Politik

Pompöser Abschied von Kim Jong-Il

Eisige Temperaturen, Schneefall, eine graue Nebelsuppe – es war ein trüber Tag, an dem Nordkoreas verstorbener Diktator Kim Jong-Il am Mittwoch noch einmal einen großen Auftritt hatte. In einer pompös inszenierten Zeremonie wurde der Leichnam stundenlang durch die Hauptstadt Pjöngjang geführt, um am Ende im Kumsusan-Mausoleum seine letzte Ruhe zu finden.

Von dort, wo der „Geliebte Führer“ in einem Glassarg aufgebahrt gewesen war, hatte sich der Trauerzug in Bewegung gesetzt. An der Spitze fuhr ein Auto mit einem riesigen Porträt Kim Jong-Ils, der am 17. Dezember im Alter von 69 Jahren einem Herzinfarkt erlegen war. Dahinter eine schwarze Limousine, auf deren Dach der Sarg zur Schau gestellt wurde, umrahmt von einem weißen Blumengesteck. An der rechten vorderen Wagenseite marschierte salutierend sein Sohn Kim Jong-Un, der nun als „Großer Nachfolger“ an der Spitze des Steinzeit-kommunistischen Staates steht.

Hunderttausende Landsleute wurden mobilisiert, um für die nötige Kulisse zu sorgen. Sogar aus dem Ausland wurden sie eingeflogen. „Ich bin krank vor Trauer“ sagte ein Nordkoreaner auf dem Flughafen in Peking, „ich muss so schnell wie möglich in meine Heimat, denn dort ist jetzt Kim Jong-Un der neue Führer.“

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"Vater, Vater"

Vom Kleinkind bis zum Greis, vom Arbeiter bis zum Soldaten – das Staatsfernsehen zeigte Bilder zuhauf, auf denen weinende und verzweifelte Menschen zu sehen waren, ob des Hinscheidens des Diktators. „Der Schnee fällt so endlos wie die Tränen“, sagte ein Militär. „Vater, Vater“, schluchzte ein Zivilist. Andere sollen gar das Bewusstsein verloren haben, so erschüttert seien sie angesichts des Todes des Diktators, der ein hungerndes und verarmtes Volk hinterlässt. Es war wohl eine Mischung von verordneter und echter Trauer – nach Jahrzehnten der Indoktrination.

Demonstration von Macht und Loyalität

Ausländische Gäste waren zu der Inszenierung nicht zugelassen. Dafür schickten nordkoreanische Regime-Gegner aus Südkorea Flugzettel, die sie an Ballons befestigten. Darin riefen sie zum Kampf gegen die Kims auf. Als Lektüre-Anreiz wurden Ein-Dollar-Scheine an die Zettel geheftet.

Heute endet die offizielle Trauerzeit für Kim Jong-Il mit drei Schweigeminuten im ganzen Land. Als sein Vater, Staatsgründer Kim Il-Sung, 1994 starb, wurden noch drei Jahre Trauer dekretiert. Erst danach übernahm der „Geliebte Führer“.

Diese Eile interpretieren Beobachter folgendermaßen: Das Regime wolle demonstrieren, dass der nicht einmal 30-jährige Kim Jong-Un, der über wenig Charisma verfügt, fest im Sattel sitzt. Als Steigbügelhalter fungiert dabei sein Onkel Jang Song-Thaek, der hinter dem „Großen Nachfolger“ marschierte. Er ist der Mann von Kim Jong-Ils Schwester Kim Kyong-Hui, die ebenfalls sehr einflussreich sein dürfte.

Die Kim-Dynastie: Fast 65 Jahre Tyrannei

Kim Il-Sung Der 1912 im damaligen japanischen Kaiserreich Geborene ist der Staatsgründer Nordkoreas. Er regierte das Land seit 1948 mit eiserner Hand und baute um seine Person einen gottähnlichen Kult auf. Er wurde der "Große Führer" genannt und ist als "Ewiger Präsident" de jure noch immer Staatschef. 1994 starb Kim Il-Sung.

Kim Jong-Il Nach dem Tod seines Vaters übernahm Kim Jong-Il die Staatsgeschäfte. Während sein Volk hungerte, pflegte er bis zu seinem Schlaganfall 2008 einen ausschweifenden Lebensstil – etwa mit Vorlieben für schnelle Sportwagen. Zugleich trieb der "Geliebte Führer" das Atomprogramm voran. Experten schätzen, dass Nordkorea in ein bis zwei Jahren über einsatzfähige Atomraketen verfügt, früher als bisher angenommen wurde.

Kim Jong-Un Über den "Großen Nachfolger", der jetzt, nicht einmal 30-jährig, die Zügel übernimmt, ist wenig bekannt. Seine Macht hat er noch nicht konsolidiert.

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