeindruckende Festival auf keinen Fall entgehen lassen. Das einzigartige Kulturspektakel wurde 2001 sogar von der UNESCO in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.